Emmerich. Die Reisebüros in Emmerich arbeiten unter erschwerten Bedingungen. Ab wann kann man wieder reisen? Kulante Reiserücktrittsmöglichkeiten.

Strand. Blaues Meer. Sonnenschein. Wer sehnt sich in diesen verrückten Zeiten nicht nach Urlaub. Einfach mal woanders sein, das würde ja schon helfen. Selbst wenn es nicht der Traumurlaub wird. Diese Träume würden die Reisebüros nur allzu gerne erfüllen. Ihre Arbeit ist im Moment sehr schwer. „Es gibt wenig neue Anfragen. Wir haben mehr mit Umbuchungen zu tun“, schildert etwa Rabea Daniels, eine der Geschäftsführerinnen des Reisebüros Poot in Emmerich, die telefonisch erreichbar ist.

Der Blick der Touristiker richtet sich auf den Sommer und die Zeit danach: „Alles, was näher liegt, ist ganz schwierig“, erklärt Daniels. Aktuell habe das Robert-Koch-Institut wieder 20 weitere Länder als Hochrisikogebiete eingestuft. Wer in diesen Wochen in der Sonne in Ägypten liegen wollte, wird darauf wohl verzichten müssen.

Kulante Reiserücktrittsmöglichkeiten jenseits von Corona

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Rabea Daniels versteht die Zurückhaltung der Kunden natürlich. Ein Lichtblick seien die Konditionen der Reiseveranstalter: „Sie haben fast alle günstige Reiserücktrittsmöglichkeiten. Da reicht ein unwohles Gefühl, um bis zu 14 Tage vorher die Reise stornieren zu können. Dann bekommt man auch die Anzahlung zurück. Diese Angebote reichen im Moment bis Ende Januar. Ob das verlängert wird, muss sich noch zeigen.“ Der ein oder andere Kunde traue sich im Moment schon, diese Art der Reisen zu buchen.

Kurzarbeit und Co.: Die Überbrückungshilfen hätten dem Reisebüro Poot ein wenig geholfen. „Wir können das so nicht drei Jahre fortführen. Im Moment geht es noch“, sagt Daniels.

Ala Turka ist gerade mehr DHL-Paketshop statt Reisebüro

Gülşah Kara vom Reisebüro Ala Turka in Emmerich berichtet, dass man im Moment mehr als DHL-Paketshop statt als Reisebüro fungiere. „So langsam kommen die ersten Anfragen für den Sommer. Aber keiner weiß wirklich, was möglich sein wird. Wir hoffen, dass es bald besser wird.“

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Bei Angelika Faber vom Emmericher Reisebüro Queisler ist der Frust deutlich heraus zu hören: „Wir verdienen seit März im Prinzip gar nichts. Und wir arbeiten trotzdem, weil wir uns um die Umbuchungen der Kunden kümmern. Ich weiß nicht, wie lange das noch gut geht.“ Die Hilfen konzentrierten sich nur auf die Fixkosten. Würden Reisebüros wie die Gastronomie im November 75 Prozent des Vorjahresmonats vom Umsatz bekommen, dann wäre das eine andere Situation.

Eine Kundin verweilt schon länger auf Lanzarote

Faber hatte auch schon das Gespräch mit Dr. Barbara Hendricks, SPD-Bundestagsabgeordnete, gesucht, um ihr die finanzielle Situation der Reisebüros mal vorzurechnen. Noch ohne erfolgte Veränderung.

Sie kann auch Positives vermelden: „Eine Kundin ist seit einem Monat auf Lanzarote und sehr zufrieden.“ Allerdings müssten sich Urlauber eben darauf einstellen, dass an den Urlaubsorten auch vieles nicht stattfindet. Wer seine Ruhe sucht, kann diese finden.

Reisen mit Tests vor und danach - das funktioniere

Faber passt es nicht, dass die Bundesregierung pauschal vor Reisen warne. Sie meint: „Reisen ohne Tests sind das Problem. Vernünftige Reiseveranstalter zahlen die Corona-Tests vor und nach der Reise. Und dann klappt das.“ Aber prinzipiell müsse der Urlaubswillige in diesen Zeiten halt Flexibilität an den Tag legen: „Alles ist unsicher. Auch Flüge werden ständig verschoben.“ Manch ein Kunde habe schon drei Reisen vergeblich gebucht. Und dann teils sechs Monate auf die Rückerstattung gewartet.

Völlig abzuraten sei von Rundreisen: „Sechs Tage hier, fünf Tage da, sechs Tage dort, das ist schwierig. Es gelten überall andere Bestimmungen.“ Last-Minute-Reisen könnten eine Lösung sein, aber weniger um noch ein Schnäppchen zu machen, sondern mehr im Sinne der Realisierbarkeit. Und ganz klar gebe es einen Trend zu Deutschland-Reisen für Einheimische.

>> Reisebüros zum Teil vorübergehend geschlossen

Längst nicht alle Reisebüros sind lokal überhaupt noch aktiv. So läuft zum Beispiel beim Reisebüro Schwarzkopf in Rees das Band am Anrufbeantworter laufen. Mit der Verkündung einer vorübergehenden Schließung. Das Reisecenter von Alltours in Emmerich ist auf die Zentrale in Düsseldorf umgestellt, wo man dann eine Reiseberatung bekommen kann. Andere Reisebüros erreicht man schlichtweg nicht.