Rees. Senioren sollen ihre Notdurft bereits in Büschen verrichtet haben. Der Rat will nun die Einrichtung von öffentlichen Toiletten prüfen.
Die Suche nach einer öffentlichen Toilette ist in Rees nicht immer ganz einfach. Das könnte sich in Zukunft ändern, denn in der Sitzung am Donnerstag berät der Stadtrat über die Einrichtung von öffentlichen Toilettenanlagen.
Bis Ende 2017 gab es eine öffentliche Toilette in der Jungblutstraße, die Nutzer jedoch immer wieder willkürlich verschmutzt hatten. Irgendwann waren die Zustände so unzumutbar, dass sich die städtischen Reinigungskräfte weigerten zu putzen und die Anlage geschlossen werden musste. Um die Situation ein wenig zu entschärfen, fanden im Frühjahr 2018 Stadt und Gastronomen eine einvernehmliche Lösung. Das System „Reeser Örtchen“ wurde eingeführt, bei dem Gastronomen die Toiletten ihrer Gaststätten während ihrer Öffnungszeiten kostenfrei für alle zur Verfügung stellen.
SPD-Fraktion stellte Antrag in Februar
Auffällige Logos im Eingangsbereich der Gaststätten zeigen an, wer alles mitmacht. Insgesamt sind es elf Gastronomen, die für ihr Angebot eine monatliche Entschädigung erhalten. „Bislang hat das sehr gut funktioniert“, betont Stadtsprecher Jörn Franken. Aus diesem Grund wurde auch der Antrag der SPD-Fraktion vom 2. Februar 2020 abgelehnt, eine öffentlich zugängliche und behindertengerechte Toilette am Busbahnhof, am Westring oder im Skulpturenpark aufzustellen. Ein Bedarf wurde zu diesem Zeitpunkt nicht gesehen.
Am 20. Juli 2020 stellte die SPD-Fraktion erneut einen Antrag über die Erneuerung der Toilettenanlage in der Jungblutstraße und erklärte dazu: „Die Stadt Rees hat sich in ihren Leitlinien dem Tourismus verschrieben und sieht diesen als wichtiges wirtschaftliches Standbein an.“ Dazu gehöre auch eine öffentlich zugängliche Toilette. Weiter heißt es in dem Fraktionsantrag: „Durch die Neubauten in der Jungblutstraße hat diese Straße eine Aufwertung erfahren. Aus diesem Grund wollen wir vorschlagen, dass die ehemalige öffentliche Toilette neu konzipiert und gestaltet wird.“
Bürger äußerten Wunsch nach öffentlicher Toilette
Über den nun aufgekommenen Vorschlag der Stadtverwaltung, die Errichtung von öffentlichen Toilettenanlagen zu prüfen, zeigt sich die SPD-Fraktion einer Pressemitteilung positiv überrascht. „Es war bei der Aufstellungsversammlung der CDU Rees im März, als sich Bürgermeister Gerwers über unseren Einsatz für die Errichtung von zwei öffentlichen Toiletten lustig gemacht hat. Klar war immer, dass er und seine CDU keine wollten. Jetzt die völlige Kehrtwende“, schreibt Fraktionschef Peter Friedmann.
Auffällig sei es nach Meinung von Friedmann, dass betont werde, „dass die Gedanken zur Errichtung einer solchen Anlage nichts, aber auch rein gar nichts, mit dem Antrag der SPD-Fraktion zu tun habe“. Er findet auch den Zeitpunkt, so kurz nach der Kommunalwahl, aber noch in der alten Ratsperiode, „bemerkenswert“. Auf Nachfrage erklärt Stadtsprecher Jörn Franken, dass erst in den vergangenen Sommermonaten Bürger den Wunsch nach einer öffentlichen Toilette geäußert hätten.
Senioren verrichteten Not in Büschen
Unter anderem habe auch eine Praxis von Senioren berichtet, die in ihrer Not sogar in die Büsche gegangen seien. „Das hat uns dazu bewogen, über das Thema noch einmal nachzudenken“, so Franken. Wieso sich die Situation in den vergangenen Monaten so verändert hat, lässt sich nur mutmaßen. Ein Grund könnte sein, dass während der Corona-Pandemie auch das Angebot des „Reeser Örtchens“ eingeschränkt war.
Die Verwaltung möchte daher die Einrichtung von selbstreinigenden, allerdings sehr teuren öffentlichen Toiletten prüfen. Damit es nicht erneut zu Verschmutzungen wie in der Jungblutstraße kommt, könnten die Anlagen von außen videoüberwacht werden. Auch mögliche Standorte müssen zunächst geprüft werden. Vorstellbar seien beispielsweise die beiden Enden der Rheinpromenade, so Franken. Über all das wird nun der Rat in seiner Sitzung am Donnerstag diskutieren.
>> Sitzung des Rates
Die Sitzung des Rates findet am Donnerstag, 1. Oktober, ab 17 Uhr im Saal des Bürgerhauses statt.
Neben der Errichtung von öffentlichen Toilettenanlagen geht es im öffentlichen Teil auch um die Verkehrssituationen an der Heresbachstraße und An der Landwehr sowie um die Umsatzsteuerpflicht für Kommunen und die aktuellen Haushaltsdaten.
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