Rees. Im Schulausschuss berichtete Schulsozialarbeiterin Petra Schlebusch-Wingerath von ihrer Arbeit während der Pandemie. Ein berührender Bericht.

Ist die Schule morgen offen oder gibt es wieder Distanzunterricht? Muss Maske getragen werden? Gibt es eine Testpflicht? Was passiert bei einem Coronafall in der Klasse des eigenen Kindes? Mit Fragen wie diesen haben sich Eltern von Schulkindern ebenso beschäftigt wie die Kinder selbst. Doch die Coronapandemie hat anscheinend bei den Kindern Spuren hinterlassen, weit abseits solch organisatorischer Fragen.

Darauf deutete zumindest der Bericht hin, den Schulsozialarbeiterin Petra Schlebusch-Wingerath im Schulausschuss in Rees vortrug. „Ich betreue so viele Kinder, dass sich eigentlich keine Zeit habe, um allen gerecht zu werden“, erklärte die Schulsozialarbeiterin der versammelten Politik. Wenn sie in eine Klasse gehe, um sich dort vorzustellen, kämen danach immer fünf bis zehn Kinder aus der Klasse zu ihr in die Sprechstunde. Manche mit kleineren Problemen, einige aber auch mit großen. „Die Problematiken der Kinder sind teilweise so erschreckend, dass ich nur noch dasitzen und zuhören kann.“

Ängste und zwanghaftes Verhalten

Es geht um Kinder, die in der Pandemiezeit Ängste entwickelt haben. Ängste davor, zur Schule zu gehen, sich selbst oder andere mit dem Virus anzustecken. Kinder, die teilweise zwanghafte Verhaltensweisen entwickelt haben oder andere psychische Probleme. Vor Corona, sagt Petra Schlebusch-Wingerath, sei es zum Beispiel einfacher gewesen, Schulschwänzer zurück in die Schule zu bekommen. „Jetzt kommen die Kinder oft aus Versagensängsten nicht mehr zur Schule.“ Kinder, die teilweise während der Phasen des virtuellen Unterrichts nicht so gut mitgekommen sind und sich nun fürchten, abgehängt zu werden.

Der Anstieg der Fälle wirkt sich nicht nur bei ihr selbst aus. „Auch die Institutionen, mit denen ich sonst zusammenarbeite, sind voll“, sagt Petra Schlebusch-Wingerath. Es sei zum Beispiel schwer, für Kinder, die entsprechende Hilfe brauchen, einen Jugendtherapeuten zu finden. Relativ schnelle Hilfe gibt es für Kinder, die Opfer sexueller Gewalttaten werden. Aber hier ist eigentlich allein die Zahl erschreckend und bedrückend zugleich. „Man kann davon ausgehen, dass jedes fünfte Mädchen und jeder zwölfte Junge Missbrauchserfahrungen hat“, erklärt Petra Schlebusch-Wingerath.

Politik berührt vom Bericht der Schulsozialarbeiterin

Wenn ein Kind zu ihr komme, seien das für sie oft gut und gerne zehn Stunden an Arbeitsaufwand. „Wenn ich ehrlich bin, habe ich eigentlich keine Zeit“, sagt sie. Und trotz aller Probleme und obwohl alles schwieriger geworden sei während der Corona-Pandemie, mache sie ihre Arbeit immer noch gerne: Zuhören, Tipps geben, helfen. Die Politiker reagierten betroffen auf die Schilderungen der Schulsozialarbeiterin. „Wir brauchen auf jeden Fall noch eine zusätzliche Stelle“, kommentierte Arno Wingender-Monats (SPD) die Ausführungen, wozu es allgemeines Kopfnicken in der Runde gab. „Natürlich fände ich es super, wenn es noch eine Stelle gäbe“, sagte Petra Schlebusch-Wingerath. Allerdings bedeute mehr Präsenz an der Schule auch, dass mehr Schüler zu ihr kommen würden.

Ob es keine schnelle Möglichkeit gebe, bei Kindern mit Problemen mit den Lehrern oder Eltern zu reden, war eine der Rückfragen an Petra Schlebusch-Wingerath. Die ist allerdings an eine Schweigepflicht gebunden. „Wenn ein Schüler nicht möchte, dass ich mit den Lehrern rede, dann mache ich das auch nicht“, sagt sie. Allerdings versuche sie, die Kinder in eine entsprechende Richtung zu führen. Am Ende blieb den Ausschussmitgliedern nur, die aktuelle Sachlage zur Kenntnis zu nehmen - und damit auch die Tatsache, dass die Corona-Krise den Schülern in Rees auch abseits von Erkrankung und organisatorischen Fragen zu schaffen macht - zumindest vielen von ihnen.