Rees. Marlen Baumann (37), Chefin der Reeserwarder Obstanlagen, ist mit der Ernte-Bilanz zufrieden. Warum ihr steigenden Kosten zu schaffen machen.

Eigentlich ist Marlen Baumann zufrieden. „Wir rechnen mit einer normalen Obsternte“, sagt die Chefin der Reeserwarder Obstanlagen. Das Wetter hat in diesem Jahr weitgehend mitgespielt. Es gab keine extreme Hitze, keine Stürme, es hat nicht zu viel geregnet. „Zumindest nicht in der Erntezeit August bis jetzt“, sagt die 37-Jährige. Die Qualität der Äpfel ist jedenfalls gut, auch die der Birnen. Wenn da nicht die Kosten wären. „Besonders der gestiegene Mindestlohn macht uns schon arg zu schaffen“, meint die junge Frau.

2017 hatte Marlen Baumann die Nachfolge ihres Vaters angetreten. Seitdem ist sie für die Obstanlagen an der Wardstraße verantwortlich, arbeitet täglich unzählige Stunden besonders in der Erntezeit, damit der Betrieb weiter schwarze Zahlen schreibt. „Leicht ist es aber nicht“, räumt die junge Unternehmerin ein. Spaß bereitet ihr der Beruf dennoch. Das sieht man. Sie strotzt nur so vor Energie.

Bis zu vier Pflückgänge sind auf der Reeserwarder Obstplantage nötig

Gerade rollt ein Trecker vorbei, gesteuert von einem polnischen Erntehelfer. Vier sind in diesem Jahr nur gekommen, sonst sind es sechs. „Das mussten wir dann auch so irgendwie alles schaffen“, sagt die gelernte Gärtnerin, die auch Gartenbau-Ingenieurin ist. Das ging nur durch die große Unterstützung ihrer Familie und ihrem starken, hiesigen Mitarbeiter-Team.

Die Apfelernte auf der Reeserwarder Obstplantage ist so gut wie abgeschlossen. Nur noch die späte Sorte Pinova muss gepflückt werden.
Die Apfelernte auf der Reeserwarder Obstplantage ist so gut wie abgeschlossen. Nur noch die späte Sorte Pinova muss gepflückt werden. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

„Die Ernte ist fast abgeschlossen“, erzählt sie. Die Äpfel sind, bis auf die späte Sorte Pinova, von den Bäumen gepflückt. „Natürlich in Handarbeit. Wie fast alles hier“, so die Besitzerin. Das mache ja die hohen Personalkosten aus. Die Pinova-Äpfel sind übrigens eine Randsorte. „Sie sind fest, süß und super haltbar“, weiß die Fachfrau. In 14 Tagen sind auch sie vom Baum geholt. Auf die gesamte Ernte gesehen fallen übrigens bis zu vier Pflückgänge an – was erklärt, warum die Lohnkosten drücken.

Pro Hektar rund 40 Tonnen Äpfel

Wie gesagt: Die Ernte fällt diesmal normal aus. Soll heißen, der Zeitpunkt der Ernte, die Qualität und auch die Menge liegen im grünen Bereich. Pro Hektar dürfte der Ertrag wieder etwa 40 Tonnen Äpfel betragen. Vielleicht hätte es mehr sein können, wenn es im Frühjahr nicht so nass gewesen wäre. Das ist dann nicht gut für die Gesundheit der Äpfel, weil Pilz-Erkrankungen drohen und auch die Lagerfähig beeinträchtigt werden kann.

Die Preise für die Äpfel sind ähnlich wie im Vorjahr. „Es gibt bei uns immer auch Schnäppchen. Und überhaupt sind wir als Direktvermarkter günstiger als die Supermärkte“, betont die Reeserin. Besonders gefragt im eigenen Hofladen sind derzeit die Sorten Wellant, der süß, knackig und gut haltbar ist, Topas, der gerne von Allergikern gekauft wird, und auch die Sorte Elster.

Paul, Meike und Amelie sind absolute Apfel-Fans. Ihre Eltern sind eigens aus Rhede zum Reeserwarder Hofladen gekommen.
Paul, Meike und Amelie sind absolute Apfel-Fans. Ihre Eltern sind eigens aus Rhede zum Reeserwarder Hofladen gekommen. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

1000 Kürbisse geerntet

Spaß hat Marlen Baumann besonders an ihren Kürbissen. 1000 Stück wird sie am Ende geerntet haben, „was ich auch selber mache“, erzählt sie. Wobei ihr in diesem Jahr Schnecken Probleme bereiten. Da musste sie schon mit Schneckenkorn gegen vorgehen. Was sie freut: Ihre Kürbis-Rezepte sind wieder sehr beliebt, die sie im Laden anbietet.

Ihr Lieblings-Apfel ist übrigens die Frühsorte Delbar, auch Elster und Topas. „Aber hier bei uns findet wirklich jeder seinen Lieblings-Apfel“, versichert sie. Am Rande: Im Angebot hat Marlen Baumann bis zu 15 verschiedene Apfel- und sieben Birnensorten. Apropos Birne: Aus denen wird jetzt in der Niederrhein Destille edler Obstbrand und in der Mühle24 Williams Christ Brand hergestellt – alles bei ihr zu kaufen. Und Apfel-Chips sind auch im Angebot...

>>>Hofladen bis Mai durchgehend geöffnet

Der Hofladen der Reeserwarder Obstanlagen an der Wardstraße ist täglich von 9 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Samstags kann man von 9 bis 12.30 Uhr einkaufen, sonntags von 14 bis 18 Uhr. Und offen hat er jetzt durchgehend bis Mai.