Emmerich. Schon im Frühjahr musste die Feuerwehr Emmerich wegen der Corona-Pandemie den Übungsdienst einstellen. Wehrchef macht sich Sorgen um die Routine.
Es mutet wie eine in Corona-Zeiten leider alltägliche Nachricht an. Am vergangenen Donnerstag hat die Emmericher Feuerwehr über ihre Facebook-Seite die Einstellung der Übungsdienste verkündet: „Ab sofort werden bei allen vier Einheiten der Feuerwehr Emmerich am Rhein, der Kinderfeuerwehr sowie der Jugendfeuerwehr vorerst alle Übungsdienste ausgesetzt!“, heißt es dort konkret. Vieles fällt ja derzeit aus. Doch in diesem Fall hat das nicht zu unterschätzende Folgen: „Das ist ein ganz schlechter Zustand“, beklagt Stadtbrandinspektor Martin Bettray.
Bereits bei der ersten Corona-Welle im Frühjahr wurden die Übungsdienste ausgesetzt. Die Folgen bekam die Emmericher Wehr zu spüren. „Wer nicht übt, dem geht die Routine abhanden. Da gehen Dinge im Laufe der Zeit verloren. Das haben wir schon feststellen müssen. Das blinde Verständnis füreinander geht verloren“, sagt Bettray.
Martin Bettray: „Solche Dinge müssen eigentlich beim Einsatz auch morgens um 3 Uhr sitzen“
Der klassische Löschangriff mit der Drehleiter sei weniger das Problem: „Das ist das Grundgeschäft. Das läuft. Aber die komplexeren Dinge sind problematisch.“ So ein Rüstwagen sei bis unters Dach mit Technik beladen. Wenn etwa für seltener auftretende Gefahrstoff-Einsätze Messtechnik benutzt werde, dann fehle die professionelle Routine, wenn diese nicht geübt wird. „Das ist dann mit Unsicherheiten verbunden. Solche Dinge müssen eigentlich beim Einsatz auch morgens um 3 Uhr sitzen. Sozusagen im Schlaf.“
Selbst als die Übungen wieder ermöglicht wurden, kamen nur noch zwölf bis 15 Wehrleute zusammen. Es wurde in kleineren Gruppen geübt.
Kameradschaftspflege ist wichtig, um im Einsatz als Team zu funktionieren
Ein zweiter wichtiger Aspekt, der ohne Übungen fehlt, ist die Pflege der Kameradschaft. Hierbei gehe es nicht um die Geselligkeit. Die Wehrkräfte müssen in gefährlichen Situationen als Team funktionieren. Hier gehe es auch um Vertrauen. Ein Einsatz mit Kameraden, die man womöglich kaum mal getroffen hat, läuft anders, als einer, bei dem man die Kameraden rechts und links bestens kennt.
Aktuell fand ein Drehleitermaschinistenlehrgang statt, bei dem fünf Feuerwehrkameraden aus Emmerich und einer aus Rees teilnahmen: „Die brauchen jetzt eigentlich ständige Übung. Sonst waren sechs Wochen Lehrgang für die Katz. Und wir sind auch darauf angewiesen, damit wir sie entsprechend einsetzen können“, verrät Bettray. Man habe sich darauf verständigt, dass in Zweier-Teams die Übungen durchgeführt werden. Wenigstens das.
Einsatzführerbesprechung am Donnerstag
Am Donnerstag steht eine Einsatzführerdienstbesprechung an. Coronabedingt im Ratssaal des Rathauses, um mehr Abstand halten zu können. „Da wird zum einen das digitale Lernen ein Thema sein. Zum anderen wird geklärt, ab welcher Inzidenz wir wieder Übungen ab neun Leuten machen können. Wir hoffen, dass es nicht allzu lange dauert. Das alles schmeckt uns überhaupt nicht“, so Bettray.
Trotz allem weiß der Feuerwehr-Chef natürlich, dass die Einstellung des Übungsdienstes aktuell nicht zu verhindern ist: „Die Notwendigkeit steht außer Frage. Wir müssen die eigenen Reihen so lange wie möglich infektionsfrei halten. Der Ausfall eines Löschzuges wäre kaum zu verkraften.“
Nur Mindestbesetzung pro Fahrzeug
Im Einsatz wurden schon erste Konsequenzen gezogen. Die Mannschaftsstärke pro Fahrzeug wurde reduziert, um Abstand halten zu können. „Wir fahren in Mindestbesetzung“, so Bettray. Die Fenster blieben offen, die Masken würden durchgehend getragen. Es werde eher ein Fahrzeug mehr geschickt.
Neben den Löschzügen Stadt, Elten, Hüthum und Vrasselt sind auch die Kinder- und Jugendfeuerwehr betroffen. Auch hier sei der Ausfall bedauerlich. „Wir versuchen den Nachwuchs an uns zu binden. Wenn die Kinder jetzt merken, es geht auch ohne den ‘Verein’ Feuerwehr und wir verlieren sie, dann war die Arbeit umsonst“, sagt Bettray.
Die Kinder sind traurig
Zuletzt wurden die Treffen schon mit halber Gruppenstärke dann jeweils 14-tägig durchgeführt. „Darüber waren schon einige Kinder traurig. Und das macht uns dann wieder traurig“, schildert der Stadtbrandinspektor.
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