An Rhein und Ruhr. In NRW solchen Flächen, auf denen weniger gedüngt werden darf, mehr als verdoppelt werden. Landwirte rechnen mit hohen Ernteeinbußen.

In Nordrhein-Westfalen sollen auf Druck der EU landwirtschaftlich genutzte Flächen, auf denen strengere Umweltauflagen gelten, mehr als verdoppelt werden. Der Rheinische Landwirtschaftsverband (RLV) und NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) rechnen damit, dass die Neuregelung zu Ertragseinbußen führen wird.

Laut NRW-Landwirtschaftsministerium sollen an Rhein und Ruhr künftig etwa 400.000 Hektar als sogenannte „Rote Gebiete“ gelten, das sind etwa 28 Prozent der gesamten Agrarfläche in NRW. Bislang gelten schärfere Regeln auf 165.000 Hektar. In diesen Gebieten dürfen Landwirte nur noch achtzig Prozent der Düngemenge einsetzen, die eigentlich für die jeweils angebauten Pflanzen gebraucht werden.

Auch interessant

Hintergrund ist ein Streit um die Umsetzung der EU-Nitratrichtlinie. Um diese Richtlinie umzusetzen, hatte Deutschland vor zwei Jahren besonders nitratbelastete Gebiete ausgewiesen, jedoch hatte Brüssel Nachbesserungen verlangt. Anfang Juli hatte sich schließlich der Bundesrat auf eine neue Methodik zur Ausweisung dieser Gebiete geeinigt. Auch NRW hatte zugestimmt.

Landwirtschaftsministerin rechnet mit Qualitätseinbußen beim Gemüse

Der RLV kritisiert die Neuregelung scharf, sieht die Schuld aber in Brüssel. Die EU-Kommission habe „zu unserem Unverständnis“ einem gemeinsam von Landwirtschaft, Forschung, Umweltschutz und Behörden erarbeiteten „modernen, faktenbasierten Ansatz“ eine Absage erteilt. Jetzt werde der Umfang der „Roten Gebiete“, in denen „erhebliche Ernteeinbußen“ zu erwarten seien, in NRW „massiv vergrößert“ werden müssen, so eine RLV-Sprecherin.

Silke Gorissen (CDU) ist die neue Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz in NRW.
Silke Gorissen (CDU) ist die neue Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz in NRW. © dpa | Marius Becker

„Die neue Regelung kann bei bestimmten Kulturen durchaus zu Qualitäts- und Ertragseinbußen führen – zum Beispiel beim Gemüseanbau“, räumt Gorißen ein. Landwirte rechnen zudem damit, dass sie Getreide nicht mehr in der Qualität anbauen können, die für die Verwendung als Lebensmittel für Menschen gebraucht wird, oder dass ihre Tiere nicht mehr ausreichend Energie durch selbst angebautes Futter zugeführt bekommen können, sie also Futter zukaufen müssen.

Verursacherprinzip stärker berücksichtigen

Außerdem kritisiert die Landwirtschaftsministerin: „Leider berücksichtigt die jetzt beschlossene Regelung aktuell nicht ausreichend das Verursacherprinzip“, sagt sie der NRZ. Heißt: Landwirte werden durch die Ausweisung von „Roten Gebieten“ für Nitratbelastungen in Haftung genommen, für die sie möglicherweise gar nicht selbst verantwortlich sind. Sie werde sich dafür einsetzen, dass dies geändert werde, verspricht Gorißen.

Wo die neuen besonders geschützten Gebiete vom Landesamt für Umwelt, Natur- und Verbraucherschutz ausgewiesen werden, ist noch unklar. Laut Ministerium muss die Neuregelung bis Ende November umgesetzt werden.