Kreis Kleve. Obst und Gemüse einfach vom Feld zu pflücken, ist offiziell verboten. Wie Landwirte in Rees, Uedem und Kalkar auf solche Diebstähle reagieren.

Wenn Wilhelm Baumann an den drei Nussbäumen vorbeifährt, die an der Straße stehen, muss der Chef des Vriendshof in Grietherbuschbei Rees schon etwas schmunzeln. „Da prügeln sich die Leute fast um die Walnüsse. Wir ernten dort nichts mehr, obwohl die Bäume uns gehören“, sagt er.

Faktisch begehen die Menschen, die dort Nüsse sammeln, Diebstahl. Doch Baumann nimmt das gelassen: „Was bleibt uns auch anderes übrig. Die Bäume sind frei zugänglich. Wir können sie schlecht bewachen.“ Seine wichtige Ernte fährt er auf der zum Hof gehörenden Nussplantage ein. 80 Bäume stehen dort – eingezäunt.

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Neben den Nüssen bauen Wilhelm Baumann und sein Sohn Felix Äpfel und Birnen an. Über einen Erntediebstahl können sich die beiden da nicht beklagen. „Da bedient sich glücklicherweise niemand einfach so“, betont Baumann.

Rheinischer Landwirtschaftsverband appelliert: bitte keine Ernte klauen

Dass das auch anders sein kann, berichtet der Rheinische Landwirtschaftsverband (RLV). Auch in diesem Jahr hätten Landwirte über Diebstähle auf Feld und Acker geklagt. Der RLV appelliert daher an die Menschen, nicht unerlaubt Feldfrüchte zu pflücken: „Landwirte arbeiten das ganze Jahr über für diese eine Ernte, im Prinzip steht also der Jahreslohn dort auf dem Feld. Nimmt der Diebstahl Überhand, tut das ordentlich weh und kostet Geld und Nerven.“ Im schlimmsten Fall würden bei den unerlaubten Pflückaktionen noch Pflanzen oder Äste beschädigt, sodass zusätzlich noch Folgekosten entstehen können.

Doch im Kreis Kleve scheint der Diebstahl von Obst und Gemüse keine so große Rolle zu spielen. Denn auch Annette Raadts, Inhaberin der Obstplantage Edelobst Raadts in Kalkar, kann auf ihrem Hof keinen Apfelklau im großen Stil feststellen. „Wir haben ab und an ein bisschen Mundraub, wenn Fahrradfahrer anhalten und sich vom Radweg aus einen Apfel abpflücken, aber das ist für uns in Ordnung. Wir hoffen, es schmeckt und die Menschen kommen dann als Kunden in unseren Hofladen wieder“, erklärt Raadts.

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Was hingegen schon häufiger gestohlen wurde: frisch gesetzte Apfelbäume und Erdbeerpflanzen. „Meistens waren es die vordersten Pflanzen in einer Reihe. Weil man vermutlich dachte, dass es uns dann nicht auffällt.“ Aber natürlich blieb der Diebstahl bei Familie Raadts nicht unbemerkt. Mehr als hinnehmen können sie diese Delikte allerdings nicht.

Kartoffeln sammeln auf dem Bauernmarkt Lindchen startet wieder

Dem Diebstahl quasi vorgebeugt, wird in diesen Tagen beim Bauernmarkt Lindchen in Uedem. Ab Freitag, 23. September, können Interessierte wieder selbst Kartoffeln frisch vom Acker sammeln. Die Maßeinheit ist ein Eimer. Die Füllmenge kostet zwei Euro.

Apropos Kartoffeln: die werden arußerhalb der Sammelaktion auch so schon mal von Fremden eingesammelt. „Meistens aber nur dann, wenn wir mit dem Kartoffelroder auf dem Feld waren und dabei Kartoffeln runtergefallen und liegengeblieben sind“, erklärt Johannes Hesseling, einer der vier Inhaber des Bauernmarktes. Dagegen hat der Chef nichts. „Wenn das jemand macht, der ein geringes Einkommen hat, dem kann ich das nicht verübeln“, sagt Hesseling. Er würde sich aber freuen, wenn sich die Sammler die offizielle Zustimmung holen würden.

Felder an Bundesstraßen seien für Diebstähle besonders beliebt

Ansonsten komme es immer mal wieder vor, dass ein Kürbis, Spinat oder Weißkohl geklaut werde. „Eben Sachen, die leicht zugänglich sind und den Menschen gut schmecken“, so Hesseling. Besonders die Felder, die an den Bundesstraßen liegen, seien für den Obst- oder Gemüseklau beliebt.

Da hat Marlen Baumann, Inhaberin der Reeserwarder Obstanlagen in Rees, einen entscheidenden Standortvorteil. „Dank unserer besondere Lage, machen wir es Dieben schon mal nicht so leicht“, sagt Baumann lachend. Ihre Obstanlagen in direkter Rheinnähe seien gut einsehbar. Ein Fußweg führt direkt an den Plantagen vorbei. „Da ist also fast immer was los. Diebe könnten schnell auffallen.“

Bei Marlen Baumann, Inhaberin der Reeserwarder Obstanlagen in Rees, sind die Erntediebstähle noch überschaubar.
Bei Marlen Baumann, Inhaberin der Reeserwarder Obstanlagen in Rees, sind die Erntediebstähle noch überschaubar. © FUNKE Foto Services | Karl Banski

Bisher könne sie die Diebstähle daher an den Händen abzählen. Wenn Baumann aber doch mal einen Apfeldieb erwischt, konfrontiert sie diesen. „Die meisten sehen es überhaupt nicht als Schaden an. Ich frage dann immer, wie er oder sie es finden würde, wenn ich einfach fünf Cent bis fünf Euro von seinem oder ihrem Konto abbuchen würde. Mir geht in diesem Moment ein Teil meines Lebensunterhalts verloren und die Wertschätzung für meine Arbeit.“