PLAKATMUSEUM. Auf der Suche nach der Schokoladenseite. Kuratoriumsvorsitzender Ludger Heyming ist da optimistisch.

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EMMERICH. Als in dem alten Gebäude an der Agnetenstraße die Firma Lohmann noch ihre legendäre Ma-Mi-Nu, die Mandelmilchnuss-Schokolade, produzierte, da hatten die Emmericher wohl ein süßeres Verhältnis zu dem Ort. Heute steht da nur noch ein Rest des alten Fabrikgebäudes - eigentlich schick um viel Glas und Stahl modern ergänzt. Und um manchen Ärger. Das Plakatmuseum am Niederrhein, kurz: PAN, hat viele Hindernisse umschiffen müssen.

Schon vor dem Bau konnten sich einige Emmericher nur schwer mit dem nicht ganz billigen Projekt anfreunden. Höhepunkt zuletzt im vergangenen Jahr: die fristlose Kündigung des Museumschefs und Gründungsdirektors, Dr. Martin Müller. Unklare Finanzen führten dazu, und nicht zuletzt auch der Vorwurf, der Sohn des Plakatsammlers Ernst Müller habe sich herzlich wenig um die Sichtung und Katalogisierung der geschätzten 90 000 Plakate der Sammlung gekümmert. Mit ihm stehen womöglich noch gerichtliche Auseinandersetzungen bevor. Ein Thema, das dem Kuratoriumsvorsitzenden Ludger Heyming, der auch noch Leiter der Emmericher Kulturbetriebe ist, Unbehagen bereitet, und über das er eigentlich auch gar nicht gerne redet.

Das Mädchen für alles

Fakt jedoch ist: In Emmerich gibt es derzeit keinen künstlerischen Leiter. Immerhin konnte das Museum mittlerweile wieder öffnen. Nach dem Schlussstrich mit Dr. Müller kamen viele der ehrenamtlichen Helfer wieder zurück an Bord. Mit Christiane van Haaren ist eine engagierte Ansprechpartnerin vor Ort, die sich auch nicht zu schade ist, das Mädchen für alles zu geben. Wenn es sein muss, dann wienert die Kunsthistorikerin eben auch die Rahmen für die nächste Ausstellung selbst. Sie hat Erfahrung mit Häusern ohne künstlerische Leitung, schließlich hat sie lange für Moyland gearbeitet. Insofern befindet sich das PAN in guter Gesellschaft. Mit der Moyländer Stelle gibt es gleich zwei künstlerische Leitungen im Kreis Kleve zu vergeben.

Und dort wie in Emmerich hört man ähnliche trotzige Töne: Nicht zurück auf vergangenes Ungemach schauen, sondern wacker nach vorn. Ludger Heyming fasst das so zusammen: "Das Konzept als Plakatmuseum und interdisziplinäres Kunstforum war richtig. Das Gebäude mit seinen vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten ist gelungen. Wir haben seit der Eröffnung 2003 interessante und vielbeachtete Ausstellungen zeigen können." Die Strukturen mit Kuratorium, Stiftung, Förderverein und anderen seien jedoch zu überdenken. Das und auch die zukünftige Gewichtung - wie viel Plakatmuseum und wie viel Kunstforum passiert in dem Haus - würden Themen einer Klausurtagung am Wochenende sein. An der Erfassung der Plakate arbeite man in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Plakatmuseum Essen. Heyming hofft, dass danach Teile der Sammlung verliehen werden können, und so Geld ins Haus bringen. Auch die Akzeptanz des Museums vor Ort sieht Ludger Heyming inzwischen wieder optimistisch.

Und wenn die künstlerische Leitung erst 2009 kommen wird, so bleibt es lebendig im Kunstforum. Das Projekt "Dürer war auch hier", bei dem Ende März 17 Kunstprofessorinnen und -professoren Emmerich erkunden, verspricht zumindest ein ungewöhnliches und aufschlussreiches Erlebnis zu werden. Kurator der Aktion und der anschließenden Ausstellung ist Professor Uwe Poth aus Nimwegen.

Vielleicht kann sich ja Emmerich demnächst an der Agnetenstraße wieder von seiner Schokoladenseite präsentieren. Auch ohne Ma-Mi-Nu.