Emmerich. Die Anregung einer Markthalle wird später beim Stadtentwicklungskonzept mit abgewogen. Aber die CDU sieht jetzt Handlungsbedarf.

Die Errichtung einer Markthalle in den leerstehendem Ladenlokal im Rheincenter, in dem bis zuletzt Rewe untergebracht war, wird im Rahmen der Fortschreibung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes 2025 berücksichtigt. Wie berichtet sieht eine politische Mehrheit aus CDU und SPD die Idee schon sehr kritisch. Aber die CDU sieht darüber hinaus beim Thema Leerstand im Rheincenter eine Dringlichkeit, die nicht bis zur Fortschreibung des Konzeptes warten könne.

„Die CDU-Fraktion lädt in eine Arbeitsgruppe Rheincenter ein“, erklärt Tim Krebber, Vorsitzender, im Rat. Parteiübergreifend könne hier das Thema besprochen werden. „Dass wir nicht der Eigentümer sind, ist klar. Aber uns rennt die Zeit davon“, schilderte Krebber.

+++ Das hatte die NRZ zuvor berichtet +++

Könnte im bisherigen Ladenlokal von Rewe im Rheincenter eine Markthalle entstehen? Mit dieser Anregung hat sich ein Bürger, Udo Kersjes, mit einer Eingabe an den Rat gewandt. Der Rat tagt öffentlich am Dienstag, 9. April, 17 Uhr, in der Aula der Gesamtschule Emmerich, und wird das Thema diskutieren. Die Verwaltung schlägt vor, die Eingabe im Rahmen der Fortschreibung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (Isek) 2025 zu berücksichtigen.

Rheincenter ist nicht im Besitz der Stadt

Die Verwaltung macht in der Vorlage aber erstmal deutlich, dass das Rheincenter sich nicht im Besitz der Stadt Emmerich befinde. Der Eigentümer entscheidet, wie das Objekt künftig vermietet wird. Der Umgang mit dem Rheincenter werde in einer ganzheitlichen Betrachtung sicherlich Thema im Isek sein.

Der Antragsteller, der den Einzelhandel in Emmerich für tot hält, träumt von einem regen Treiben in einer Markthalle, schwört das „südliche Flair“ und das „mediterrane Lebensgefühl“ herbei. „Seit einigen Jahren steigt die Nachfrage von Produkten direkt vom Erzeuger, Nachhaltigkeit im Handel bzw. ökologische Prinzipien beim Lebensmitteleinkauf. Eine Markthalle bietet den Händlern aus der Region und die Nähe zu den Niederlanden die Möglichkeit, ihre Produkte ganzjährig witterungsgeschützt anzubieten“, erklärt Kersjes.

CDU-Vorschlag wurde abgelehnt

Die CDU hatte wie berichtet vorgeschlagen, dass Teile der Verwaltung die Rewe-Flächen im Rheincenter übernehmen könnten. Der Rat hat diesen Vorschlag aber bereits abgelehnt.

3400 Quadtratmeter ist die Fläche groß, die im Herzen der Innenstadt seit dem 23. März frei ist. Vermieter des Objekts ist Arien Wessels.

Gastronomie könnte auf sich aufmerksam machen

Ferner könne die Gastronomie eingebunden werden; nämlich jene, „die zum Beispiel ein außergewöhnliches Restaurant in anderen Städten betreiben und hier im Stadtzentrum Emmerichs auf sich und ihr Angebot aufmerksam machen wollen“. Auch eine kulturelle Nutzung sei denkbar. Als erfolgreiches Beispiel wird die Freiburger Markthalle genannt. Der Antragsteller sieht eine Aufwertung der Innenstadt durch eine Markthalle. Das Rheincenter sei perfekt dafür und ließe sich auch im niederländischen Grenzgebiet gut vermarkten. Ferner habe eine Facebook-Umfrage gezeigt, dass Bürger die Idee „sehr gut“ fänden.

Das klingt alles blumig, aber die CDU-Fraktion schwingt die Realitätskeule und lehnt die Idee ab. CDU-Fraktionschef Tim Krebber argumentiert, warum die Christdemokraten, die darüber intern gesprochen haben, nicht viel von diesem Ansatz halten. „Die Eingabe war erwartbar, ist aber vollkommen unrealistisch. Grundsätzlich wäre eine Markthalle wie vorgeschlagen eine echte Alternative, allerdings wird das an der Zahl der Händler scheitern, die man dafür benötigt.“

CDU hält 35 bis 40 nötige Händler für unrealistisch

„Bei einer Markthalle rechnet man je Händler mit einer Fläche von 80 bis 90 Quadratmetern“, führt Krebber fort: „Im Ergebnis benötigt man also etwa 35 bis 40 Händler, um diese Fläche zu bewirtschaften. Im Vergleich dazu: Auf dem Wochenmarkt stehen samstags etwa zwölf Händler und in die Markthalle müssten jeden Tag 40, um diese sinnvoll zu belegen. Wenn es gelingen sollte, neue Händler für Emmerich zu begeistern, wären diese allerdings in den leerstehenden Ladenlokalen deutlich besser aufgehoben, um die Innenstadt wiederzubeleben und attraktiver zu machen.“

Die SPD-Fraktion hatte die Facebook-Debatte, die der Eingabe vorausging, schon beobachtet. „Auf dem Wochenmarkt sind jetzt mal ein paar Händler dazu gekommen. Die Belebung ist schön und gut, aber eine Markthalle wäre ziemlich trostlos. Das kann Emmerich nicht leisten. Das wäre kontraproduktiv“, sagt Fraktionschefin Meike Schnake-Rupp. Denn mehr als eine Handvoll Händler würden sich nicht finden lassen, schätzt sie: „Um Atmosphäre zu schaffen, müsste da richtig was los sein. Das sehe ich nicht in Emmerich“.

Wessels spricht mit Fraktionen

Ohnehin setzt die Politik auf einen anderen Weg. Eigentümer Wessels wird mit den Fraktionen demnächst in Gespräche treten, so Schnake-Rupp. Da könne man erstmal hören, was er sagt. Die SPD-Fraktionsvorsitzende kann sich vorstellen, dass das große Ladenlokal für zwei Mieter geteilt wird. Dann hätte man immer noch zwei große Flächen, die in der jüngeren Vergangenheit ja immer mal wieder gesucht wurden in der City.

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