Rees. Holemans lässt durch NZ Kreis Kleve Monitoring an der Norderweiterung Reeser Meer durchführen. So steht’s um Artenvielfalt und Wasserqualität.

Kies- und Sandgewinnung verändert die Landschaft. Wo sich vormals Ackerflächen oder Wiesen befanden, entstehen Seen. Diese für alle sichtbare Veränderung bringt eine auf den ersten Blick kaum wahrnehmbare, „unsichtbare“ Veränderung der Tier- und Pflanzenwelt mit sich. Lebensräume verschwinden, neue entstehen. Bestimmte Arten siedeln sich gerade wegen der Seen an. Wieder andere lieben genau den Prozess der Umwandlung und bevölkern vorübergehend Böschungen, Halden, Wege oder Uferbereiche, die sich durch die Abgrabungstätigkeit entwickeln. Sie leben quasi mitten in der Abgrabung vor dem Bagger her in einem Lebensraum auf Zeit.

Ökologisches Monitoring durch das Naturschutzzentrum

Auf der Karte sieht man im Zentrum blau umrandet die Norderweiterung des Abgrabungsgebietes Reeser Meer. Die gestrichelte rote Linie markiert die Grenzen des Gebietes, das laufend beobachtet und analysiert wird. Er reicht deutlich über die Grenzen der eigentlichen Abgrabungsfläche hinaus.
Auf der Karte sieht man im Zentrum blau umrandet die Norderweiterung des Abgrabungsgebietes Reeser Meer. Die gestrichelte rote Linie markiert die Grenzen des Gebietes, das laufend beobachtet und analysiert wird. Er reicht deutlich über die Grenzen der eigentlichen Abgrabungsfläche hinaus. © Holemans | GrafiK: Lutz Kamieth

Das Kiesabgrabungs-Unternehmen Holemans Niederrhein lässt diesen Wandel der Landschaft laufend von Fachleuten untersuchen. Sie beobachten und zählen Tiere und Pflanzen, analysieren die Wasserqualität, erstellen Karten und ermitteln laufend den ökologischen Wandel. Man spricht von Monitoring.

Am Reeser Meer/Norderweiterung übernimmt diese Aufgabe das Naturschutzzentrum im Kreis Kleve (NZ) mit Sitz in Rees-Bienen. Das NZ ist seit Start der Abgrabung im Jahr 2007 mit von der Partie. Die Naturexperten arbeiten nach landesweit geltenden methodischen Standards. Diese Standards sind unerlässlich, denn die umfangreichen Datenerhebungen der NaturbeobachterInnen machen nur Sinn, wenn man sie über einen längeren Zeitraum oder mit anderen Standorten vergleichen kann. Neben dem ökologischen Monitoring lässt Holemans außerdem regelmäßig durch ein Fachbüro ein Grundwassermonitoring durchführen, berichtet das Unternehmen.

Wissenschaftliches Neuland betreten

Bei aller Standardisierung: Ein Monitoring darf man sich nicht statisch wie eine Inventur in einem Supermarkt vorstellen – also kein einfacher Vorher-Nachher-Vergleich.

„Das Monitoring ist ein lebendiger Prozess”, erklärt Umweltwissenschaftlerin Beate Böckels, bei Holemans für Rekultivierung und Genehmigungsmanagement verantwortlich. „Wir entdecken immer wieder neue Entwicklungen, und denen gehen wir dann nach. Was wir heute untersuchen, geht weit über die Verpflichtungen aus der Genehmigung hinaus. Eigentlich betreten wir immer wieder wissenschaftliches Neuland. Ein Beispiel ist die Erforschung von Kleinstlebewesen wie Plankton in Baggerseen.“

Holemans meint: Die Befürchtungen konnten entkräftet werden

Für ihre Beobachtungen tauchen die Naturexperten auch mal im wahrsten Sinne des Wortes ab.
Für ihre Beobachtungen tauchen die Naturexperten auch mal im wahrsten Sinne des Wortes ab. © Holemans | Naturschutzzentrum Kreis Kleve

In einer Abgrabungsgenehmigung werden bestimmte Fragestellungen für die ökologischen Monitorings festgeschrieben. Holemans hat schon von Beginn an zusätzliche Untersuchungsthemen mit aufgenommen. Dazu gehören die Wasserqualität und die Beobachtung des Geländes rund um die eigentliche Abgrabung bzw. Rekultivierungsfläche (siehe Luftbild).

Dieser erweiterte Beobachtungsradius war im Jahr 2007 eine Antwort auf einige Einwendungen. In ihnen wurde die Befürchtung geäußert, das Umland um die geplante Abgrabung inklusive der geschützten Gewässer Aspelsches Meer und Schmales Meer mitsamt der dortigen Vegetation würde in Folge der Abgrabungstätigkeit „trocken fallen”. Zu dieser Frage liegen heute umfangreiche Messergebnisse vor. Die Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet, erklärt Holemans.

Vielfalt der Arten nimmt stetig zu

Auch der gesamte Komplex der Gewässeruntersuchungen hat sich im Laufe der Jahre erweitert. „Ein Grund liegt in neuen Berichtspflichten gemäß gesetzlicher Vorschriften, zum Beispiel der europaweit geltenden Wasserrahmenrichtlinie, ein weiterer waren unerwartete Erkenntnisse, die wir gewonnen haben”, so Beate Böckels. Dazu gehörte zum Beispiel die überraschende Entdeckung, dass der See über zehn Jahre fischfrei war, das änderte sich erst 2019. Beate Böckels: „Dem sind wir dann natürlich nachgegangen.”

Folgendes stehe heute nach 13 Jahren Monitoring fest: Viele geschützte Arten, die auf der Roten Liste stehen, finden in der Norderweiterung neue Lebensräume. Die Anzahl der Brutvogelreviere im Untersuchungsraum sei sehr stark angestiegen. Die Wasserqualität sei kontinuierlich gut: Das Wasser im Baggersee habe Trinkwasserqualität. Auf das Umland nehme die Abgrabung in puncto Feuchtigkeit keinen negativen Einfluss.