Grietherbusch. Die enorme Hitze bedeutet auch für Obstbäume viel Stress. Der Vriendshof in Grietherbusch berichtet, warum die Apfelernte trotzdem sehr gut wird.
Die Hitze macht auch dem Obst zu schaffen. „Wenn wir nicht aufpassen, verkochen uns die Äpfel und Birnen an den Bäumen“, sagt Felix Baumann vom Vriendshof in Grietherbusch bei Rees. Sie müssen vor Sonnenbrand geschützt werden. „Sonst faulen sie“, sagt der 30-Jährige. Aber trotzt des heißen Sommers: Die Obsternte fällt gut aus, „die Qualität ist hervorragend“, sagt Gisela Baumann kurz nach Saisonstart im Hofladen.
Wegen der Hitze hatten die Obstbauern den Start auf den heutigen Dienstag verschoben. Damit ist das Frühobst, sprich Delbar Äpfel und ‘Clapps Liebling’ Birne, ab sofort auf dem Vriendshof zu haben. „Und ab der nächsten Woche Äpfel der Sorte Rubin und Williams-Christbirnen“, ergänzt Gisela Baumann. In diesem Jahr rechnen beide mit einer sowohl qualitativ als auch mengenmäßig richtig guten Ernte.
Hagelschutznetze schützen Apfelplantage vom Vriendshof auch vor der Sonne
Dabei schützt sich der Obstbau-Betrieb immer mehr vor dem zunehmenden Extrem-Wetter. „Wir hatten schon sechs der 13,5 Hektar großen Apfelplantage mit Hagelschutz-Netzen ausgestattet. In diesem Frühjahr sind noch einmal vier dazugekommen“, erklärt der Gartenbau-Ingenieur. Denn die Netze halten nicht nur den Hagel vom Obst fern, sondern auch die Gefahr des Sonnenbrandes.
Billig ist das Ganze nicht. Pro Hektar, so der Obstbauer, würden Netz und Betonkonstruktion etwa 25.000 Euro kosten. Dazu sehe er aber keine Alternative. Zudem muss das Obst bewässert werden, um den Wasserbedarf der vielen Bäume zu decken.
Eine Nacht Bewässerung kostet Obstbauer alleine 600 Euro für Diesel
Stress durch die Hitze haben die Bäume allemal. Und da, wo keine Netze aufgespannt sind, muss tagsüber auch bis zu drei Stunden beregnet werden. „Zur Kühlung, sonst droht eben der Sonnenbrand“, meint Felix Baumann und zeigt Äpfel, die es schon erwischt hat. Erst gebe es weiße Flecken, dann braune. Das Obst müsse dann möglichst schnell vom Baum, bevor die Fäulnis auf andere Früchte übergreift. „Verwenden können wir die Äpfel nicht mehr, auch nicht für die Saft-Produktion, da die Früchte noch nicht ausgereift sind“, meint der Fachmann.
Wie gesagt: Am Bewässern kommt die Familie nicht vorbei. „Natürlich hoffen wir auf Regen“, sagt Felix Baumann. Denn das Bewässern ist richtig teuer. „Wenn wir die Anlage eine Nacht durchlaufen lassen, und das müssen wir jetzt regelmäßig, kostet das pro Nacht etwa 600 Euro alleine an Diesel“, rechnet er kurz hoch. Denn drei Aggregate, die die Pumpen betreiben, werden mit Diesel betrieben.
Strombedarf wird zu einem Drittel selbst erzeugt
Trotz aller Schwierigkeiten: Auf dem Vriendshof erwartet man eine Super-Ernte. Gerechnet wird mit bis zu 45 Tonnen Äpfel je Hektar. Wobei die Hauptsaison, zu der 13 Erntehelfer aus Polen im Einsatz sein werden, Mitte August startet. Im Herbst gibt’s im Hofladen 14 unterschiedliche Apfelsorten, von Elstar über Wellant und Boskoop bis zu Topaz und Jonagold. Später im Herbst folgt noch Braeburn.
Froh ist Felix Baumann, dass der Betrieb seit 2018 nicht nur ein Kühlhaus für die Obstlagerung hat, sondern den Strombedarf für den gesamten Betrieb zu einem Drittel dank PV-Anlagen auf den Dächern decken kann. „Wobei wir auch noch mit einer älteren Anlage Strom ins Netz geben“, ergänzt er. Die Idee, künftig auch die Beregnungsanlagen per selbst erzeugtem Strom zu betreiben, ist noch da. Das Problem seien aber die extrem teuren Stromleitungen in die Plantage.
Diesjährige Zertifizierung wird gerade wieder vorbereitet
Während Sohn Felix zurück ins Büro muss, um die QS-GAP-Zertifizierung vorzubereiten, die einmal jährlich verlangt wird und bei der es um Dinge wie Bewässerung, Lagerung und Pflückschutz geht, beißt Gisela Baumann herzhaft in einen frisch vom Baum gezupften Delbar. „Der schmeckt wunderbar knackig und saftig“, ist sie von der Qualität begeistert. Die Äpfel werden im Hofladen in Grietherbusch zum Verkauf angeboten.