Essen. Im Essener Stadtteil Frohnhausen ist eine Seniorin in ihrer eigenen Wohnung offenbar erschlagen worden. Die Nachbarn sind entsetzt.

Nach dem gewaltsamen Tod einer 86 Jahre alten Frau am Dienstag (30. Mai) in Essen-Frohnhausen hat die Polizei eine Mordkommission eingesetzt. Die Ermittler gehen von einem Tötungsdelikt aus und suchen dringend Zeugen. Offenbar ist die Rentnerin Helene F. erschlagen worden.

Der Tatort befindet sich auf der Adelkampstraße, einer ruhigen Wohnsiedlung nahe der A 40.

„Wer hat am 30. Mai zwischen 6 und 13 Uhr verdächtige Beobachtungen gemacht?“ Solche Zettel hat die Polizei am Tatort aufgehängt.
„Wer hat am 30. Mai zwischen 6 und 13 Uhr verdächtige Beobachtungen gemacht?“ Solche Zettel hat die Polizei am Tatort aufgehängt. © Gert Niewerth | Gerd Niewerth

Wie die Polizei mitteilt, waren der Johanniter-Rettungsdienst und die Polizei am Dienstag alarmiert worden. In der Wohnung fanden die Einsatzkräfte die Leiche der 86-Jährigen.

Tatort: eine Wohnung an der Adelkampstraße

Eine eingerichtete Mordkommission unter Leitung der Staatsanwaltschaft Essen übernahm die Ermittlungen.

Bei der Obduktion am Mittwoch (31. Mai) sei festgestellt worden, dass die Seniorin gewaltsam zu Tode gekommen sein muss.

Die Ermittlungen der Polizei laufen auf Hochtouren. Am Mittwochnachmittag habe es bereits umfangreiche Suchmaßnahmen im Wohnumfeld der Frau gegeben, um Hinweise auf das Tatgeschehen zu erlangen.

Zeugenaufruf vor Ort

In der Nähe des Tatortes haben die Einsatzkräfte Plakate mit einem Zeugenaufruf verbreitet.

Die Mordkommission sucht dringend Zeugen. In dem Aufruf heißt es: „Wenn Sie Dienstag in der Zeit von 6 - 13 Uhr Beobachtungen gemacht haben, die mit der Tat in Verbindung stehen könnten, melden Sie sich bitte schnellstmöglich unter der 0201 829-0 bei der Polizei Essen.“

Wohnung liegt in der zweiten Etage

Die Adelkampstraße in Frohnhausen: An ihrem Ende, an der Einmündung zur Schweriner Straße, steht das gepflegte Mehrfamilienhaus, in dem sich das schreckliche Verbrechen ereignet hat. Die Wohnungstür in der zweiten Etage ist voller schwarzer Flecken, ein Hinweis auf die intensive Arbeit der Spurensicherung. Einbruchspuren? Fehlanzeige.

Es ist ein Vorgang, der dem Geschehen am Tatort-Haus eine leicht makabre Note verleiht: Zuerst fährt in der Mittagszeit am Donnerstag ein Ermittler-Team der Kriminalpolizei vor und verschwindet mit Koffern und Ausrüstung in dem Haus, kurz darauf fährt ein Kombi mit der Werbung „Krimidinner“ vor. Ein Mann liefert Essen aus.

Die Nachbarn sind schockiert

Die Menschen in dem Haus stehen seit 48 Stunden kollektiv unter Schock. „Ich bin mit dem Nerven am Ende“, sagt eine ältere Nachbarin und wischt sich eine Träne von der Wange. „Sie war eine ruhige Frau und sehr vorsichtig“, fügt sie hinzu. „So schnell machte sie die Tür nicht auf.“ Die Nachbarin und das Opfer haben sich gut gekannt. „Wir sind zusammen zum Markt gegangen.“

Zur möglichen Tatzeit am Dienstagvormittag hat sich die Nachbarin in ihrer Wohnung aufgehalten. „Aber ich habe überhaupt nichts mitgekriegt.“ Normalerweise, so berichtet sie, sei die 86-Jährige dienstagmorgens immer von einem Fahrdienst abgeholt und zu einer Senioreneinrichtung gebracht worden. Doch an diesem Dienstag sei sie, wie sich später herausstellen sollte, offenbar krankheitsbedingt zu Hause geblieben.

Deshalb habe eine Nichte, die davon wusste, sie besuchen wollen. Gegen 11.45 Uhr habe sie an der Tür geschellt, doch sie öffnete nicht. Daraufhin sei die Nichte zu ihr gekommen, berichtet die Nachbarin. „Ich habe das Telefon genommen und sie angerufen.“ Ebenfalls vergeblich.

Das Haus an der Adelkampstraße in Essen-Frohnhausen befindet sich unmittelbar an der A 40.
Das Haus an der Adelkampstraße in Essen-Frohnhausen befindet sich unmittelbar an der A 40. © Gerd Niewerth | Gerd Niewerth

Schließlich habe man gemeinsam entschieden, den Johanniter Hilfsdienst zu benachrichtigen, der einen eingeschweißten Schlüssel zur Wohnung besitzt. Als ein Mitarbeiter die Wohnung betritt, ist das Entsetzen groß: Die 86-Jährige habe leblos auf dem Boden gelegen. Kurz darauf treffen der Notarzt und Rettungssanitäter ein. Weil sofort der Verdacht aufkommt, dass hier ein Mensch umgebracht worden ist, eilen Polizisten und Kripobeamte zum Tatort. Den ganzen Tag über halten sie sich in der Wohnung auf. Erst gegen 18.30 Uhr sei der Leichnam der Getöteten abtransportiert worden, heißt es.

„Ich bin sprachlos und kann nicht mehr schlafen“

Eine andere Bewohnerin des Hauses, die erst vor kurzem eingezogen ist, sagt im Hausflur: „Ich bin sprachlos und kann nicht mehr schlafen.“ Bei dem Gedanken an das Tötungsdelikt ziehe jedes Mal ein Schauer über ihren Rücken. „Ich bekomme Gänsehaut und habe jetzt Angst.“

Zum Schock kommt in dem Mehrfamilienhaus die Ratlosigkeit hinzu: Wer erschlägt eine offenbar wehrlose 86 Jahre alte Frau in ihrer Wohnung? Wer tut so etwas?

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