Rees. Zum Abschluss der Sommertour 2023 besuchte die Kreis Klever Wirtschaftsförderung die Bäckerei Gerads in Rees. Hier steht das Handwerk im Fokus.
Warme Temperaturen, mit Mehl bestäubte Arbeitstische und riesige Metallbottiche mit frischen Teigresten, es duftet nach Brot und Kuchen – es herrscht Wohlfühlatmosphäre in der Backstube von Hans Gerads (73). Seit 70 Jahren freuen sich Kunden am Niederrhein über die leckeren Produkte aus dem Familienbetrieb an der Empeler Straße, der bereits in der zweiten Generation geführt wird. Handwerkliche Ausbildung und Fortbildung des Backteams gehören für „Hans Back“, so wird Hans Gerads schon mal genannt, genauso dazu wie moderne Technik und neue Verfahren.
100 Mitarbeiter beschäftigt der Betrieb, 14 davon arbeiten in der Backstube. Der angrenzende Verkaufsraum bietet ein Panorama-Fenster. Beim Kauf von Brot und Brötchen können Kunden den fleißigen Mitarbeitern bei der Arbeit zuschauen.
Abschluss der Sommertour der Kreis Klever Wirtschaftsförderung
Der Firmenbesuch in Rees mit ausgiebiger Schnupperstunde durch die Räumlichkeiten bildet den Abschluss der traditionellen Sommertour 2023 der Kreis Klever Wirtschaftsförderung „Engagiertes Handwerk für starke Fachkräfte“, begleitet von Brigitte Jansen als Geschäftsführerin der Kreis-WfG. Außerdem dabei sind Kreishandwerksmeister Ralf Matenaer, Marc Cattelaens und Lea Vehreschild (Wifö Kreis Kleve) sowie die Reeser Wirtschaftsförderer Heinz Streuff und Sandra Kimm-Hamacher.
Bäckereimeister Richard Jansen führt durch den „Erlebnis-Backshop“, wie Inhaber Hans Gerads seine Backstube gerne nennt, beginnend in der Konditorei, Arbeitsplatz für Kuchen, Torten und Plätzchen. Entsprechend groß ist auch der Rührbesen, den Richard Jansen stolz zeigt.
60 Kilogramm Brote und 650 Brötchen
Der Brötchen-Ofen im Hauptraum fasst 640 Exemplare gleichzeitig, im Brot-Ofen werden über automatische Förderbänder 60 Brote à ein Kilogramm befördert. Ein paar Meter weiter befindet sich das Lager – auf einem großen Kastenwagen lachen zehn Bleche mit Bienenstich die Vorbeigehenden an. Eine recht große Gerätschaft fällt als Erstes ins Auge: „Ein Pflaumenentsteiner – es ist ja gerade Hochkonjunktur“, erklärt Jansen.
Im Lager finden sich neben Zutaten wie Zucker, Salz, Schokolade oder Obst auch das Weizen- und Roggenmehl sowie Rohre zum Befüllen der Silos, diese fassen 13 Tonnen Mehl. Von den Silos wird das Mehl in einen anderen Teil der Backstube transportiert, hier kann über einen Bildschirm die benötigte Menge und die Art des Mehls eingeben werden.
Zeit und Geduld für die Produkte
Für Eier und Hefe gibt es Kühlräume, ein Raum dient nur zur Vorbereitung des nächsten Tages. Die Reihenfolge der Backvorgänge ist wichtig, damit es in der Beschickung und in den Öfen keine Staus gibt. Angefangen wird mit roggenhaltigen Teigen, weil diese am längsten brauchen, bis sie geschnitten werden können, erklärt Richard Jansen. Zeit und Geduld brauche es für gute Produkte.
Sein Arbeitsbeginn? Um 23 Uhr! „Direkt nach den Tagesthemen“, schmunzelt Jansen. Seit 1986 arbeitet er schon in der Bäckerei und liebt seinen Job. „Ich kann mir nichts anderes vorstellen.“
Hand in Hand in der Backstube
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Alle Mitarbeiter arbeiten in Schichten, das Hand-in-Hand-System wird strikt eingehalten, damit die Produkte vom einfachen Brötchen über Brote, Kuchen und Teilchen rechtzeitig von der Backstube in die Verkaufsräume kommen. Teige haben ausreichend Zeit zu ruhen, werden von Hand verarbeitet und anschließend gebacken. Um 4.45 Uhr stehen bereits die ersten Autos zur Auslieferung vor der Tür, manche Läden werden zweimal am Tag beliefert.
Jeden Tag verlassen rund 10.000 Brötchen die Bäckerei und werden zu den zwölf Filialen geliefert, aber auch Brote. „Die Klassiker sind Grau- und Weißbrote, die werden immer noch am besten nachgefragt“, sagt Bäcker Hans Gerads. Aber er hat auch einige Spezialkreationen im Angebot wie etwa das Kümmelbrot, das immer freitags angeboten wird.
Ein Blick in die Zukunft
Hans Gerads wirft einen Blick in die Zukunft: „Die Preise für Brötchen und Brote haben angezogen.“ Die hohen Lohn- und Energiekosten machen solche Preise aber notwendig. Mit den Backstuben der Supermärkte könne man nicht mithalten.
Trotzdem oder gerade deswegen legt der Meister besonderen Wert auf Spitzenqualität. Die erreicht er mit seinen engagierten und zuverlässigen Mitarbeitern. Seine aktuell zwei Auszubildenden lernen in einem Familienbetrieb, der neben Tradition aber auch offen ist für Modernes. Eine Auszubildende ist Janin Markett, die mit viel Freude und Engagement in der Bäckerei-Produktion ihre Lehre absolviert.