Emmerich. Es reichte nur zu einem Patt im Rat: Ex-Terrasana ist für die zweite Jugendeinrichtung Emmerichs keine Option mehr. Ex-Vital Sports wird geprüft.
Das ehemalige Terrasana als Ort der zweiten Jugendeinrichtung in Emmerich ist vom Tisch. Im Rat am Dienstag fand der Vorschlag der Verwaltung keine Mehrheit. Es wurde denkbar knapp. Knapper als beim parallel laufenden EM-Spiel England gegen Deutschland. Die SPD hatte eine geheime Abstimmung beantragt. Da sich hier plötzlich zwei Ratsmitglieder enthielten, kam es zu einem Patt von 15 zu 15 stimmen. „Damit kommt der Antrag nicht durch“, sagte Peter Hinze zerknirscht.
Ehemaliges Kino als Option gestrichen – keine Rede mehr vom PAN
Der Bürgermeister zeigte sich „maßlos enttäuscht. Es gibt nur einen Verlierer. Das sind die Jugendlichen“. Er habe in der ganzen Diskussion kein sachliches Argument gehört, dass gegen das Terrasana spreche. „Ich meine, die Jugend gehört ins Zentrum. Sie in die Randlage zu drängen, ist das falsche Zeichen.“ Mit dieser Entscheidung des Rates wurde auch der Jugendhilfeausschuss überstimmt, der Fachausschuss, in dem die Experten sitzen. Ein seltenes Vorgehen. Zynisch merkte Hinze an: „Was bieten wir der Jugend? Wir haben McDonald’s, da kann man drei Stunden im W-LAN verweilen und eine Burger für einen Euro essen.“
Die Verwaltung hat im Anschluss einstimmig den Auftrag bekommen, das ehemalige Vital Sports am Nollenburger Weg als Alternative zu prüfen. Das ehemalige Kino, so CDU-Fraktionschef Matthias Reintjes, sei als Option „gestrichen“. Es wird gerade für den Pächter, eine Shisha-Bar, baulich investiert. Ein Ende des Mietverhältnisses ist nicht in Sicht. Vom PAN war in den Sitzungen keine Rede mehr.
BGE wäre fast auf SPD-Kompromiss eingegangen
Die inhaltliche Diskussion fand im vorgelagerten Haupt- und Finanzausschuss statt. Hier hatten Hinze und Jan Ludwig (SPD) nochmal fürs Terrasana geworben. Eine Realisierung im Vital Sports werde rund 18 Monate dauern. Es würden Sanierungskosten von 600.000 bis 1,2 Millionen Euro im Raum stehen, so Hinze. Zahlen, die Christopher Papendorf (BGE) nicht recht glauben wollte: „Eine zweite Jugendeinrichtung ist nicht mit einem Fitnessstudio mit Sauna zu vergleichen.“
Ludwig zitierte Schlagzeilen über eine durch Corona ausgebremste Generation, weshalb jetzt schnell gehandelt werden müsste: „Wir stehen bei der Jugend im Wort.“ Am Rande der Sitzungen erfuhr die NRZ von Jörn Bartels, dass die BGE schon soweit war, sich auf den SPD-Kompromiss einzulassen, erstmal im Terrasana zu starten, während weitere Alternativen für eine langfristige Lösung ausgelotet werden. Vergrault habe die BGE, dass die SPD sich per Pressemitteilung damit schon gebrüstet habe.
Für die CDU ist viel Platz nötig
Die CDU blieb bei ihrer Haltung: „Wir haben mit dem Standort Terrasana ein Problem. Wir hatten einen konstruktiven Austausch, sind uns aber nicht einig geworden“, so Reintjes. Die Jugend brauche mehr Platz, um sich zu entfalten. Die Altersspanne 14 bis 21 sei zu weit gefasst, das müsse man noch aufteilen. Dies sei am Vital Sports – mit 1250 Quadratmetern etwa zehnmal so groß wie das Terrasana – möglich. Vielleicht kämen auch weitere Optionen ins Spiel.
„Für uns geht es um eine langfristige Lösung. Schade, dass es lange dauert beim Vital Sports, aber wir können uns nicht mit einem B-Standort begnügen. Das Terrasana ist uns zu klein. Uns geht es um die Jugendlichen, nicht nur um ein Café“, erklärte Jörn Bartels.