Essen . Private Anbieter sollen in Essen das Ladenetz für Elektroautos flächendeckend ausbauen. Dafür will die Stadt 200 Parkplätze zur Verfügung stellen.
Die Stadt will in einem Los-Verfahren 200 öffentliche Parkplätze im Essener Stadtgebiet privaten Stromanbietern zur Verfügung stellen, die flächendeckend Ladesäulen für Elektroautos betreiben wollen. Eine Richtlinie soll alles schwarz auf weiß klären, die Politik will aber erstmal bei dem ein oder anderen Satz nachhaken, bevor sie sich festlegt. Einig ist man sich im Grundsatz, das Ladenetz von aktuell 30 Säulen zu erweitern, damit Besitzer von Elektroautos überall in Essen auftanken können, bevor ihre Batterie schlapp macht. Allerdings sollte aufgrund der akuten Parkplatznot behutsam vorgegangen werden.
Denn zugelassen sind in Essen gerade mal 335 Elektroautos. Da klingt die Zahl von 200 reservierten Parkplätzen zum Aufladen erstmal hoch. Die Stadt hat zugesagt, dass der Ausbau „bedarfsgerecht“ und „schonend“ erfolgen soll. Wie in einem Stadtplan soll deshalb ein Raster angelegt werden, so dass in einem je 200 mal 200 Meter großen Bereich nur eine einzige Ladesäule für zwei Autos stehen darf. Erst wenn die zu über 70 Prozent ausgelastet wird, darf eine zweite Säule für zwei weitere Ladeplätze installiert werden.
Falschparker blockieren Ladesäulen in Essen
Doch da sollen die Bezirksvertretungen noch ein Wörtchen mitreden, finden SPD und CDU. Der Vorsitzende des Bau- und Verkehrsausschusses Rolf Fliß (Grüne) kann sich im Grundsatz mit diesem Modell anfreunden. „Wir wollen die Elektromobilität fördern. Und wir wollen Modellstadt sein“, betont er. Wichtig für ihn ist, dass die Besitzer von Elektroautos mindestens sechs Stunden den Abstellplatz nutzen dürfen. „Erst dann ist die Batterie voll.“ Vor allem sollten die Ladeplätze nicht von anderen Autofahrern blockiert werden. Deshalb sei eine stärkere Überwachung nötig, um Falschparker abzuschleppen. „Ich kenne Leute, deren Elektroautos hatten fast keinen Saft mehr, weil der Ladeplatz zugeparkt war“, so Fliß.
Sein Vorschlag, zumindest in der Anfangsphase den Autofahrern während der Ladezeit die Parkgebühr zu erstatten, um Anreize für die umweltgerechte Mobilität zu schaffen, wird bei der FDP auf Ablehnung stoßen. Dann würden andere Parkplatzsuchende benachteiligt, so die Argumentation.
Essen will auf Sondernutzungsgebühr verzichten
Und dass die Stadt von den Stromanbietern keine Sondernutzungsgebühr kassieren will, behagt den Freidemokraten gar nicht. „Die wollen mit den Ladesäulen eines Tages Gewinne machen. Dann muss aber eine arme Stadt daran partizipieren“, betont Thomas Spilker, verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. „Wir sollten nach einer Übergangszeit von drei oder vier Jahren Gebühren von den Betreibern für die von uns zur Verfügung gestellte Fläche verlangen“, findet er.
Laut Stadt rechnen sich die Ladesäulen nach acht bis zehn Jahren. Die Kosten für eine rund 6800 Euro teure Ladesäule werden vom Staat zu 40 Prozent bezuschusst.
Im Rathaus haben sich bereits mehrere potenzielle Investoren gemeldet, die Ladesäulen aufstellen wollen. Allein Innogy interessiert sich für über 50 weitere Standorte.
>> LADESÄULEN SOLLEN STADTBILD NICHT VERSCHLECHTERN
Die als Entwurf vorliegende Richtlinie zur Ladeinfrastruktur sieht vor, dass die Ladesäulen ein bestimmtes Flächenmaß nicht überschreiten. Anlass dafür ist, dass zu große Säulen sich negativ auf das Stadtbild auswirken könnten. Schnelllade-Tankstellen wie am Hauptbahnhof sind für dieses Ausbau-Programm zunächst nicht vorgesehen.
Im bundesweiten Vergleich nimmt die Stadt Essen derzeit nur einen mittleren Platz ein. Nach einer Studie des CAR Center der Uni Duisburg-Essen unter Federführung von Professor Ferdinand Dudenhöffer kam im vergangenen Jahr nur eine Ladesäule auf 15 265 Einwohner. In Stuttgart dagegen waren es 2694 Einwohner pro Säule.