Essen. . Parteichef Thomas Kutschaty hat erste Gespräche mit möglichen Herausforderern von OB Thomas Kufen geführt: „Wir setzen auf Sieg, nicht auf Platz“
Noch herrscht großes Rätselraten, wer denn für die SPD den amtierenden Oberbürgermeister Thomas Kufen bei der Wahl im Herbst 2020 herausfordert – auch und gerade innerhalb der Partei. Damit aber ist bald Schluss, das hat der neugewählte Parteivorstand am Wochenende auf einer Klausurtagung in Billerbeck beschlossen: Spätestens im Februar und damit deutlich vor der Nominierung der Kandidaten für Stadtrat und Bezirksvertretungen soll klar sein, mit wem an der Spitze die Sozialdemokraten ins Rennen gehen.
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„Es geht uns bei der OB-Wahl nicht nur um einen Achtungserfolg oder eine Zwischenlösung“, betont Parteichef Thomas Kutschaty: „Wir setzen auf Sieg und nicht auf Platz.“ Eine selbstbewusste, fast schon trotzige Ansage für die eigenen Reihen, in denen auch bekannte Genossen sich zuletzt fragten, ob man denn im Wettstreit gegen Amtsinhaber Thomas Kufen einen eigenen Bewerber überhaupt „verheizen“ sollte. Kufen hatte zuletzt in mehreren Umfragen ausgesprochen gute Werte erzielt.
Gute Umfragen für Kufen? „Das verunsichert uns nicht“
„Das verunsichert uns nicht“, kontert Kutschaty – und verweist zum einen auf die lange Zeit bis zum Wahltermin im Herbst 2020. Da könne die politische Großwetterlage genauso wie die Stimmung vor Ort noch deutlich kippen. Zum anderen hätten auch die Beliebtheitswerte von Ex-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft einst nicht verhindern können, dass die SPD aus der Regierung flog.
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An der Stadtspitze gebe es jedenfalls „einiges, was man besser machen muss“, glaubt der Chef von rund 3770 Essener Sozialdemokraten, die nun bis zum Jahresende Zeit haben, sich oder andere für die OB-Kandidatur vorzuschlagen. Kutschaty bekennt, dass er selbst bereits mehrere Kandidaten-Gespräche geführt hat und deshalb sicher ist, eine „hervorragende Lösung“ präsentieren zu können. Wer immer sich noch mit seiner Bewerbung einreihen werde.
Seine eigene Kandidatur schließt der SPD-Chef aus
Namen wurden auch im Kreis des Vorstands noch nicht preisgegeben, weshalb das Rätselraten vorerst weitergeht: Wie Kutschaty sich ausgedrückt habe, das spreche dafür, „dass er eine bestimmte Person im Auge hat und diese überraschend auf die Stadtgesellschaft wirken wird“, sagte am Sonntag ein Teilnehmer der Klausurtagung.
Sei’s drum, mancher scheint schon zutiefst erleichtert, dass die Partei der Peinlichkeit entgeht, niemanden aufbieten zu können. Wer’s aber ist, auf den man bislang trotz aller Grübelei nicht gekommen ist, darüber mag niemand spekulieren. Nur so viel ist klar: Kutschaty selbst ist außen vor, er habe auch auf der Tagung noch einmal eine Bewerbung für sich „kategorisch ausgeschlossen“, heißt es.
„Authentisch, volksnah und glaubwürdig“
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Stattdessen ist der 50-jährige Parteivorsitzende nun in der Moderatorenrolle und beschreibt das Profil des oder der Wunschkandidaten/-in so: „Authentisch, volksnah und glaubwürdig“, was schon der Lebenslauf verkörpern müsse – „er oder sie sollte auch ein Leben außerhalb der Partei haben“, ein Zugeständnis nicht zuletzt an jene, die sich sorgen, die Kandidatensuche laufe erneut auf jemanden zu, dessen berufliche Erfahrungen sich auf die Büros von Mandatsträgern in Bund oder Land beschränken. Nein, erfolgreiche Arbeit sei auch auf anderen Feldern willkommen, „das muss kein Politprofi durch und durch sein“.
Aber doch wohl ein eingeschriebener Sozialdemokrat? Und aus Essen? Kutschaty will an dieser Stelle erst einmal „nichts ausschließen“. Und betont, der Hinweis, in der eigenen Partei gebe es einen „großen Fundus“ guter Leute, mag er ebenso wenig als Zeichen für einen Essener verstanden wissen wie die Ankündigung, dass dieser jemand ausreichend Zeit bekommen müsse, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren.
„Wir müssen den OB in Essen zurückholen“
Klar ist auf jeden Fall, dass Essen für die SPD weit über die Stadtgrenzen hinaus als „symbolträchtig“ gilt. Folglich erhofft man sich wohl auch Unterstützung von Landes- und Bundesebene. „Wir müssen den OB in Essen zurückholen“, sagt Kutschaty.
Und nun dürfen alle bis auf weiteres rätseln, mit wem.
>>> SPD FRAGT: WIE SOLL „MEINE STADT“ AUSSEHEN?
Neben den personellen will Essens SPD auch inhaltliche Weichen stellen.
Geplant ist dazu eine umfangreiche Bürgerbeteiligung unter dem Motto „Meine Stadt“.
Im Blickpunkt stehen die vier Themen Bildung, Wohnen, Mobilität und Integration.
„Wir wollen nicht vom grünen Tisch aus urteilen, sondern binden die Bürger ein“, sagt SPD-Chef Thomas Kutschaty.
Die Ergebnisse sollen ins Kommunalwahl-Programm einfließen.