Emmerich/Rees. Versuchsanstalt Haus Riswick forscht mit Rohrschwingel-Gras. Das braucht weniger Wasser als Weidegras. Viehfutter wurde knapp wegen Trockenheit.

„Der Regen hat den Böden gut getan“, sagt Dr. Franz-Josef Stork, Leiter des Versuchs – und Bildungszentrum für Landwirtschaft, Haus Riswick, in Kleve. Für die Pflanzen, etwa die gerade eingesetzten Frühkartoffeln, ist es eine ordentliche Bedingung für gutes Wachstum, meint auch Kollegin Anna Boßmann aus Emmerich. Nur könne das schnell wieder anders aussehen, wenn es wieder viel zu trocken wird. Was auch fürs Weidegras, das als Viehfutter benötigt wird, gelte. Deshalb ist auf Riswick gerade ein Versuch mit trockenresistentem Rohrschwingelgras gestartet.

Das gibt es schon lange hier in der Region. Und es ist auch bekannt, dass es weniger Wasser fürs Wachstum braucht. „Wir haben aber jetzt einen Versuch gestartet, und zwar mit wissenschaftlicher Begleitung, ob Milchvieh dieses Gras überhaupt schmeckt und die Milchleistung stimmt“, erklärt Dr. Stork.

Großer Versuchsstall mit 144 Plätzen

Denn Haus Riswick hat beste Voraussetzungen dafür, das auch zu erforschen. „Wir haben hier immerhin einen großen Versuchsstall mit 144 Plätzen“, erläutert der 58-Jährige. Deshalb könne die Versuchsanstalt die Milchkühe jeweils in sechs Gruppen füttern und so exakt messen, wie viel sie von dem Rohrschwingel-Gras fressen. Erste Zwischenergebnisse erhoffe man sich vielleicht schon mal in diesem Jahr.

Denn klar sei, dass das Projekt auf fünf bis zehn Jahre ausgelegt ist. „Weil wir ja nicht wissen, ob dieses Jahr und die nächsten trocken oder nass werden“, sagt Anna Boßmann, die bei der Landwirtschaftskammer Rheinland Nord Teamleiterin ist für Pflanzenanbau, sowie Pflanzen- und auch Gewässerschutz. Die 34-jährige gebürtige Gocherin, die jetzt in Emmerich lebt, hat an der Hochschule Rhein-Waal „Sustainable Agriculture“ studiert, sprich nachhaltige Landwirtschaft.

Versuchsfläche für Rohrschwingelgras

15 bis 16 Hektar groß ist die Fläche in Bedburg-Hau, auf der Haus Riswick das Rohrschwingelgras anbaut, das im April geschnitten wird und dann ins Silo kommt. „Für die Untersuchung ist es wichtig, dass wir jetzt unterschiedliche Wetterlagen in den nächsten Jahren haben“, meint der Leiter von Haus Riswick, dessen Versuchsstall einer der drei größten in Deutschland ist.

Es gebe aber noch anderen Strategien als nur den Futteranbau, um der fortschreitenden Trockenheit mit Folgen für die Landwirtschaft zu begegnen, betonen die Fachleute. „Beim Ackerbau beispielsweise geht es darum, den Boden wasserschonender zu bearbeiten“, sagt Anna Boßmann, die selbst mit ihrem Mann drei landwirtschaftliche Betriebsstätten in Praest, Uedem und Bedburg-Hau führt. Die Frage sei hier etwa, wie man verhindere, dass beim Pflügen feuchter Boden nach oben gebracht werde und so schnell austrockne. Und in Alpen würde derzeit ein Projekt mit Tröpfchen-Bewässerung laufen.

Team von 24 landwirtschaftlichen Beratern

Die Landwirte, „von denen sehr viele in Sachen Nachhaltigkeit sehr innovativ sind“, meint Dr. Stork, würden sich jedenfalls sehr interessieren für die Projekte und Ergebnisse, etwa die Versuchsreihe mit dem Rohrschwingel-Gras. Und nicht nur das. „Sie sind auch digital am Ball“, weiß Anna Boßmann, zu deren Team 24 landwirtschaftliche Berater gehören.

Denn die informieren die in den Kreisen Wesel und Kleve gut 1500 bei der Kammer angemeldeten Landwirte mindestens einmal pro Woche mit einem Newsletter, wie sie zum Beispiel wegen der aktuellen Wetterlage am besten gerade die Kartoffeln düngen, etwa mit Kali als Nährstoff, oder wie sie wassersparend die Bodenbearbeitung durchführen.

Es gibt nicht die eine Lösung für alle Probleme

„Letztlich gibt es nicht die eine Lösung in der Landwirtschaft für all die Probleme, auch wegen des Wetters“, ist sich Dr. Stork sicher. Wie Anna Boßmann rät er den Landwirten zur Risiko-Streuung, was die Bestellung ihre Felder betrifft. „Man muss sich den Gegebenheiten flexibel und schnell anpassen“, sagt er. Was die Landwirte wohl offenbar auch schon tun.

Wie groß das Interesse ist, habe sich bei der jüngsten Veranstaltung zum Thema neue Düngeverordnung gezeigt, unterstreicht die Teamleiterin. An dem Online-Meeting hätten sich über 800 Landwirte beteiligt. „Wer hätte gedacht, dass Landwirte so up to date sind in Corona-Zeiten“, ist der Leiter von Haus Riswick immer noch sehr angetan von der positiven Resonanz.

>>>Thema Erntehelfer in Corona-Zeiten ist entspannter als 2020

Das Thema Erntehelfer in Corona-Zeiten ist in diesem Jahr deutlich entspannter als im Vorjahr. „Wir haben bislang keine Anfragen seitens der Betriebe gehabt“, sagt Anna Boßmann von der Landwirtschaftskammer NRW. Sie selbst habe nur im Radio davon gehört, dass die Erntehelfer einreisen dürfen. Sie müssten allerdings diverse Anmelde-, Test- und Quarantänepflichten einhalten.