Emmerich. Zahl der Menschen verdreifacht, die die Hilfe des Mittagstisches St. Christophorus in Anspruch nehmen. Einige gehen dabei leider leer aus.
Der Mittagstisch St. Christophorus in Emmerich wird zurzeit derart stark nachgefragt, dass die Organisatoren im Sozialausschuss des Stadtrates einen Hilferuf sendeten: „Die Situation ist kritisch“, sagte Mit-Organisator Elmar Fischbach. Er wies auf eine Verdreifachung der Nachfrage in den vergangenen anderthalb Jahren hin. „Wenn das so weitergeht, dann ist der Ofen bald aus.“
Denn diese stark gestiegenen Nutzerzahlen sind eine enorme Herausforderung für das 35-köpfige Ehrenamtsteam und für die Besorgung von Lebensmitteln, die immer weniger gespendet werden. Das Team des Mittagstisches muss immer häufiger bei den Discountern hinzukaufen. Wurden im vergangenen Jahr noch 50 bis 60 Haushalt mit Lebensmitteln versorgt, sind es in diesem Jahr schon 140 bis 174 Familien in der Woche. „Die Zahl der Bedürftigen ist explodiert und das hat viele Gründe, sicherlich auch Corona, der Ukraine-Krieg und die Inflation“, so Bernd Pastoors vom Orga-Team.
Räumlichkeiten sind für die Menge nicht ausgerichtet
Die Räumlichkeiten der Essensausgabe im St. Aldegundisheim am Hottomannsdeich 2 seien für diesen Betrieb nicht ausgelegt. Die Lebensmittel müssten im Keller gelagert werden und dann bei der Ausgabe immer wieder hochgeholt werden. Das sei alles sehr kräftezehrend: „Nach so einer Aktion legen sie sich erst einmal zwei Stunden hin“, sagte Fischbach. Kollege Pastoors erinnerte auch an die begrenzten Kräfte der Ehrenamtlichen: „Wir sind eine Rentnertruppe.“ Doch trotz all der Mühen habe man aber immer noch viel Spaß bei der Arbeit.
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Bernd Pastoors schilderte die Historie des Mittagstisches, der mittlerweile seit 30 Jahren angeboten wird. Zu Beginn wurde an drei bis vier Tagen pro Woche an bis zu 30 Personen eine warme Mahlzeit ausgegeben. Wichtig waren hier auch das Gespräch und der soziale Kontakt. Aktuell gebe es den Mittagstisch nur samstags in den Kellerräumen des Aldegundisheims. Ab August soll dann ein weiterer Tag angeboten werden.
Freitags bekommen öfter Leute nichts mehr
Um eine größere Verteilungsgerechtigkeit zu gewährleisten, sollen künftig auch Karten ausgegeben werden: „Freitags kommen so viele, dass 20 Leute einfach nichts mehr bekommen“, schildert Pastoors. Es sei „äußert unangenehm“, wenn man Bedürftigen nach längerer Wartezeit erklären müsse, dass sie heute ohne Essen ins Wochenende gehen müssen.
Neben dem eigentlichen Mittagstisch werden seit 2005 auch Lebensmittel an Bedürftige verteilt. Dienstags und freitags werden bei zehn Supermärkten und einer Großbäckerei aussortierte Lebensmittel eingesammelt. Auch ein Gemüsehändler, ein Käseverarbeitungsbetrieb sowie zwei Gemüse- und Obstbauern würden die Tafel unterstützen. „Wir haben eine breite Unterstützung, aber es reicht nicht aus, um alle zu verköstigen“, so Pastoors.
„Keiner hat vor zwei Jahren gedacht, dass es so eine Entwicklung nimmt“
Das Spendenaufkommen sei zurzeit relativ „flau“ und aber man müsse regelmäßig hinzukaufen. „Wir brauchen 5000 Euro jeden Monat. Wir gehen zwei mal pro Woche bei Aldi einkaufen – und dann gehen sie schon in die Knie“, so Pastoors. Die Supermärkte würden mit ihren Waren immer knapper kalkulieren, sodass auch immer weniger aussortiert wird. „Keiner hat vor zwei Jahren gedacht, dass es so eine Entwicklung nimmt“, so Pastoors. In zwei Jahren müsse man sich über neue Räumlichkeiten für die Ausgabe von Lebensmitteln Gedanken machen.
Die Emmericher Stadtverwaltung teilte am Montag auf NRZ-Anfrage mit, dass der Mittagstisch St. Christophorus jetzt eine Zusage für die beantragten Mittel erhalten hat. Es wird eine Summe von 30.000 bis 35.000 Euro überwiesen.
Wer für den Mittagstisch spenden möchte, der kann sich telefonisch bei Bernd Pastoors melden: 02822/68309.