Kreis Kleve. Im Landgasthof Westrich in Bedburg-Hau trafen sich die Kreisbauernschaften Kleve und Geldern zum Erntedankfrühstück. Was die Landwirte fordern.
Volles Haus im Landgasthof Westrich in Bedburg-Hau. Hierher hatten die Kreisbauernschaften Kleve und Geldern zum sehr gut besuchten Erntedankfrühstück eingeladen. Und hier fand noch vor dem ersten Frühstücksbrötchen Michael Seegers, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Kleve, nach der Begrüßung der Gäste deutliche Worte, nämlich dass er sie „satt“ habe, die „ständige Diskussion um das Thema Milch, beziehungsweise Rinder als Klimakiller zu führen.“ Aber das war eher eine – wenn auch ernst gemeinte – Randbemerkung in einer sehr fundierten, aber eben auch durchaus emotionalen Ansprache, die bei seinen Berufskollegen ankam.
Doch bevor Seegers zu seinen kurzweilig vorgetragenen Gedanken kam, hatte sein Kollege aus dem Südkreis das Wort: Kreisvorsitzender Wilhelm Hellmanns begrüßte neben Stadt- und Gemeindevertretern auch zahlreiche Gäste der mit der Landwirtschaft verbundenen Vereine und Verbände.
Und natürlich die Landwirte selbst sowie Paula Backhaus, stellvertretende Landrätin, der er die weiteren Grußworte überließ. „Umwelt und Nachhaltigkeit spielen eine immer größere Rolle“, betonte sie, „viele von ihnen sind nicht nur Land- sondern auch Energiewirte. Wir müssen uns dafür einsetzen, dass ihre Höfe von ihrer Hände Arbeit leben können.“
Bedburg-Haus stellvertretender Bürgermeister ermutigt Landwirte
Eine Forderung, die angesichts stetig wachsender Krisen nicht leichter wird, wie es auch Bedburg-Haus stellvertretender Bürgermeister Manfred Opgenorth in seinen Grußworten betonte. „Sie hegen und pflegen, kümmern sich um die Erde und die Tiere. Dazu brauchen sie Sonne und Regen. Wir erleben, dass da doch einiges arg durcheinander kommt. Wichtig ist, dass sie den Mut nicht verlieren.“
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Den Mut nicht verlieren, wenn Erntedank inmitten eines Krieges in Europa und unter dem Damoklesschwert Klimawandel und Energiekrise gefeiert wird, ist zweifellos eine Herausforderung. „Wir brauchen Veränderungen“, mahnte deshalb auch Kreisbauer Michael Seegers an und nannte Beispiele in Sachen Energiewende.
„Am neuen Stall steht nicht selten eine Biogasanlage, mit der Gülle noch energetischer genutzt wird. Keine neue Halle wurde ohne Photovoltaikanlage gebaut.“ Im Gegensatz dazu sei auf Parkplätzen in den Gewerbegebieten von Aldi und Co. noch nicht viel passiert.
Landwirte stünden auch Freiflächen-Photovoltaikparks zwar zurückhaltend, aber nicht ablehnend gegenüber. Jedoch müsse der enorme Verlust der Agrarflächen beachtet werden. „Wo eine fünf Megawatt-Windkraftanlage steht, müssten fünf Hektar Acker- und Grünland mit Solaranlagen bebaut werden, um so viel Strom zu erzeugen.“
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Seegers ging auch noch einmal auf die Tierhaltung ein – den Punkt, dessen Diskussion er als Milchviehalter „satt“ hat, aber dennoch das Gespräch dazu nicht meidet. „Tierhaltung ist ein integraler Bestandteil einer nachhaltigen landwirtschaftlichen Produktion. Sie gehört zum Kreislaufgedanken unserer Produktion. Was wäre Grünland ohne Wiederkäuer wert?“
Politik bremse Landwirte aus
In Sachen Tierhaltung, Flächenverbrauch und Pflanzenschutzmitteleinsatz wünscht er sich für die immer wichtiger werdende heimische, regionale Produktion von Lebensmitteln und nachwachsenden Rohstoffen weniger politische Bremsklötze.
Seine Ansprache endete mit Wünschen, die alle teilen, die beim Erntedankfrühstück dabei waren: „Ich hoffe auch mit Blick auf die nächsten schwierigen Monate, mit all den möglichen Verwerfungen hinsichtlich der Knappheiten bei der Energieversorgung, dass unsere Gesellschaft zusammenhält und wir diese Phase mit dem Geist des Erntedanks demütig ertragen. Unser größter Wunsch muss dem Frieden in Europa gelten!“