Emmerich. Sabina Palluch ist seit 2020 die Vorsitzende des Emmericher Integrationsrates. Das Gremium ist ein Besonderes: Es gibt eine hohe Frauenquote.
Wortgewandt, engagiert, tough – Sabina Palluch weiß, was sie will. Die gebürtige Polin ist die neue Vorsitzende des Emmericher Integrationsrates. Für die 41-Jährige, die mit ihrer Familie in Elten lebt, ist der Integrationsrat ein wichtiges Gremium – das, noch, zu wenig Beachtung im politischen Geschehen der Stadt findet „Wir müssen uns mehr Gehör verschaffen“, sagt die Juristin – und gibt damit ein Ziel für ihre Amtszeit aus.
Damit das gelingt, ist Palluch zu Beginn der Legislaturperiode neue Wege gegangen. Mit der Unterstützung verschiedenster Institutionen hat sie zunächst eine Fortbildungsreihe für die fünf direkt gewählten Mitglieder organisiert.
Alle fünf direkt gewählten Mitglieder des Integrationsrates sind Frauen
„Damit jeder weiß, was seine Rolle ist und was wir als Gremium überhaupt dürfen. Und auch was nicht“. Was das Gremium aus Emmerich übrigens in dieser Legislaturperiode so besonders macht? „Unsere Frauenquote“, sagt Sabina Palluch ein wenig stolz. „Denn alle direkt gewählten Mitglieder sind weiblich“.
Eines war der Vorsitzenden wichtig. „Wir sind direkt von unseren Vertretern gewählt. Wir sind deren Sprachrohr und agieren wie Politiker.“ Der Integrationsrat müsse stark und selbstständig agieren können. „Und auch Änderungen durchsetzen“. Dass Sabina Palluch das herausstellt, hat auch seinen Grund. Der letzte Integrationsrat konnte seine Rolle nie wirklich finden.
Integrationsrat kann mehr als nur Feste planen
„Schon allein deshalb war es mir auch ein Anliegen, doch noch einmal im Integrationsrat mitwirken zu können“. Denn Palluch weiß: „Das Gremium sollte mehr machen, als mit der Organisation des Festes der Kulturen betraut zu werden oder Beratungen durchzuführen“.
Als das Gremium 2010 ins Leben gerufen wurde, war es neu. „Und keiner wusste genau, wie es mit Leben gefüllt werden sollte“. Auch jetzt sei das Ganze natürlich noch diffizil. „Von allen Integrationsräten in NRW ist jeder einfach anders. Anträge, die woanders gestellt werden, müssen nicht unbedingt auch bei uns funktionieren. Alles ist individuell und wir müssen schauen, was wir hier für uns in Emmerich wollen“, sagt Palluch.
Migranten sollen mehr vertreten sein in Kitas, Schulen und bei der Stadt
Auch auf Landesebene ist die engagierte Eltenerin unterwegs. Dort bekommt sie viel Input. Palluch hofft, nun auch bald in Emmerich durchstarten zu können. „2022 möchte ich auf jeden Fall vier Sitzungen durchführen“, sagt sie. Dann sollen Themen besprochen werden, die konkret das Miteinander der Kulturen in Emmerich betreffen. Und sich nicht bloß um das große Schlagwort Integration ranken.
„Den Integrationsrat gibt es, weil hier in Emmerich 30 Prozent Menschen mit internationaler Herkunft leben. Was allerdings auffällt ist, dass diese Menschen überhaupt nicht überall vertreten sind“, so die Vorsitzende des Integrationsrates.
Auch Deutsche müssen beim Thema Integration in Emmerich helfen
Palluch denkt dabei etwa an die Stadtverwaltung, Unternehmen – oder auch natürlich in den Kindergärten und Schulen als Personal. Bei diesem Thema könnte man zum Beispiel ansetzen, nennt Palluch ein Beispiel. „Man darf einfach nicht vergessen, dass diese Menschen auch neues Potenzial mitbringen“.
So soll der Integrationsrat nun auch Anträge stellen, die dann in den anderen politischen Gremien der Stadt diskutiert werden. Um damit konkret an der Situation vor Ort etwas zu ändern. Für Palluch ist Integration nämlich auch etwas, das nicht nur einseitig geschehen kann, sondern Deutsche wie auch Menschen mit internationaler Herkunft betrifft.
Neue Voraussetzungen in Emmerich schaffen
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Dass Menschen mit anderer Herkunft nach den Regeln vor Ort leben, sei klar. „Aber das heißt doch nicht, dass man seine Identität aufgeben muss“. Gut könne sie sich noch dran erinnern, wie sie vor zehn Jahren angeschaut wurde, wenn sie mit einer Landsfrau auf der Straße Polnisch geredet hat. „Mittlerweile gehört das zu Emmerich dazu“, sagt sie.
Sie hofft, dass dies auch bald für die anderen Nationen gilt. Bestenfalls sei man in zehn Jahren hier wieder ein Stück weiter. Sabina Palluch und der Rest des Integrationsrates werden auf jeden Fall versuchen, ihren Teil dazu beizutragen und mit gezielten Anträgen und politischer Arbeit versuchen die Voraussetzungen dafür zu schaffen.
>>> Das ist der Integrationsrat
Am 7. Februar 2010 wurde erstmals in Emmerich am Rhein ein Integrationsrat gewählt. Dieses kommunale Gremium besteht aus direkt gewählten Migrantenvertreterinnen sowie Ratsmitgliedern.
Die letzte Wahl des Integrationsrates der Stadt Emmerich am Rhein fand am 13. September 2020 statt. Vorsitzende des Gremiums ist derzeit Sabina Palluch. Sie erreichen den Integrationsrat per E-Mail unter integrationsrat@stadt-emmerich.de.