Kreis Kleve. NZ Kreis Kleve, Nabu und Biologische Station Wesel ziehen Millionen-Projekt an Land. Lebensraum für Kiebitz und Co. verbessern.

Die Naturschützer der Region haben wieder ein spannendes Projekt an Land gezogen. Das Naturschutzzentrum (NZ) Kreis Kleve mit Sitz in Rees-Bienen, die Nabu-Naturschutzstation Niederrhein mit Sitz in Kleve-Rindern und die Biologische Station Kreis Wesel widmen sich im Zeitraum 2020 bis 2027 dem EU-Projekt Life Wiesenvögel NRW. Fast ein Fünftel des 19-Millionen-Euro-Projektes fließen in die Region. Etwas über zwei Millionen Euro in den Kreis Kleve, berichtet Diplom-Biologin Bettina Blöß vom NZ.

Kiebitze sind bedroht

Im Fokus stehen bedrohte Wiesenvögel wie der Kiebitz oder die Uferschnepfe, deren Lebensbedingungen verbessert werden sollen. Das am 1. Oktober 2020 gestartete Projekt nehme jetzt Fahrt auf. So starteten die Vorarbeiten für das Monitoring, die Umweltbildung, Maßnahmen für den Schutz vor Beutegreifern und die Abstimmung der Vorhaben für die Öffentlichkeit in verschiedenen Projektgruppen. Außerdem informieren die Biostationen die betroffenen Interessensgruppen am Unteren Niederrhein. Demnächst laden sie außerdem die Vertreter für regionale Beiräte ein.

Erste bauliche Maßnahmen, wie das Anlegen von Kleingewässern, erwartet Bettina Blöß im Herbst/Winter 2021/22. Wann erste Effekte eintreten würden, sei schwer zu beantworten: "Wir werden zum Beispiel Senken anlegen. Feuchtstellen, wo die Vögel besser nach Nahrung stochern können. Aber wenn es ein trockenes Frühjahr gibt, wirkt sich das aus. Wir hoffen natürlich auf eine sofortige Wirkung, sodass sich ein, zwei Brutpaare ansiedeln."

Senke am Grietherorter Altrhein errichten

So eine Senke sei im Naturschutzgebiet Grietherorter Altrhein geplant. Im Naturschutzgebiet Hübsche Grändort (am Deich fünf Kilometer südlich von Rees) gebe es solche Senken schon: "Da wäre ein Nachbessern denkbar", so Blöß. Weitere Lebensraummaßnahmen seien in der Hetter und in der Dornickschen Ward vorgesehen. Der Nabu denke über ein Projekt in der Emmericher Ward nach.

Ein Thema werde das sogenannte Relationsmanagement sein, erklärt die Diplom-Biologin. Es werde zunehmend auf dem Boden gebrütet, wo sich Greifvögel die Küken schnappten. Hierzu könnten Schutzmaßnahmen entwickelt werden. Etwa indem Gehölze entfernt werden, die den Greifvögeln gute Positionen zum Lauern bieten. Zäune für geschützte Bereiche könnten aufgestellt werden. Und kurz vor der Brutzeit könnte eine gezielte Fuchsjagd Sinn machen. Das Relationsmanagement könnte auch im Naturschutzgebiet Salmorth in Kleve ein Thema werden.

Landwirten helfen, Kiebitze zu entdecken

Ferner möchte man den Landwirten helfen. Kiebitze brüteten häufig auf ihren Äckern: "Das ist schwer für den Landwirt zu sehen, da er ja die Fläche beackert. Wir können die Gelege markieren", so Blöß. Dies könne auf beiden Rheinseiten im Kreis Kleve sinnvoll sein.

Außerdem wird ein Ehrenamtsnetzwerk aufgebaut und eine Beratung zum Wiesenvogelschutz angeboten. Bei der Umsetzung der Maßnahmen wird eine enge Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft und der Jägerschaft angestrebt.

>> Zum Hintergrund

Das Gesamtprojekt soll die Bestände der bodenbrütenden Vögel in insgesamt acht Vogelschutzgebieten in ganz Nordrhein-Westfalen sichern. Auch auf ihrem Vogelzug rastende Wiesen- und Wasservögel sollen davon profitieren. Als Wiesenvögel werden verschiedene Vogelarten zusammengefasst, die vornehmlich in Wiesen oder Weiden brüten. Neben dem Kiebitz als bekannten Vertreter gehören auch weniger auffällige Vogelarten dazu, wie etwa der Wiesenpieper, ein kleiner Singvogel.

Wiesenvögel haben es heutzutage schwer, geeignete Brutplätze zu finden, um ihre Jungen erfolgreich großzuziehen. Gründe hierfür sind durch den Menschen verursachte Verschlechterungen ihres Lebensraums und der Verlust von Flächen. Deshalb stehen bei den Brutvögeln alle Zielarten des Projekts inzwischen auf der Roten Liste der in Nordrhein-Westfalen gefährdeten Vogelarten. Mit dem nun gestarteten landesweiten Projekt soll dem Rückgang der Bestände entgegengewirkt werden.

Das Gesamtprojekt wird vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) geleitet und gemeinsam mit insgesamt zehn Biostationen durchgeführt. Diese sind in NRW für die Betreuung der Naturschutzgebiete und somit auch die Vogelschutzgebiete zuständig. Ein weiterer Partner ist die niederländische vogelkundliche Organisation SOVON. Finanziert wird das Life-Projekt durch die Europäische Union und das Land NRW.

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