Emmerich. Emmerich. Demokratisch. Vielseitig ist ein neues Gremium. Dieses will rechte Tendenzen verhindern. Und hat NRZ-Politikchef eingeladen.

Wir leben in einer globalisierten, hochkomplexen Welt, in einem Zustand uneinheitlicher und sich stetig wandelnder Prozesse. Ein Gefüge, das viele Menschen überfordert und in ihnen eine Sehnsucht nach einfachen, nach schlichten Lösungen auslöst. Wie sonst gelingt es Politikern mit plakativen Sprüchen, mit banalen Konzepten die Menschen anzusprechen und als Wähler zu gewinnen?

„Wir müssen etwas tun, uns als Demokraten aufstellen und das über Parteigrenzen hinweg“, mahnt Christopher Papendorf, Vorsitzender der Bürgergemeinschaft Emmerich (BGE). Unter dem Motto „Emmerich. Demokratisch. Vielseitig“ laden jetzt neben der BGE, die Vertreter der örtlichen Parteien CDU, SPD, Grüne und FDP alle Bürger zu einem Austausch ein. „Was würde ein Verlust der Demokratie bedeuten?“, lautet das Thema des Abends. Referent am Mittwoch, 13. Dezember, 19 bis 21 Uhr, im PAN Kunstforum, Agnetenstraße 2, wird Jan Jessen, Ressortleiter Politik der NRZ, sein.

Emmericher Politik bereitet Wahlausgang Sorge

Sorge bereitet den Politikern unter anderem der aktuelle Wahlausgang in den Niederlanden, aber auch die Zuwächse der Alternative für Deutschland (AfD) hierzulande. Die Demokratie in der Welt, in Europa und in Deutschland gerate immer stärker unter Druck. Muss man letztlich um ihren Erhalt fürchten? „Die Verwerfungen sind auch auf lokaler Ebene spürbar. Was wir brauchen ist einen breit angelegten Blick auf die Welt“, ist Andrea Schaffeld, Vorsitzende des SPD-Stadtverbands, bewusst.

Jan Jessen wird in Emmerich als Referent und Gesprächspartner dabei sein.
Jan Jessen wird in Emmerich als Referent und Gesprächspartner dabei sein. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Daher sei die Wahl auf Jan Jessen als Referent gefallen. Seine differenzierte Berichterstattung, auch von den Krisenherden der Welt, ob aus der Ukraine, aus dem Nordirak ober aus Afghanistan und seine Arbeit als Helfer im Oberhausener Friedensdorf International, habe seinen Blick für die Probleme in der Welt geweitet und geschärft und mache ihn zu einem kompetenten Gesprächspartner.

Klare Absage für Zusammenarbeit mit der AfD

Wie die Angriffe auf die Demokratie aussehen und auf welch subtile Weise diese geschehen, machten die Politiker an einigen Beispielen klar. Die AfD versuche auf kommunaler Ebene wie auch im Klever Kreistag das politische Tagesgeschäft durch zahllose und sinnlose Anfragen zu torpedieren, hieß es aus dem Gremium „Emmerich. Demokratisch. Vielseitig“.

Das sind Anträge, die plötzlich in vielen anderen Städten gleichzeitig auftauchen und die offenbar einfach weitergereicht werden mit der Intention, die Handlungsfähigkeit der Politik lahm zu legen.
Christopher Papendorf

„Das sind Anträge, die plötzlich in vielen anderen Städten gleichzeitig auftauchen und die offenbar einfach weitergereicht werden mit der Intention, die Handlungsfähigkeit der Politik lahm zu legen“, so Papendorf. In diesem Zusammenhang wurde auch an den Versuch des AfD-Stadtverbandes erinnert, am Volkstrauertag einen Kranz zum Gedenken an die Gefallenen beider Kriege niederzulegen, was der Bürgermeister untersagte. Vielfach würden die Wähler mit plakativen Wahlversprechen gelockt, die einzig auf ihre angebliche gesellschaftliche Benachteiligung und ihren Geldbeutel zielten. Einer Zusammenarbeit mit der AfD erteilten die örtlichen Politiker auch für die Zukunft eine klare Absage.

Weiteres Zulegen rechter und radikaler Tendenzen verhindern

„Emmerich. Demokratisch. Vielseitig“ hat sich auf die Fahnen geschrieben, ein weiteres Zulegen rechter und radikaler Tendenzen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern. „Wir müssen das jetzt auf die Kette kriegen. Es hängt auch von unserem Engagement ab“, machte Andrea Schaffeld Druck. Daher soll die Veranstaltung am 13. Dezember der Auftakt zu weiteren Aktionen sein. Die Einlader hoffen, dass sich viele Bürger zum Mitdiskutieren einfinden, auch solche, die der Politik nicht direkt nahestehen. Sie hoffen zudem, in der Diskussion Anregungen zur Stärkung der Demokratie und zur Entwicklung wirksamer Strategien gegen undemokratische Tendenzen zu erhalten.

Wir müssen das jetzt auf die Kette kriegen. Es hängt auch von unserem Engagement ab.
Andrea Schaffeld

„Wir werden auch weiterhin auf der Straße vertreten sein“, kündigte Herbert Kaiser, Fraktionsvorsitzender und Ortsverbandssprecher der Grünen, an. „Wenn die AfD einen Stand aufbaut, tun wir es auch, um ihnen und ihren Ansichten nicht das Feld zu überlassen“, kündigte Kaiser auch im Namen der Vertreter der anderen demokratischen Parteien an. Anwesend waren neben Kaiser, Schaffeld und Papendorf auch Sandra Bongers, stellvertretende CDU-Stadtverbandsvorsitzende sowie Marius Plückthun, stellvertretender FDP-Parteivorsitzender.

Moderator wird noch gesucht

Der Abend zum Thema Demokratie soll nach dem Referat, Dauer zirka 30 bis 45 Minuten, in eine offene Diskussion münden. Es ist zudem ein kleines Rahmenprogramm vorgesehen. Eine Journalistin und Musikerin aus der Ukraine, die derzeit in Emmerich lebt, konnte für eine Gesangseinlage gewonnen werden. Bei der Suche nach einer Moderatorin oder einem Moderator, die bzw. der durch den Abend führen soll, befindet sich das Gremium noch in der Findungsphase.

Ein Eintritt wird nicht erhoben. Stattdessen geht am Abend ein Hut für eine freiwillige Spende herum. Der Erlös geht auf Wunsch von Jan Jessen an die Caritas-Flüchtlingshilfe in Essen und ist für die Kurden im Nordirak bestimmt. Auch ihr Schicksal wird am Abend Thema sein.

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