Rees/Rom. Gerd Scholz (72) aus Rees wollte schon lange den Papst treffen. Doch allein konnte er nicht reisen. So ging der Traum in Erfüllung.
Der 72-jährige Gerd Scholz wollte schon lange den Papst treffen. Doch eine Reise für ihn kam nur mit Begleitung infrage. Das konnte ihm die Lebenshilfe jetzt ermöglichen. Einmal den Papst aus nächster Nähe sehen – für viele Christen ist das ein Lebenstraum. Gerd Scholz aus Rees hat sich diesen endlich mit 72 Jahren erfüllen können. Er reiste für vier Tage nach Rom.
„Mein Vater war sehr gläubig und hat mich schon als kleines Kind in die Kirche und den Prozessionen mitgenommen. So bin ich zum Glauben gekommen“, erzählt Gerd Scholz. Viele Jahre arbeitete er im Entsorgungsdienst einer Klinik in Wesel. „Hier erzählte mir ein Kollege von der Generalaudienz des Papstes“, so Gerd Scholz. „Da wollte ich dann auch mal hin.“ Doch an eine Reise allein war bisher nicht zu denken.
Auf Unterstützung angewiesen
Seit seiner Geburt lebt Gerd Scholz mit einer geistigen Behinderung und ist auf Unterstützung angewiesen. Mit dem Einzug in das Wohnheim der Lebenshilfe Unterer Niederrhein in Rees-Groin kam ein Wandel. Hier wohnt Gerd Scholz seit seiner Berentung und erzählte den Mitarbeitern der Wohnstätte, dass er einen Besuch beim Papst gerne noch erleben wolle. Das war kurz vor der Corona-Krise.
Die Mitarbeiter aus dem Wohnheim hielten an seinem Wunsch fest und nahmen Kontakt mit dem Familienunterstützenden Dienst (FuD) der Lebenshilfe auf. Der organisierte noch bis vor wenigen Jahren begleitete Reisen gezielt für Menschen mit Handicap und hat ein Netzwerk mit passenden Reisebegleitern.
Konkrete Planungen aufgenommen
Für alle Beteiligten stand aber fest, dass eine Reise nur ohne Infektionsgefahren und Reisebeschränkungen möglich ist – unter anderem auch um die Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Beschäftigten zu schützen. Zum Frühling des vergangenen Jahres konnten die Planungen wieder konkret aufgenommen werden.
Der FuD plante gemeinsam mit Gerd Scholz, dem Wohnheim und der gesetzliche Betreuung eine viertägige Flugreise nach Rom mit drei Übernachtungen. Als Reise-Begleitung flog Marvin Feldkamp mit. „Ich reise selber gerne und habe viele begleitete Reisen für Menschen mit Handicap von 1:1-Betreuung bis Großgruppen auch beim FuD der Lebenshilfe geplant sowie begleitet“, erzählt er. Rom war für ihn kein Neuland.
Tickets drei Monate vorher gebucht
Schon öfters besuchte er die geschichtsreiche Stadt und wusste auch, wie Gerd möglichst früh und damit in die erste Reihe bei der Generalaudienz kommen konnte. Die Tickets dafür buchte Marvin Feldkamp rund drei Monate vorher. „Die Reise nur mit Gerd hatte die Vorteile, dass wir uns ganz auf seine Wünsche konzentrieren konnten. Und für mich persönlich war es natürlich schön, gemeinsam mit ihm seinen Lebenstraum zu verwirklichen“, berichtet Marvin Feldkamp.Mit seiner Rom-Erfahrung buchten sie ein bezahlbares sowie gutes Hotel in zentrums- und vatikannähe.
„Damit Gerd die Reise in dieser kurzen Zeit maximal genießen kann, war es von Vorteil, keine langen Anfahrtswege zu den zentralen Sehenswürdigkeiten zu haben“, so Marvin Feldkamp. Sie kamen jeweils trotzdem täglich auf ihre 22.000 bis 27.000 Schritte, die circa 17 bis 22 Kilometer entsprachen. Kirchen, Museen, das Kolosseum und viele weitere Sehenswürdigkeiten besichtigte das Reiseteam. Und bereits am zweiten Reisetag stand die Generalaudienz bei Papst Franziskus an. Gegen fünf Uhr morgens standen beide auf, um Plätze in der ersten Reihe zu bekommen.
Aus nächster Nähe gesehen
Auch dafür wusste Marvin Feldkamp die richtigen Wege, sodass Gerd Scholz den Papst direkt aus nächster Nähe sehen konnte. Der Moment mit dem Papa-Mobil dauerte dann zwar nur wenige Sekunden, aber für Gerd Scholz war es ein prägendes Ereignis. „Ich zehre noch lange davon“, sagt er selbst zufrieden, das für sich abhaken zu können. Er könne sich aber vorstellen, erneut nach Rom zu reisen – dann für einen längeren Zeitraum.
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