Emmerich. Sigrid Bisschop sprach mit Marvin Franzen über Baufinanzierung. Warum der Experte trotz steigender Zinsen nicht von günstigeren Häusern ausgeht.

Der Kauf oder Bau eines Hauses ist für viele Bestandteil eines erfüllten Lebens. Damit dieser Traum wahr werden kann, müssen oft hohe Kosten aufgewendet werden. Kaum jemand kann diesen hohen finanziellen Aufwand mit eigener Kraft stemmen. Um das Ziel, eine eigene Immobilie zu besitzen, aber doch erreichen zu können, nutzen viele eine Immobilienfinanzierung.

Sigrid Bisschop von Bisschop Immobilien aus Emmerich hat zu diesem Thema mit Marvin Franzen von Hüttig & Rompf, ihrem Kooperationspartner in Sachen Baufinanzierung, gesprochen.

Sigrid Bisschop: Herr Franzen, ist es zurzeit eigentlich sinnvoll eine Immobilie zu erwerben?

Marvin Franzen: Eine Vielzahl von Gründen spricht für den Erwerb einer Immobilie. Dazu gehören Aspekte wie Altersvorsorge, Unabhängigkeit, Steigerung der Lebensqualität sowie die Immunität gegenüber Krisen und Inflation. Außerdem schafft man bleibende Werte.

Sigrid Bisschop: Interpretiere ich Ihre Aussagen richtig, dass Sie einen Immobilienkauf befürworten?

Marvin Franzen: Ja, so ist es. Zu den bereits genannten Gründen gibt es einen weiteren wichtigen Faktor: Die Mietpreise steigen nach wie vor an. Es besteht die Besorgnis, dass sich dieser Trend fortsetzt, da nach wie vor zu wenig Wohnraum geschaffen wird. Die prognostizierte Zuwanderung in den kommenden Jahren wird den Druck auf den Mietwohnungsmarkt weiter verstärken. Ebenso steigt die Zahl der Bevölkerung auf der Erde. Mit Blick auf die Großstädte dieser Welt ist zu erkennen, dass die Leute in vielen Ländern bereits häufiger übereinander als nebeneinander wohnen.

Sigrid Bisschop: Aufgrund der gestiegenen Zinsen ist die Finanzierung von Immobilien anspruchsvoller geworden. Ist es noch realistisch sich den Kauf einer Immobilie leisten zu können?

Historisch betrachtet noch niedriges Zinsniveau

Marvin Franzen: Das ist korrekt. Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Finanzierung tatsächlich anspruchsvoller geworden. Dennoch müssen wir klarstellen, dass wir derzeit immer noch ein vergleichsweise niedriges Zinsniveau im historischen Kontext haben, gerade im Hinblick auf die letzten 30 Jahre. Sich eine Immobilie leisten zu können, hängt für viele Menschen aktuell vor allem stark von der monatlichen finanziellen Belastung durch die Immobilienfinanzierung ab. Die Höhe dieser Belastung ist jedoch keineswegs fixiert, sondern stark abhängig von der richtigen Auswahl der Bank.

Bei Hüttig & Rompf überprüfen wir Angebote von mehr als 500 Kreditinstituten. Unterschiede in den Zinssätzen und den anfänglichen Tilgungsraten bei verschiedenen Banken können schnell zu Differenzen von mehreren hundert Euro in den Darlehensraten führen und über die Machbarkeit der Finanzierung entscheiden. Daher ist es wichtig, verschiedene Angebote miteinander zu vergleichen oder idealerweise einen unabhängigen Vermittler zu konsultieren. Wir sind mit den Richtlinien der einzelnen Institute vertraut und wissen, welches Institut am besten zu den Bedürfnissen eines jeden Kunden passt.

Sigrid Bisschop: Gibt es neben den Unterschieden in den Zinskonditionen und Tilgungssätzen der einzelnen Banken weitere relevante Faktoren?

Marvin Franzen: Absolut. Die Höhe des Eigenkapitals und zusätzliche Sicherheiten zur Verbesserung der Konditionen, Flexibilität bei der Anpassung des Tilgungssatzes, um auf veränderte Lebenssituationen reagieren zu können oder die Berücksichtigung von Fördermitteln.

Vor dem Hintergrund der prognostizierten Preissteigerungen im Immobiliensektor scheint es nicht ratsam, einen Immobilienkauf aufzuschieben.

Experte rät: Nicht auf sinkende Kaufpreise spekulieren

Sigrid Bisschop: Oft wird die Behauptung aufgestellt, dass die Kaufpreise überhöht sind und aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus abnehmen müssten. Halten Sie es für sinnvoll, auf einen Rückgang der Kaufpreise zu spekulieren?

Marvin Franzen: Ich würde dringend davon abraten. Obwohl einige Schlagzeilen in Zeitungen oder sozialen Medien dies nahelegen mögen, gibt es bisher keine allgemeine Abnahme der Verkaufspreise. Es gab zwar hier und da Anpassungen, die jedoch im einstelligen Prozentbereich lagen und nur bestimmte Lagen betrafen. Der Makler- und Sachverständigenverband ist sich einig, dass die Preise in den Städten in den nächsten Monaten entweder stabil bleiben oder wieder steigen werden.

Sigrid Bisschop: Das ist überraschend. Denn durch die gestiegenen Finanzierungskosten sollte die Nachfrage nach Immobilien eigentlich abnehmen. Welche Gründe sehen Sie für die prognostizierten Preissteigerungen?

Marvin Franzen: Die Nachfrage nach Immobilien ist nach wie vor sehr hoch. Die erwähnten Vorteile des eigenen Heims haben für viele Menschen eine hohe Bedeutung. Die finanziellen Mittel sind vorhanden, nicht nur bei der Generation der Erben. Zusätzlich dazu hat der Bereich des Neubaus stark gelitten. Viele Projekte wurden verschoben oder ganz aufgegeben. Dies ist auf die erheblich gestiegenen Baukosten und die Probleme in den Lieferketten zurückzuführen. Diese Entwicklung hat das Angebot verringert und bewirkt, dass Käufer sich vermehrt den bestehenden Immobilien zuwenden, was einem Preisverfall entgegenwirkt.

Nach einer Phase der Unsicherheit im letzten Jahr, in der viele Interessenten abwarteten, wie sich die Preise weiterentwickeln würden, verzeichnen wir seit Beginn dieses Jahres wieder eine deutlich gestiegene Nachfrage nach Immobilienkrediten. Offenbar haben viele Interessenten erkannt, dass die erhoffte Preisentwicklung nicht stattfindet, und sind wieder aktiv auf der Suche nach Immobilien. In zahlreichen Gesprächen mit Kunden höre ich die Befürchtung, dass die Immobilienfinanzierung in Zukunft schwieriger werden könnte. Viele Kunden teilen uns mit, dass sie nun die Gelegenheit ergreifen möchten, bevor sich die Rahmenbedingungen verschlechtern.

Sigrid Bisschop: Bedeutet das, dass wir möglicherweise mit künftigen Zinssteigerungen rechnen müssen?

Die Zinsen könnten weiter steigen

Marvin Franzen: Angesichts der derzeitigen Inflation ist es wahrscheinlich, dass die Europäische Zentralbank weitere Anpassungen der Zinssätze vornehmen wird. Tatsächlich gehen viele Teilnehmer am Markt davon aus, dass die Zinssätze im Laufe des Jahres weiter steigen werden. Vor dem Hintergrund der prognostizierten Preissteigerungen im Immobiliensektor erscheint es daher nicht ratsam, einen Immobilienkauf aufzuschieben. Diese Ansicht teilen offenbar auch zahlreiche Interessenten, die derzeit wieder in Verhandlungen für Immobilienkäufe stehen.

Sigrid Bisschop: Herr Franzen, ich danke Ihnen für das Gespräch.