Rees. Die Frage nach der Klimagerechtigkeit hat Fridays for Future in Rees philosophisch diskutiert. Zu welchen Schlüssen die Beteiligten dabei kamen.

„Was wollen wir? – Klimagerechtigkeit!“ – ist wohl der meist-skandierte Spruch auf Fridays for Future (FFF) Demonstrationen. Doch was meinen die Demonstrierenden mit dieser abstrakten Forderung? Was steckt hinter „Gerechtigkeit“ im Bezug auf unser Klima? Roland Mümken ist dieser Frage philosophisch nachgegangen und hat seine Einsichten Ende April mit den fünf Teilnehmenden seines Seminars geteilt.

Diskutiert wurde zum Beispiel über die Frage, ob es bei „Klimagerechtigkeit“ darum gehe, das globale CO2-Budget, das uns bis 1,5°C verbleibt, gerecht auf alle Erdenbürger aufzuteilen, oder darum „das gute Leben für alle“ erzielen zu wollen. Ob Überbevölkerung Teil des Problems sei, konnte größtenteils negiert werden, denn derzeit bestehe eine große Klima-Ungerechtigkeit: Die ärmere Hälfte der Erdenbevölkerung produziert kaum Treibhausgase und trägt somit auch fast gar nicht zum Klimawandel bei. Stattdessen sind die reichsten zehn Prozent der Erdbevölkerung für ganze 50 Prozent des globalen Treibhausgasausstoßes verantwortlich.

Pariser Klimaschutzabkommen ist nicht klimagerecht

Das spiegele sich auch in einem Nord-Süd-Gefälle wider. Der globale Süden verantwortet, auch historisch gesehen, nur einen kleinen Bruchteil der globalen Treibhausgasemissionen, leidet aber sehr viel stärker unter den Folgen des Klimawandels als der globale Norden. Gründe dafür sind, dass Hitzewellen in diesen Ländern mit hoher Luftfeuchtigkeit als sehr viel drückender wahrgenommen werden, Wetterereignisse dank wasser- und wärmegesättigter Luft deutlich extremer ausfallen und bei vielen Ländern kaum finanzielle Ressourcen vorhanden sind, um Katastrophen abzufedern.

Roland Mümken (37), der Philosophie studiert hat und aktiver Klimaaktivist ist, schlussfolgert daraus: „Das Pariser Klimaabkommen kann kaum als klimagerecht bezeichnet werden, weil es keine schriftliche Verpflichtung enthält, die Verursacherstaaten zwingen würde, besonders betroffenen Staaten unter die Arme zu greifen“. Die Fördertöpfe, die auf freiwilliger Basis eingerichtet wurden und für die Klimafolgenanpassung betroffener Länder bestimmt sind, hätten ein viel zu kleines Volumen und seien bisher nicht annähernd zur versprochenen Menge gefüllt worden.

Eine der vielen Fridays for Future-Demos in Rees.
Eine der vielen Fridays for Future-Demos in Rees. © Privat

Klimaschutzversprechen können nicht eingehalten werden

Außerdem könnten die bisherigen Klimaschutzversprechungen nicht annähernd die Einhaltung der 1,5°C Grenze garantieren, sodass in Großteilen des globalen Südens keine lebensfreundlichen Bedingungen erhalten werden könnten. Angeregt diskutiert wurde auch über die Frage, ob Antirassismus, Feminismus und Antikolonialismus nicht sehr eng mit der Forderung nach Klimagerechtigkeit verknüpft seien.

„Für unsere Ortsgruppe kam heraus, dass wir oft einen sehr isolationistischen Blick einnehmen und uns nur auf das Thema CO2-Reduktion fokussieren“, sagt Jule Schwartz (FFF Rees). Und ergänzt: „Das kann sehr gut sein, denn so kann man sich nicht so leicht verzetteln. Andererseits kann es uns in unserer Forderung nach einer sozial-ökologischen Transformation der Gesellschaft behindern“.

Waldführung findet am 7. Mai statt

Die Sozial-ökologische Transformation soll Thema einer der kommenden Veranstaltungen der Klimaschutz-Veranstaltungsreihe von FFF Rees werden. Zunächst geht es in diesem Monat aber weiter mit einer Waldführung durch Stef Beumer am 7. Mai, einer Radtour zum Haus am Dom Wesel am 9. Mai, wo ein Vortrag zu Klimaneutralität stattfindet, und einer Müllsammelaktion am 13. Mai. Diese startet um 10 Uhr am Fuß der Rheinbrücke. Eigene Gartenhandschuhe sollen bitte mitgebracht werden. Am 16. Mai gibt es eine Exkursion mit der Deutsch Bahn zu den Kompensationsflächen für die Betuwe-Linie. Start ist um 13 Uhr am Infopunkt in Haldern (Weseler Landstraße 201).