Emmerich. Die steigenden Baupreise machen sich auf die Bauvorhaben der Stadt Emmerich bemerkbar. Die Verwaltung rechnet mit vier Prozent zusätzlich.

Richtig Spaß mache das Bauen gerade nicht. Stephan Glapski und und Martin Kersting sind vielmehr damit beschäftigt, dass die bestehenden Baustellen überhaupt laufen. Denn hohe Materialpreise und Lieferengpässe sorgen aktuell dafür, dass die Großbaustelle Gesamtschule erneut ins Stocken gerät. Für die Leiter des Emmericher Verwaltungsfachbereiches Immobilien alles andere als eine schöne Beschäftigung.

Stephan Glapski kämpft mit seinem Zeitplan. Im April 2019 hatte der Emmericher Stadtrat den Neubau der Gesamtschule am Brink beschlossen und damals mehreren Änderungen auf den Weg gebracht. 17,9 Millionen Euro wurden budgetiert. Heute ist Glapski froh, wenn er die 20-Millionen-Euro-Marke nicht überschreiten muss. Denn vor den Entwicklungen auf dem Baumarkt ist auch die Stadt Emmerich nicht geschützt.

Viele Materialien haben sich verteuert

Astronomische Preissteigerungen bei Baumaterialien machen gerade die Runde. Holz, Metall, Stahl, Farben, Kunststoffe – alles befindet sich im Aufwärtstrend. Glücklicherweise wurden die meisten Ausschreibungen für den Schulneubau schon getätigt und 50 Prozent der Gewerke wurde auch bereits vergeben, sodass die Kostenkalkulation einigermaßen stabil ist.

Der Fachbereichsleiter Immobilien Stephan Glapski.
Der Fachbereichsleiter Immobilien Stephan Glapski. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Gleichwohl rechnen Glapski und Kersting mit weiteren Preiserhöhungen und Einschränkungen. So habe etwa der Fensterbauer die Holz-Alu-Kostruktion Ende Februar bestellt und bis Ende Mai sei immer noch nicht alles geliefert worden. Vor allem bei Eiche gebe es Lieferschwierigkeiten. Um den Bau nicht weiter zu verzögern, habe man beschlossen, dass auch andere Hölzer als Eiche zu wählen. Entsprechend werden die anderen Hölzer mit einem Eiche-Furnier versehen. Diese Mehrarbeit müsse glücklicherweise nicht zusätzlich bezahlt werden.

Dämmmaterialien kaum zu bekommen

Anders sehe dies beim Dachdecker aus. Hier haben sich die Dämmmaterialien und Bleche deutlich verteuert. Glapski rechnet mit Verteuerungen beim Material in Höhe von 7 Prozent. „Zu einem gewissen Satz wird dies weitergegeben und wir werden dies auch akzeptieren.“

Auch bei den Elektroarbeiten ist mit deutlichen Materialaufschlägen von 22 Prozent zu rechnen. Allerdings schlage dies angesichts der niedrigen Gesamtkosten nicht so stark ins Gewicht. Hier rechnet Glapski mit einer 3-prozentigen Erhöhung an der Gesamtmaßnahme. Die jetzige Situation können man auch nicht mit mehr Geld heilen. Denn einige Materialien seien schlicht nicht lieferbar.

Zeitplan geriet durcheinander

Der stellvertretende Fachbereichsleiter Immobilien Martin Kersting.
Der stellvertretende Fachbereichsleiter Immobilien Martin Kersting. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Neben den Kostensteigerungen ist es wichtig, den Zeitplan im Auge zu behalten. Die Emmericher Verwaltung möchte auf jeden Fall sicherstellen, dass die Schüler zum Schuljahr 2022/23 das neue Gebäude nutzen können. Daher soll die Fertigstellung der Bauarbeiten im Juni oder Juli 2022 erfolgen. Insgesamt habe man bereits eine Bauverzögerung von gut acht Monaten.

Stand heute geht der Fachbereichsleiter Immobilien mit einer Baukostensteigerung von drei bis vier Prozent aus. Wenn das so bliebe, wäre er sehr zufrieden. Sein Ziel sei es, die Baukosten bei unter 19 Millionen Euro zu halten.

>> Baumaßnahme Grollscher Weg

Die Sanierung der ehemaligen Realschule am Grollschen Weg befindet sich zurzeit in der Planung. Der zuständige Architekt hatte in seiner Kostenschätzung mit 17,4 Millionen Euro gerechnet. Auch hier müsse man davon ausgehen, dass die Baupreise sich auch in Kostenberechnung negativ auswirken.

Da sich die Stadt aktuell in einem vorläufigen Haushaltsplanverfahren befindet, konnte Glapski auch keine Aufträge für die üblichen Schulsanierungen in den Sommerferien in Auftrag geben. Welche Kosten hier auf die Stadt zukommen, konnte er daher nicht sagen.

>>De Wette Telder

Auch das Bauobjekt „De Wette Telder“ dürfte teurer werden. Bislang wurden 1,6 Millionen Euro angesetzt. Der neue Architekt Barend van Ackeren aus Kleve ist zurzeit mit der Planung beschäftigt.

Geplant ist, im September den Bauantrag fertig zu haben und zum Jahresende die Fördermittel zu beantragen. Die Fertigstellung ist für Ende 2022 vorgesehen.