Emmerich. Die Niederländerin Victoria Akse-Önal und der Moldawier Maxim Doroftei führe die einzige Gynäkologie-Praxis in Emmerich fort. Das ist neu.
Gute Nachricht für alle Frauen in Emmerich. Die frauenärztliche Versorgung in der Stadt ist nach dem Abschied von Mitra Sarvestani-Alikhah und dem Tod von Dr. Anja Gbur gesichert. Mit Victoria Akse-Önal und Maxim Doroftei haben zwei junge, motivierte Gynäkologen die Praxis an der Kurzen Straße übernommen. Ein aufgeschlossenes Duo, mit dem Patientinnen sicherlich leicht warm werden können. „Wir sind nett. Keiner muss sich scheuen, uns Fragen zu stellen. Wir denken gerne mit“, sagt Akse-Önal.
Auch die sicherlich bei einigen Patientinnen noch vorhandene Hemmschwelle, sich von einem Mann behandeln zu lassen, ist sich Akse-Önal sicher, werde durch den Aufbau von Vertrauen überwunden werden: „Wenn sie ihn kennenlernen, dann klappt schon.“
Im Krankenhaus kennengelernt
Die 39-Jährige ist Niederländerin aus Vriesland, studierte in Utrecht Medizin (Master of Science), nachdem sie erst mit Tiermedizin angefangen hatte. Ihr heutiger Ehemann stammt aus der Türkei, als der Gedanke kam dorthin auszuwandern, stellte sie fest, dass Tiermediziner es in der Türkei nicht so leicht haben. Also sollte es die Gynäkologie sein. Ihr Mann kam dann allerdings hier rüber; das Paar zog nach Emmerich, bekam drei Kinder und lebt heute in `s-Heerenberg.
Von 2014 bis 2017 arbeitete Akse-Önal im Willibrord-Spital in Emmerich, wodurch sie Sarvestani-Alikhah auch kennenlernte. Dann folgte der Wechsel zum St. Marien-Spital nach Wesel, wo sie Oberärztin wurde. Ab Januar 2023 arbeitete zwei Tage die Woche bei Dr. Susanne Krebber in Kleve. In dieser Zeit meldete sich Sarvestani-Alikhah, weil sie eine Nachfolgerin suchte und Unterstützung, weil Dr. Gbur verstorben war. „Schon ab Juni 2023 arbeitete ich zwei Tage die Woche in Emmerich und drei Tage im Marien-Hospital“, schildert die 39-Jährige.
Gewissenhafter Arzt ist „prettig“ im Umgang
Für eine Übernahme, war sich die Niederländerin klar, bräuchte sie Unterstützung. Sie erinnerte sich an Maxim Doroftei, mit dem sie in Wesel vier Jahre zusammenarbeitete: „Er ist ein sehr gewissenhafter Arzt und prettig im Umgang“, wie sie auf Niederländisch sagt, also angenehm: „Mit ihm schaffe ich es“, war sie sich sicher. Der Moldawier ließ sich dafür begeistern.
Der 34-Jährige ist verheiratet. Er studierte in Bukarest Medizin; sein Doctor-Medic wird Deutschland anerkannt. In der rumänischen Hauptstadt arbeitete er drei Jahre als Assistenzarzt, bevor es 2018 nach Deutschland ging. Hier hospitierte er zunächst sechs Monate im St. Marien-Spital in Wesel, bevor er 2019 Assistenzarzt wurde. Ab 2023 durfte er sich Oberarzt nennen. Seit 1. Januar betreibt er nun mit Akse-Önal die Praxis in Emmerich. Die Zulassung kam im Dezember.
Eingespieltes Praxisteam erleichterte den Einstieg
Der Einstieg wäre nicht so leicht, wenn das Praxisteam nicht so gut wäre: „Bei null anfangen. Ich weiß nicht, ob ich das gemacht hätte. Die Mädels hier sind gut und eingearbeitet. Wir sind ganz herzlich empfangen worden“, freut sich die Niederländerin. Im Februar stößt noch eine Medizinische Fachangestellte dazu, dann stehe das Team.
Neues Angebot durch die Anschaffung eines Kolposkops
Das neue Führungsduo möchte investieren. Ein Kolposkop wird angeschafft, womit das Spektrum der medizinischen Versorgung erweitert wird. „Gibt es in der Krebsvorsorge Auffälligkeiten in der Gebärmutter, dann können diese mit dem neuen Gerät abgeklärt werden“, schildert Akse-Önal. Dafür kämen Proben unter dieses gynäkologische Mikroskop. In Kooperation mit dem Marien-Spital wolle man diese Untersuchung anbieten. Ferner werden zwei neue Ultraschallgeräte angeschafft: „Wir sind die ganz guten Geräte aus dem Krankenhaus gewohnt“, sagt die Chefin.
Vorantreiben möchte die Gynäkologen die Digitalisierung der Praxis. Dem jüngeren Duo wird das wohl etwas leichter fallen. „Wir planen eine neue Internetseite, auf der man Termine online ausmachen kann“, verrät Doroftei. Eins nach dem anderen, denn das Einarbeiten der Abläufe, der bürokratische Aufwand oder Bestellungen wollen erledigt werden. Zwölf Bankkonten hat die Praxis zu betreuen. „Selbst das Praxisschild an der Tür als auch Visitenkarten fehlen noch“, erinnert Doroftei.
Die Sprechzeiten – die Sprachen
Die Sprechzeiten sind montags, dienstags und donnerstags von 8.30 bis 12 und 14.30 bis 18 Uhr, mittwochs von 8.30 bis 12 sowie ab Februar von 14.30 bis 17 Uhr als reine Dysplasie-Sprechstunde, und freitags von 8.30 bis 12 Uhr.
Doroftei und Akse-Önal decken die Sprachen Deutsch, Niederländisch, Türkisch, Rumänisch, Russisch und Englisch ab. Mit Ukrainern kann Doroftei sich häufig verständigen. Eine Angestellte spricht zudem Kurdisch. Da beide Mediziner in Vollzeit arbeiten, ist das Terminpotenzial sogar größer als früher.
Kooperation mit Hebammen angestrebt
Ferner werden Gespräche mit Hebammen geführt, um eine Kooperation zu vereinbaren. So könne man für Schwangere das Angebot erweitern und eine Erleichterung für die eigene Arbeit erreichen, schildert Akse-Önal.
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Ansonsten hält die Praxisgemeinschaft das übliche gynäkologische Angebot vor. Vom ersten Verhütungsgespräch mit jungen Mädchen über die Behandlung von Endometriose, Krebsvor- und -nachsorge, Wechseljahrsbeschwerden, Dysplasie hin bis zur „ganzen Schwangerschaftsversorgung von A bis Z“, so Doroftei. Und wenn Eltern das Geschlecht des Kindes ungeborenen Kindes gerne schriftlich im Briefumschlag haben wollen, um das auf einer Babyparty als Überraschung feiern zu können, dann gehe das sicherlich auch, so der Moldawier, der hier einen Trend gerade bei jungen Eltern erkennt.
Ausbildung: Bewerbungen sich jetzt möglich
Übrigens: Gesucht werden angehende Medizinische Fachangestellte, denn das Duo möchte ab Sommer selbst ausbilden. Bewerber dürfen sich gerne melden. „Motivierte Leute sind willkommen“, sagt Akse-Önal.