Emmerich. In Emmerich fehlen über 100 Kita-Plätze. Die Stadt sucht händeringend nach einer Lösung und hat ein Objekt in der Innenstadt ins Auge gefasst.

Der Bedarf ist da. Das machte Nadine Bremer erst kürzlich deutlich. Im Jugendhilfeausschuss legte die Leiterin des Fachbereiches Jugend, Schule und Sport der Stadt Emmerich dar, dass zahlreiche Über-Dreijährige in Emmerich auf einen Kita-Platz warten – und mit ihnen natürlich die Eltern. Aktuell (Stand: 19. Mai) stünden 81 Kinder über drei Jahren auf der Warteliste für einen Betreuungsplatz. Anfang März waren es noch 60.

Bedarf für eine weitere Kita in der Emmericher Innenstadt ist vorhanden

Auch Kinder unter drei Jahren haben nicht alle einen Betreuungsplatz. Hier seien es, so schilderte Bremer, aktuell 29, die noch nicht versorgt sind. „Es besteht ein erhöhter Bedarf“, so die Fachbereichsleiterin. Und mehr noch: „Vor allem im Innenstadtbereich ist der Bedarf nach einer weiteren Kita da. Dort sind wir deshalb auch in Gesprächen“.

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Und diese werden auch immer konkreter. Das zeigen die Unterlagen des nächsten Stadtentwicklungsausschusses, der in der kommenden Woche tagt. Darin heißt es: „Die Schaffung neuer Kita-Plätze in der Innenstadt ist dringend erforderlich, hier muss die Verwaltung ihre Aufgabe der Daseinsvorsorge erfüllen und für Familien in der Innenstadt ein fußläufiges Betreuungsangebot für Kita-Kinder sicherstellen“.

Aktuell führt die Stadt Emmerich Gespräche mit dem Eigentümer

Konkret ins Auge gefasst wurden die Räumlichkeiten und Außenanlage der ehemaligen evangelischen Kita Gasthausstraße. In trockenen Tüchern ist allerdings noch nichts. „Ich kann bestätigen, dass aktuell Gespräche mit dem Eigentümer der Flächen geführt werden“, sagt Stadtsprecher Tim Terhorst auf Nachfrage dieser Zeitung. Eine Entscheidung, wie auch immer die dann aussehen würde, gibt es aber zurzeit noch nicht.

Eigentümer der Grundstücke und der nun seit vier Jahren leerstehenden Immobilie ist nach wie vor die evangelische Kirchengemeinde Emmerich. Schon bei der Schließung der Kita hatte sich Pfarrer Dr. Martin Neubauer zur Zukunft des Gebäudes an der Gasthausstraße gegenüber der NRZ geäußert. „Wir stehen nicht unter Zeitdruck“, sagte er damals. Von Sanierung zum Wohnkomplex bis zur Veräußerung sei alles möglich.

Ausschuss soll Bebauungsplan aufstellen

Trotzdem soll der Ausschuss für Stadtentwicklung in seiner nächsten Sitzung am kommenden Dienstag, 31. Juli, um 17.30 Uhr für einen entsprechenden Bereich zwischen Nonnenplatz, Hackensteege, Gasthausstraße und Goldsteege einen Bebauungsplan aufstellen. Dabei handelt es sich quasi um eine Art Vorsichtsmaßnahme. Andererseits versetzt die Aufstellung des Bebauungsplans die Stadt in die Lage, schneller reagieren zu können.

Erweiterungen der bestehenden Innenstadt-Kitas sind nur bedingt möglich

Wie Terhorst bestätigt, habe die Stadtverwaltung „händeringend“ nach einer Möglichkeit gesucht, um in der Innenstadt weitere Kita-Plätze zu schaffen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass speziell Familien in der Innenstadt vielfach mehrere Kinder haben und eine Mobilität hinsichtlich der Annahme von Kita-Plätzen außerhalb der Innenstadt nicht unbedingt gegeben ist. Es wurden dann auch verschiedene Möglichkeiten in Betracht gezogen, die in der Praxis aber nicht umsetzbar sind. Bauliche Erweiterungen der bestehenden Innenstadt-Kitas wären auch nur bedingt möglich.

Eine Auswahl an freien Grundstücken, die entsprechend groß für den Bau einer Kindertageseinrichtung wären, sind in der Innenstadt kaum vorhanden beziehungsweise unterliegen einer anderen Nutzung.

Darüber hinaus ist zurzeit geplant, bereits vorhandene Kita-Plätze aus der Kita St. Aldegundis in absehbarer Zukunft umzusiedeln, um dem heutigen Raumkonzept zu entsprechen.

Jugendamt plant mit einer Kita mit vier bis fünf Gruppen

So wurden die Grundstücke der ehemaligen Kita Gasthausstraße an der Gasthausstraße und Goldsteege ins Auge gefasst, um dort eventuell den Neubau einer Kita zu realisieren. Aus Sicht des Jugendamtes im Rahmen der Kita-Bedarfsplanung sollte dabei mindestens eine Kita mit vier bis fünf Gruppen entstehen. Eine höhere Anzahl wäre abhängig von der tatsächlichen zur Verfügung stehenden Grundstücksgröße und Bauweise.

Perspektivisch könnte bei einer Ausweitung der Fläche auf die an den Kindergarten angrenzenden Grundstücke das bestehende Kita-Gebäude für dringend benötigte Überhanggruppen genutzt werden. Daher umfasst der Bebauungsplan auch den gesamten Block zwischen den genannten Straßen.

>>>Kindergarten war im Jahr 2018 geschlossen worden

Die Evangelische Kindertagesstätte Gasthausstraße war im Juni 2018 geschlossen worden. Damals hatte der Träger eine Zusammenlegung seiner Kindergärten am Standort Hansastraße beschlossen. Im Jahr 2018 waren es zuletzt noch zwei Gruppen mit insgesamt 37 Kindern, um die sich sechs Erzieherinnen und Erzieher kümmerten.

Aktuell gibt es in der Stadt Emmerich keinen kommunalen Kindergarten. Alle Kitas sind in unterschiedlichen Trägerschaften. Zum aktuellen Zeitpunkt sind diese Detailfragen zwar noch nicht relevant, aber es spricht viel dafür, dass die bisherige Praxis in Emmerich auch auf die mögliche neue Kita in der Innenstadt angewandt wird.