Essen. . Seit über drei Monaten vermietet das Berliner Start-Up-Unternehmen „Byke“ 150 Mieträder in Essen. Die Stadt spricht von „positiven Erfahrungen“.

Vor mehr als drei Monaten ist der neue Fahrrad-Verleiher „Byke“ in Essen an den Start gegangen und hat über 150 Mieträder an zentralen Stellen im Stadtgebiet positioniert. Die Räder können vom Nordviertel bis Bredeney und von Fulerum bis Bergerhausen im öffentlichen Straßenraum abgestellt werden. Hier und da gab es Bedenken seitens der Politik, dass zu viele Räder im Weg stehen könnten oder gar verwahrlost irgendwo zurückbleiben würden. Die Befürchtungen haben sich aber nicht bestätigt.

Im Gegenteil: Die Stadt stellt dem Berliner Start-Up-Unternehmen ein gutes Zwischenzeugnis aus. Man habe sowohl mit dem Neuling „Byke“ wie auch mit dem seit Jahren hier auftretenden Verleiher „Nextbike“ bisher „positive Erfahrungen“ gemacht. Beide Anbieter seien mit einem „aktiven Service vor Ort und reagieren auf Ansprache zügig“, betont Stadtsprecherin Christina Waimann.

Fahrrad-Verleiher tauscht in Essen die Ständer aus

Dies ist gerade hinsichtlich „Byke“ wichtig. Die 400 Mieträder von „Nextbike“ dürfen nur an den Stationen von „Metropolraduhr“ abgeholt und abgestellt werden. Damit ist eine bessere Kontrolle und Übersicht möglich. „Byke“ dagegen hat keine Stationen und erfährt nur über das satellitengesteuerte GPS, wo die Kunden die Fahrräder abgestellt haben – von zentralen Plätzen am Hauptbahnhof bis zur entlegenen Sackgasse. Damit ein defektes Fahrrad nicht irgendwo rumsteht, schaut ein in Altenessen ansässiges Service-Team immer wieder nach dem Rechten.

Das scheint zu klappen. „Wir gehen Beschwerden nach. Wir reagieren sofort“, versichert der für Essen zuständige Byke-Koordinator Niko Kadjaia. So werden sukzessive die an den 150 Mieträdern stationierten Ständer gegen stabilere ausgetauscht, nachdem starker Wind reihenweise Mieträder umgestoßen hatte. Auch habe sich bisher nur ein größerer Vandalismus-Fall ereignet.

„Byke“ will noch mehr Räder in Essen aufstellen

Der Berliner Verleiher ist mit seinem Essener Auftritt zufrieden. „Wir haben unser Geschäftsgebiet in Essen inzwischen ausgeweitet“, erklärt Geschäftsführerin Julia Boss. Während man sich anfangs noch auf die Innenstadt im Drei-Kilometer-Radius konzentrierte, können jetzt die Räder auch in der Nähe des Baldeneysees abgestellt werden – oder sogar in der Duisburger oder Mülheimer Innenstadt, wo „Byke“ ebenfalls ein Verleihnetz aufgebaut hat.

Eine Diskussion über eine Satzung mit strengen Auflagen wie in Düsseldorf wird in Essen nicht geführt. Das Rathaus legt lediglich Wert darauf, dass die Anzahl der Mieträder „in angemessenem Verhältnis“ zur Nutzung steht. Und: „Es ist darauf zu achten, beim Abstellen keine Behinderungen zu verursachen“, so Waimann. Die Stadt sieht sowohl in „Nextbike“ als auch in „Byke“ eine „sinnvolle Ergänzung im Mobilitätsangebot“.

„Byke“ will demnächst noch mehr Mieträder aufstellen, weil die Nachfrage zunimmt. „Wir haben steigende Nutzer-Zahlen – in der ersten Tageshälfte vom Hauptbahnhof Richtung nördliche Innenstadt und Uni. In der zweiten Tageshälfte haben wir eine stärkere Auslastung in Richtung Rüttenscheid“, berichtet Kadjaia. Zudem: „Die Essener lieben es, am Wochenende zu radeln. Da registrieren wir die längsten Fahrten.“

Seit dem Start sind knapp 6000 Fahrten gebucht worden. Die durchschnittliche Fahrtzeit lag bei 23 Minuten, die meisten Ausleihen gibt es zwischen 14 und 20 Uhr.

>> 30 MINUTEN KOSTEN 50 CENT

„Byke“ ist in Frankfurt, im Rhein-Main-Gebiet, in Berlin und im Ruhrgebiet mit über 2000 Mieträdern tätig.

Die Fahrt kostet pro halbe Stunde 50 Cent, die Tageskarte drei Euro. Nutzer müssen sich online für eine App registrieren und erhalten einen Code, wenn sie ein Fahrradschloss öffnen wollen. Eine interaktive Karte zeigt, wo das nächste Fahrrad steht. Geortet wird das Rad über GPS.

Zwar haben vier weitere Anbieter ihr Interesse bekundet, sich in Essen anzusiedeln, konkrete Termine gibt es aber nicht.