Emmerich. Auf seiner Niederrhein- und Niederlandereise machte Albrecht Dürer vor 500 Jahren auch in Emmerich Station und schrieb seine Erlebnisse auf.
Im November 1520 durchfährt Ferdinand Magellan bei seiner Weltumsegelung die später nach ihm benannte Meeresstraße an der Südspitze Amerikas. Der Portugiese erreicht nach vielen widrigen Stürmen den von ihm so getauften Pazifischen Ozean, da er den Pazifik im Gegensatz zum Atlantik als wortwörtlich friedlich empfand.
Maler reist mit Frau und Magd auf dem Rhein
Ein anderer großer Europäer befindet sich zur selben Zeit ebenfalls auf Reise. Und auch hier wird die Tour wegen stürmischer Winde sehr beschwerlich. Albrecht Dürer will in die Niederlande. Der Rhein ist im 16. Jahrhundert der wichtigste Transportweg in Mitteleuropa. Auch der große Maler aus Nürnberg hat mit seiner Frau Agnes und der Magd Susanna ein Schiff bestiegen.
Belegt ist, dass Dürer sich am 12. November 1520 in Köln befindet. Dann geht die Reise auf einem Segelschiff rheinabwärts weiter. Mitte November 1520 – also mittlerweile vor 500 Jahren – wird die fränkische Reisegruppe zum einem Zwischenstopp in Emmerich gezwungen. Der starke Wind macht eine Weiterfahrt unmöglich.
Albrecht Dürer führt ein Tagebuch
Da der Maler ein Tagebuch führt, sind seine Eindrücke von Embrica decora, das er selbst als Emrich bezeichnet, erhalten geblieben. Zusammengefasst kann man sagen: Dürer hat aus seinem Zwangsaufenthalt das Beste gemacht. „ Von danen fuhr ich zu diesen städlein: die erst pürg Wisell gen Rees, darnach gen Emrich “, hat Dürer in seinem Oberdeutsch Nürnberger Prägung notiert.
„ Zu Emrich hab ich still gelegen und verzehrt über ein köstlich mahl drey weißpfenning “, heißt es weiter. Damit wird deutlich, dass Dürer mit Frau und Magd die Nacht über in Emmerich verbracht hat. Ob ihm die Mahlzeit so extrem gut geschmeckt hat, dass er sie unbedingt erwähnen musste, oder einfach ansonsten wenig Interessantes passierte, ist heute 500 Jahre später nur noch reine Spekulation.
Porträt eines Peter Federmacher von Antorff erstellt
Doch Dürer geht auch in Emmerich seiner Arbeit nach: „ Und ich hab do conterfet ein goldschmied gesellen, den Peter Federmacher von Antorff, und ein frauen bildt. “ Explizit erklärt der Maler auch in seinem Tagebuch, warum er in Emmerich verweilen musste: „ Und die ursachen des stilligens, das war, uns begrieff gar ein grosser sturmwind. Mehr verzehrt ich noch 5 weißpfennig und wechselt 1 gulden zu zehrung. Auch conterfet ich den wirth. “
Aus heutiger Sicht kann das Tagebuch auch als so etwas wie eine Art Haushaltsbuch angesehen werden, in dem Ein- und Ausgaben notiert wurden. Das macht auch Sinn. Denn Dürers Reise in die Niederlande hatte ursprünglich finanzielle Gründe. Im Januar 1519 war Dürers wichtigster Gönner Kaiser Maximilian I gestorben.
Dürer fürchtete um seine jährliche Leibrente in Höhe von 100 Gulden
Der Kaiser aus dem Hause Habsburg hatte verfügt, dass Dürer eine jährliche Leibrente von 100 Gulden zu bekommen habe. Nach dem Tod Maximilians I weigerte sich die Stadt Nürnberg, die Summe an den Maler auszuzahlen. Erst sollte der neue Kaiser Karl V. dieses Privileg bestätigen. Dies geschah, als Dürer in Köln weilte. Nichtsdestotrotz setzte Dürer seine Reise in die Niederlande fort, die in der Kunstgeschichte viel Beachtung findet, da während der Reise eine große Anzahl von Bildnissen von Geistlichen, Adligen und anderen Künstlern entstanden ist.
Porträts aus Emmerich lassen sich nicht zurückverfolgen
Die drei Porträts, die in Emmerich entstanden sind, können nicht mehr zurückverfolgt werden. Weder das Frauenbildnis noch das Porträt des Wirtes sind bekannt. Auch ein Konterfeit vom Goldschmiedgesellen Peter Federmacher von Antorff ist dem Germanischen Nationalmuseum der Dürer-Stadt Nürnberg nicht bekannt, wie die NRZ schon in den 1990er-Jahre auf Nachfrage erfahren hat.
„Aller Wahrscheinlichkeit nach handelte es sich bei dem Porträt des Goldschmieds um eine Zeichnung. Wie so häufig bei den in Dürers niederländischem Tagebuch erwähnten Porträts lässt sich der Tagebucheintrag mit keiner der erhaltenen Porträtzeichnungen in Verbindung bringen“, wurde im Jahr 1997 aus der Abteilung Grafische Sammlung des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg mitgeteilt.
>>> Projekt im PAN Kunstforum
Der Aufenthalt von Albrecht Dürer im November 1520 in Emmerich wurde auch im PAN Kunstforum aufgenommen . Im Jahr 2008 gab es das Projekt „Dürer war auch hier“ nach einer Idee von Uwe Poot . So wie Dürer ungeplant nach Emmerich kam und die Chance nutzte, drei Bürger zu porträtieren, sollten ab Ende März 2008 Künstler aus der ganzen Welt in einem Workshop Eindrücke Emmerichs künstlerisch darstellen. Eingeladen waren damals kreative Köpfe aus China, Südkorea und den USA, aber auch aus dem Gebiet der Akademie für Künstler (Artez) aus dem niederländischen Grenzgebiet.
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