Rees. Der beliebte Reeserwarder Weihnachtsmarkt musste ausfallen. Doch Gerfried Schell hat sich in seinem Antiquitätenladen eine Alternative überlegt.

Vorsichtig dreht Gerfried Schell den Schlüssel im Schloss um, öffnet die bemalte Tür und blickt fasziniert ins Innere des Bauernschrankes von 1810. „Wenn mein Haus nicht so voll wäre, würde ich mir den selbst hinstellen“, sagt er. So aber hat der Schrank einen Platz in der aktuellen Winterausstellung seines Geschäfts gefunden, die als Alternative zum Reeserwarder Weihnachtsmarkt gedacht ist.

Denn in diesem Jahr ist alles ein bisschen anders. Schell aber findet die veränderte Situation überhaupt nicht schlimm, wie er selbst sagt: „Ich habe nicht danach gesucht, aber gerade gefällt mir die Ruhe ganz gut.“ Bereits zu Beginn der Corona-Pandemie schloss er seinen Laden, öffnete stattdessen nur noch auf Anfrage. Und hatte so Zeit für Neues.

Alternative zum Reeserwarder Weihnachtsmarkt

Für Schell ergaben sich viele Ankäufe und Hausauflösungen, so dass er im Sommer Karton für Karton in den Laden schleppte und erst im Herbst zum Auspacken kam. Echte Raritäten kamen dabei zum Vorschein und ganz langsam entwickelte sich die Idee einer Alternative zum Reeserwarder Weihnachtsmarkt. Die Winterausstellung soll die neu erstandenen Stücke unter einem Oberthema vereinen.

Mit den Holzmodeln wurde früher Spekulatius gebacken.
Mit den Holzmodeln wurde früher Spekulatius gebacken. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

„Mir ging es darum, zurück zu den Anfängen zu gehen“, erklärt Schell. Und zurück zu den Anfängen, das meint in seinem Fall die große Sammelleidenschaft. „Ich fand es schon immer faszinierend, dass die Menschen sammeln.“ Während er sich in den vergangenen Jahren eher auf die Restauration und Möbel konzentriert hat, will er nun auch wieder kleinere Sammlungen erhalten und in Umlauf bringen.

Raritäten mit Geschichte

Heute hängen zwei Kästen mit insgesamt 36 Dochtscheren an der Wand, eine Sammlung aus kleinen Silberdosen steht in einer Vitrine und perlenbestickte Geldbörsen sind an einem Spiegel befestigt. Zu Letzteren kann Schell auch direkt etwas erzählen: „Das sind Geldbörsen aus dem 18. Jahrhundert, die Frauen unter ihren Röcken getragen haben und mit einem Ring öffnen konnten.“

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Bei jedem Teil weiß Schell, wo es ursprünglich herkommt und welche Geschichte drinsteckt. Da sind zum Beispiel die Sitzmöbel, die er bei der Auflösung der Villa in Kalkar gekauft hat. Oder die süddeutsche Bauerntruhe, die überraschenderweise am Niederrhein aufgetaucht ist. Alles in seinem Laden hat er in der heimischen Region gefunden.

Gemälde von Bernd Terhorst

In einer Ecke seines Ladens wird es dann noch richtig weihnachtlich. Auf einem Tisch liegen mehrere Holzmodeln für Spekulatius. „Das waren mal mehr, ein paar sind schon verkauft“, sagt Schell. Die Kunden hatten sogar angekündigt, die Formen zum Backen zu benutzen. Das freut den Sammler natürlich, wenn bei jedem Teil zu den alten auch noch neue Geschichten hinzukommen.

Und dann hat Schell noch ein echtes Herzensobjekt. Er konnte eine Gemälde des Emmericher Künstlers Bernd Terhorst käuflich erstehen, das es ihm richtig angetan hat: „Ich liebäugle damit, mir das selbst zu gönnen.“ Vielleicht hat er ja zumindest dafür noch Platz in seinen eigenen vier Wänden.

>> Infos zur Winterausstellung

Gerfried Schell öffnet seine Winterausstellung in seinem Geschäft Antiquitäten & Restaurierung, Reeserward 5a, auf Anfrage. Interessierte können sich melden unter 02851/8523 oder 0172/2961272.

Weitere Informationen, auch zu aktuellen Angeboten, gibt es im Internet auf www.schell-antik.de.

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