Emmerich. Regenbogenflaggen wehten zuletzt an der Aldegundiskirche. Nun Verteilung auf alle Kirchen. Homosexuelle Paare erhalten Segen. Es gab Reaktionen.
Die Aldegundiskirche in Emmerich zeigte sich in diesen Tagen bunt. Denn die Kirche ist seit einer Weile mit der Regenbogenfahne beflaggt. Dass es hierbei nicht um eine hübsche Dekoration geht, kann man sich denken. Die Regenbogenflagge steht symbolisch für Toleranz und Akzeptanz. Gesellschaftlich wird hier vor allem die Toleranz für gleichgeschlechtliche Liebe gesehen. Und genau so ist es gemeint.
Windgeschütztere Position ist erforderlich
„Die vor einigen Wochen veröffentlichte Absage aus Rom, homosexuellen Paaren keine kirchliche Segnung gewähren zu können, trifft auch in der Emmericher Gemeinde auf breiten Widerspruch. Der Rat der Seelsorgeeinheit hat in Abstimmung mit den Kirchenvorständen betont, dass der Segen grundsätzlich allen Menschen zugesprochen werden soll, die darum bitten. In der nächsten Zeit werden die Kirchen mit der Regenbogenfahne beflaggt, um ein deutliches Zeichen der Verbundenheit mit allen zu setzen, die in bunten Lebensgemeinschaften leben“, heißt es in einer Pressemitteilung der Seelsorgeeinheit St. Christophorus/St. Johannes der Täufer.
Pfarrer Bernd de Baey kündigte nun gegenüber der NRZ an, dass die acht Flaggen nun auf alle sieben Kirchen der Seelsorgeeinheit verteilt würden. Zum einen, um zu zeigen, dass alle Kirchen mitmachen. Zum anderen, weil der heftige Wind oben an St. Aldegundis die Flaggen auf Dauer zerfleddern würde. Etwas mehr Windschutz sei nötig.
Manche Kritik war niveaulos, menschenverachtend
Auch über Rückmeldungen konnte der Dechant etwas sagen: „Die überwiegende Zahl der Reaktionen war sehr positiv. Ich habe den Eindruck, es war das richtige Zeichen, Flagge zu zeigen. Es gibt in der Kirche einen großen Pluralismus. Und den brauchen wir auch. Ich habe gemerkt, dass sich viele neu mit dem Thema auseinandersetzen“, was de Baey lobt.
Der Pfarrer möchte aber auch nicht verschweigen, dass es einige wenige sehr negative Reaktionen gab. „Das war zum Teil niveaulose Kritik, auf die ich auch nicht reagiert habe. Derart menschenverachtend, dass man darüber nicht zu diskutieren braucht.“
Bürgermeister lobt „mutiges Zeichen“ der Seelsorgeeinheit
„Natürlich ist es ein langer weg, den die Kirche hier gegangen ist – fast dreieinhalb Jahre“, sagt Bürgermeister Peter Hinze im Bezug auf seine eigene Hochzeit mit Hubertus Hinze-Pooth am 30. September 2017. Hier hatte Bischof Felix Genn den geplanten Segen für das Paar gestoppt. „Aber es ist ein mutiges Zeichen, dass Pfarrer vor Ort ein klares Zeichen gesetzt haben. Ein gutes, positives Zeichen. Teile der Kirche sind im hier und jetzt angekommen. Denn ansonsten spielt es im öffentlichen Leben keine Rolle, wer mit wem liiert ist. Ich werde mich bei Gelegenheit bei Pfarrer de Baey bedanken.“
Der Bürgermeister, der 2017 auch bewusst öffentlich über seine Homosexualität sprach, um anderen Mut zu machen, ist sich bewusst, dass die Kirchenvertreter damit auch ihre Bereitschaft erklärten, eine Diskussion auszuhalten, die folgen könnte.