Emmerich. Emmerich droht ein Kulturstreit. BGE hat Zukunft des PAN Museums in Frage gestellt. Ehrenamtler sind wütend. BGE hat nicht das Gespräch gesucht.

Sie haben eine gewisse Wut im Bauch. Wut über die BGE. Die Kuratorien und Vorstände der Stiftung PAN Kunstforum, des Vereins PAN und der Bürgeraktion Pro Kultur haben kein Verständnis für den öffentlichen Vorstoß der Fraktion, das Nutzungs- und Betreiberkonzept des PAN vor dem Ablauf der aktuellen Pacht Mitte 2023 auf den Prüfstand zu stellen. Zwischen den Zeilen war das Ziel des „PAN-Review“ deutlich herauszulesen: Die BGE will Kultur in Zahlen messen und steht dem Plakatmuseum kritisch gegenüber.

Mit den Ehrenamtlern, die sich seit 20 Jahren für Kunst und Kultur in Emmerich engagieren, wurde nicht gesprochen. „Was ist das für ein politischer Stil?“, fragt Irene Möllenbeck, Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung PAN. Hätte die BGE dies getan, dann hätte man wichtige Informationen schon gehabt.

Betriebskosten würden ohne Museum bei der Stadt bleiben

Die BGE will wissen, wie ein kostendeckender Museumsbetrieb in Zukunft gewährleistet werden kann? „Es gibt in ganz Deutschland kein Museum, das kostendeckend ist.“ Die Stadt finanziere nur die Betriebskosten für das Gebäude und sichert sich zugleich mindestens 20 Termine für städtische Events im PAN. „Die Kosten fürs Gebäude bleiben! Egal wie die Nutzung aussieht“, betont Möllenbeck. Man würde also ohne das Museum gar nichts sparen.

In den eigentlichen Kulturbetrieb fließe „kein Cent!“, so Möllenbeck. Ausschließlich durch Sponsoring, Vermietungen und Einnahmen finanziere sich der Kulturbetrieb. Aus diesen Mitteln würden eine hauptamtlich Angestellte und Hilfskräfte finanziert: „Alle anderen arbeiten mit Herzblut und Engagement ehrenamtlich. Nur so ist es zu stemmen. Kostengünstiger kann man kein Museum führen“, sagt Möllenbeck, die einen Schlenker zum BGE-Wahlkampf im Herbst schlägt. Dort hieß es „Ehrenamt stärken“: „Das hier ist Ehrenamt mit den Füßen treten.“

Zweite Jugendeinrichtung im PAN würde das Haus kaputt machen

Das PAN sei kein niederrheinisches Zentrum für Künstler, habe die BGE behauptet. „Wer das behauptet“, der war lange nicht da.“ Für Irene Möllenbeck, gleichen sich die Schlagzeilen heute wie vor 20 Jahren: „Es ist das Gesicht der ewig Gestrigen. Mit denen kann man die Stadt nicht weiterentwickeln.“ Die Bürgeraktion Pro Kultur wurde damals schon als Reaktion auf die BGE gegründet.

Die BGE hatte ins Spiel gebracht, dass die zweite Etage für die entstehende zweite Jugendeinrichtung genutzt werden könnte: „Das würde das Haus kaputt machen. Alle Räume werden für das Konzept gebraucht“, unterstreicht Möllenbeck. Abgesehen davon bedürfe ein Museum Ruhe. Dies vertrage sich nicht mit einer Jugendeinrichtung, in der es auch mal laut werden dürfe.

Jüdischer Kulturraum hat Leerstand nach KKK-Auszug behoben

„Wir bringen seit 20 Jahren junge Menschen und Kultur erfolgreich zusammen. Traurig, wenn man das ignoriert oder – noch schlimmer – nicht weiß“, sagt Möllenbeck. Beispielhaft sei nur an die Siebdruck-Workshops erinnert, die etliche Emmericher Schüler schon mitgemacht hätten. Oder an das PAN als außerschulischen Lernort, der vom LVR dafür gefördert werde.

Die BGE hatte auch hinterfragt, warum ein Jüdischer Kulturraum sich im PAN hat ansiedeln können, nicht aber eine zweite Jugendeinrichtung: „Für den Jüdischen Kulturraum wurden die beiden Räume von KKK übernommen, die umgezogen sind. Pro Kultur hat einen Leerstand gefüllt und niemandem etwas weggenommen“, erklärt Möllenbeck. Und auch damit habe man sich überregional einen Ruf erarbeitet.

PAN als Erlebnisraum und weichen Standortfaktor sehen

Die Emmericher Innenstadt habe nicht so viel zu bieten, dass man aufs PAN verzichten könnte. Wissenschaftler forderten schon lange, Erlebnisräume in der City zu schaffen, weil der Handel allein dies nicht mehr schaffe, erinnert Möllenbeck.

Stichwort: Fachkräftemangel. Sei es für die Wirtschaft nicht wichtig, mit weichen Standortfaktoren zu punkten? Bewerber würden nach solchen Faktoren fragen.

Johannes Diks: „Vielleicht sind wir zu leise“

Die Kulturschaffenden wollen weiter ihren „positiven Beitrag für unsere Stadt leisten“. So könnte die Achse vom PAN zur Rheinpromenade gestärkt werden. Derzeit sei ein neues Nutzungskonzept in Arbeit, bei dem man sich nicht unter Druck setzen lasse. Ist dies fertig, dann werde man es der Stadt vorlegen. Die Plakatausstellung werde das Herzstück bleiben. Weiterhin werde es etliche Events im PAN geben. Neu wird die Kooperation mit der Hochschule Rhein-Waal im Konzept stehen: „Da brauchen wir regelmäßig Platz für 30 bis 40 Leute in der 2. Etage“, deutet Möllenbeck an. Nämlich für die Studenten.

„Wir sind überzeugt, dass das PAN ein wichtige kulturelle Einrichtung in Emmerich ist. Der Vertragsverlängerung sollte nichts im Wege stehen. Andere Städte beneiden uns“, sagt Irene Möllenbeck. Es gibt auch Selbstkritik: „Vielleicht sind wir zu leise“, sagt Johannes Diks, Vorsitzender der Stiftung PAN. Vielleicht werde die gute Kulturarbeit zu wenig nach Außen getragen.