Rees-Helderloh. Das zweite Jahr in Folge kämpft die Landwirtschaft gegen extreme Trockenheit. Reeser Landwirt Markus Hübers reduziert jetzt Milchkuh-Bestand.
Im Boxenlaufstall vom gut 450 Jahre alten Overbergshof weht ein laues Lüftchen. Die Temperatur liegt bei knapp über 30 Grad. „Die Kühe, für die alles über 20 Grad Stress bedeutet, werden jetzt immer wieder mit Wasser besprüht. Das tut ihnen gut“, sagt Landwirt Markus Hübers, während er sich selbst oben im Büro die Schweißperlen von der Stirn wischt. Trockenheit und Hitze machen auch ihm zu schaffen. „Ich will nicht jammern. Aber die Folgen der Dürre von 2018 tun finanziell richtig weh“, sagt der 44-Jährige. Und spricht von Konsequenzen – weil die Situation auch 2019 nicht wirklich besser sei.
Die Futterkosten für seinen Futterbau-Milchbetrieb mit derzeit 300 Tieren, die er fürs knochen-trockene Jahr 2018 kalkuliert hatte, seien jedenfalls deutlich höher ausgefallen als zunächst erwartet. Wie andere Kollegen auch musste der Landwirt wegen der mauen Ernte von Mais und Gras kräftig zukaufen. „Ich habe gehört, dass viele Hofbesitzer jetzt ernste Gespräche mit den Banken führen“, erzählt Hübers. Bessere Erlöse, was die Milchpreise betrifft, seien ja auch nicht zu erwarten.
„Das geht für viele Betriebe an die Existenz“
Dass es für einige Landwirte eng werden könnte, kann Heinrich Schnetger, stellvertretender Leiter der Landwirtschaftskammer in Kleve, bestätigen. „Zwei Krisenjahre hintereinander wegen der Trockenheit, das geht für viele Betriebe an die Existenz“, weiß der 61-jährige Agrar-Ingenieur von etlichen Bauern, die Probleme mit der Liquidität haben. Denn wenn auch nicht so dramatisch wie im Vorjahr, habe die Trockenheit in diesem Jahr ebenfalls ihre Spuren hinterlassen, unter anderem auch beim Anbau von Kartoffeln, Getreide und Mais.
Die Lima Holstein KG, wie der Kooperations-Betrieb von Markus Hübers und Albert Awater aus Haldern heißt, reagiert auf die wiederkehrenden Dürren. „Wir werden im nächsten Jahr 20 bis 30 Tiere weniger im Stall haben“, kündigt er an. Weil (weniger leistungsstarke) Milchkühe wegfallen, würden sich nicht nur die Futterkosten reduzieren, sondern auch die der Gülle-Verwertung. Denn die sei durch die neue Düngeverordnung ja nochmals teurer geworden.
Folgen der Dürre sind sehr unterschiedlich
Bislang bewässert Hübers seine Flächen, auf denen Mais und Gras wachsen, nicht. 150 Hektar Fläche gehören zum Hof. „Wobei die Folgen der Dürre je nach Lage sehr unterschiedlich sind“, so der Landwirt. Beim Mais erwarte er Probleme, beim Gras in diesem Jahr eher nicht. „Ich denke wie andere Kollegen ebenfalls darüber nach, künftig zu bewässern, obwohl das sehr viel Geld kostet und mit enormen Aufwand verbunden ist“, meint er. Dass die Trockenheit mit dem Klimawandel zu tun habe, sei für ihn offensichtlich.
Gefrustet sei er wie viele gleichaltrige Landwirte aber schon wegen der Entwicklung. „Wenn’s nur die Dürre wäre. Aber uns bläst ja auch gesellschaftlich viel Ablehnung ins Gesicht.“ Dabei seien viele Landwirte gerade mit Blick auf den Umweltschutz sehr engagiert. Weil Rentabilität, Tierwohl und Klima-Effizienz miteinander zu tun hätten. „Je gesünder die Kühe, desto besser ist das fürs Klima – und die Geldbörse der Landwirte“, betont Markus Hübers. Und mit Blick hinunter in den Boxenlaufstall sagt er: „Fürs Tierwohl tut ich hier wirklich sehr viel!“