Kreis Kleve. Kreis Kleve. Eine Nabu-Zählung hat 1.798 Kiebitz-Individuen ergeben. Im Vergleich zu 2004 ist die Zahl um 50 bis 60 Prozent gesunken.

2020 fand bei den Kiebitzen im Kreis Kleve eine Art kreisweite „Volkszählung“ statt: In Kooperation der drei im Kreis Kleve ansässigen Biologischen Stationen (Nabu-Naturschutzstation Niederrhein, Nabu-Naturschutzzentrum Gelderland, Naturschutzzentrum im Kreis Kleve) und dem Planungsbüro Sterna wurde erstmals eine flächendeckende Synchronzählung aller Kiebitze im Kreisgebiet durchgeführt.

Fast 50 ehrenamtliche Zähler waren im Einsatz

Dazu waren am ersten April-Wochenende 2020 fast 50 ehrenamtliche Kartierer im Kreisgebiet unterwegs. Unter Einhaltung der Corona-Regeln wurde allein oder zu zweit, mit dem Auto oder per Fahrrad, jedes Zählgebiet abgefahren. Hierbei wurde jeder angetroffene Kiebitz notiert. Der Zeitpunkt war laut Nabu gut gewählt, denn (fast) alle Kiebitzpaare hatten ihre Reviere besetzt und die Durchzügler waren gen Norden weitergeflogen.

Insgesamt 1.798 Kiebitz-Individuen wurden festgestellt, was etwa 850 bis 950 Paaren kreisweit entspricht. Beim Vergleich mit einer 2004 durchgeführten, leider nicht flächendeckenden Synchronzählung musste ein Rückgang von 50 bis 60 Prozent der Brutpaare festgestellt werden. "Das ist ein enormer Verlust bei einer Vogelart, die einst als ,Allerweltsart' galt", bedauert der Nabu. Dieser Rückgang entspricht dem landesweiten Trend. Der Kiebitz wird deshalb in der aktuellen Roten Liste NRW auf der Stufe 2 als stark gefährdet eingestuft.

Es gibt sogar "kiebitzfreie" Bereiche

Die Synchronzählung hat gezeigt, dass manche Kommunalgebiete im Kreis Kleve trotz geeigneter Areale 2020 erschreckend „kiebitzfrei“ waren (unter anderem rund um die Städte Kleve und Bedburg-Hau, aber auch in den Gemeindegebieten Issum und Rheurdt sowie im Osten von Geldern).

An einigen Stellen wurden aber auch bislang unbekannte Brutzentren der Art entdeckt, etwa bei Uedem oder bei Geldern. Der Bereich mit der größten Kiebitzdichte liegt nahe Nieukerk auf der Kerkener Platte. Im landesweiten Vergleich belegt der Kreis Kleve nach dem Kreis Steinfurt den zweiten Platz in NRW. Der komplette Bericht ist auf den Homepages der drei Biologischen Stationen veröffentlicht.

Landwirte steuern gegen und markieren Kiebitz-Nester

Schon jetzt gibt es einige räumlich begrenzte Kooperationen zwischen Landwirten und Naturschützern zur Förderung des Kiebitzes, teilt der Nabu mit. So werden etwa in der Region Emmerich-Rees, in der Düffel bei Kleve, rund um Weeze oder westlich von Straelen in Absprache mit den Bewirtschaftern Kiebitznester auf Ackerflächen markiert, so dass sie bei der Bearbeitung des Feldes erkannt und geschont werden. Einige Landwirte zeigen beim Schutz dieser Art Eigeninitiative.

Auf landeseigenen Flächen in der Düffel werden Bereiche etwas feuchter gehalten, damit die Kiebitzküken zu Fuß ausreichend Insekten finden, denn fliegen können sie erst nach etwa vier Wochen. "Solche Kooperationen müssen - wo immer möglich - dringend ausgebaut werden, um die Kiebitz-Population im Kreis Kleve wirksamer zu schützen und zu fördern", schreibt der Nabu.

Schutz der Küken gilt als besonders wichtig

Dabei komme dem Schutz der Küken besondere Bedeutung zu. "Werden Kiebitze während der Brut gestört, schaffen sie es oft ein zweites Mal zu brüten. Sind die Küken einmal geschlüpft, ist die Brutsaison für die Alttiere abgeschlossen. Sterben die Küken, weil sie zu wenig Futter finden, hat das Paar in dem Jahr keinen Bruterfolg. Insektenschutz ist also auch Kiebitzschutz..." 2021 planen alle drei Bio-Stationen gemeinsame Gespräche mit dem Kreis Kleve und Vertretern der Landwirtschaft.

Ansprechpartner bei den drei Biologischen Stationen:

Mona Kuhnigk, NABU-Naturschutzstation Niederrhein, Mail: Mona.Kuhnigk@nabu-naturschutzstation.de, Telefon 02821/71398819.

Mareike Büdding, Naturschutzzentrum im Kreis Kleve, Mail: buedding@nz-kleve.de, Telefon: 02851/963339.

Stefan Wallney, NABU-Naturschutzzentrum Gelderland, Mail: wallney@nz-gelderland.de, Telefon: 02838/96544.