Emmerich. Gemeinsam mit Schülern aus den Niederlanden, Polen, Island, Litauen und Russland schreiben Schüler aus Emmerich ein Buch über die Hanse.

Langsam gleitet die Leinwand im Ratsaal im Emmericher Rathaus nach oben. Dahinter kommt ein Wandteppich zum Vorschein, der die Geschichte des Handwerks und Handels in der Stadt darstellt. Und die ist natürlich eng mit der Hanse verknüpft, war Emmerich doch lange eine Hansestadt. „Mich freut es, dass jetzt ein Buch zur Hanse international entsteht“, sagt Bürgermeister Peter Hinze.

Bei ihm im Rathaus zu Gast sind Menschen, die an diesem besonderen Buchprojekt arbeiten. Aus Lübeck, Hardewijk (Niederlande) und Danzig (Polen) sind Lehrerinnen nach Emmerich angereist, um bei einem Symposium an der Gesamtschule über das Buchprojekt zu sprechen – und natürlich, um sich und ihre deutschen Kollegen kennenzulernen.

Persönliches Kennenlernen steht im Zentrum des Hansebuch-Projekts

„Wichtig ist der Weg zum fertigen Buch. Die Lehrer und Schüler sollen sich kennenlernen“, sagt Wolfgang Tyssen, stellvertretender Schulleiter der Gesamtschule Emmerich und vor Ort einer der zuständigen für das Projekt. Momentan läuft der Austausch über geschlossene Chaträume im Internet. Es geht also nicht nur darum, sich an die Vergangenheit, die Glanzzeit der Hanse, zu erinnern – sondern auch eine Verbindung für die Zukunft zu schaffen. „Es ist wichtig, voneinander zu wissen und Vorurteile abzubauen“, sagt Bürgermeister Peter Hinze.

Das Buch, das die Schüler in verschiedenen Hansestädten schreiben, soll ein historischer Roman werden. „Wir haben besprochen, dass in jeder Stadt eine kurze Geschichte spielt“, erklärt Beata Popek aus Danzig das Konzept des Buches. „Es wäre schön, wenn die Figuren aus den verschiedenen Städten sich treffen. Aber das muss nicht sein.“ Die einzelnen Geschichten sollen immer verbunden werden mit einem historischen Ereignis in der jeweiligen Stadt, das mit der Hanse in Verbindung steht.

Historische Ereignisse aus der Geschichte der Hanse als Kulisse

Für Emmerich soll das etwa der Hansetag im Jahr 1567 sein. Auch in Hardewijk hat man sich für einen Hansetag entschieden, rund um den eine Geschichte spielen soll, berichtet Marieke Westerhout aus der niederländischen Stadt. In Lübeck hatte man sich überlegt, die Familie an der Engelsgrube anzusiedeln, der Straße, an der früher die Englandfahrer lebten. „Nachdem England jetzt nicht mehr in der EU ist, wohnt die Familie in der Geschichte jetzt im Haus der Danzigfahrer“, berichtet Annette Stöcklin aus Lübeck. In Danzig wird zurzeit noch Material für die Geschichte gesammelt. „Wahrscheinlich werden am Ende rund 40 Schüler zwischen 12 und 17 Jahren an dem Projekt beteiligt sein“, erklärt Andrea Jessen von der Gesamtschule Emmerich.

Hansebuch-Projekt mit Beteiligten in Emmerich und ganz Europa

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Wobei auch das noch nicht ganz klar ist. Denn neben Lübeck, Danzig und Hardewijk wird auch in Hafnarfjördur (Island), Kaunas (Litauen) und Pskow (Russland) an dem Projekt gearbeitet. Dazu könnten noch weitere Städte wie Emmerichs Partnerstadt King’s Lynn in England, La Rochelle (Frankreich), Riga (Lettland) und Bergen (Norwegen) kommen. „Der Kreis ist offen. Wer mitarbeiten möchte, ist herzlich willkommen“, sagt Wolfgang Tyssen, stellvertretender Leiter der Gesamtschule Emmerich.

Die Schüler in den europäischen Hansestädten arbeiten jeweils in Gruppen an den Geschichten zum Buch. „Manchmal muss man die Kreativität der Schüler auch etwas bremsen“, sagt Marie Schwack von der Gesamtschule. Denn einige Ideen, die von den Schülern kommen, passen nicht so ganz zu Figuren der Hansezeit. Und es soll ja am Ende noch ein historisches Buch werden, dass die Leser in die Zeit der Hanse entführt.

Termin für Veröffentlichung des Hansebuchs steht noch nicht fest

Wann das Buchprojekt, das sowohl in gedruckter Form als auch im Internet erscheinen soll, fertig ist, steht übrigens noch nicht fest. „Es wird fertig sein, wenn es sich zeigt, dass es fertig ist“, sagt Wolfgang Tyssen. „Die Zeit lassen wir uns.“ So lange, wie die Geschichte der Hanse wehrte, nämlich rund 400 Jahre, wird es aber wohl nicht dauern.

>>Besuch in Emmerich für Mai 2022 geplant

Im Mai 2022 sollen wiederum Schüler und Lehrer aus den anderen am Buchprojekt beteiligten Hansestädten in Emmerich zu Gast sein. Diese sollen dann bei Schülern und Lehrern aus Emmerich unterkommen, um die Verständigung zu fördern.

Ein Besuch des Hansetages, der vom 26. bis 29. Mai in Neuss stattfinden soll, soll dann auch mit auf dem Programm stehen. Wolfgang Tyssen hofft, dass eine Engagement der Schüler bei der Hanse auch über das Buchprojekt hinausgeht.