Emmerich. Sven Giegold, Europa-Abgeordneter der Grünen, spricht in Emmerich über das Thema Leiharbeiter. Zuvor fährt er mit dem Rad durch die Blücherstraße.

Der Wahlkampf ist auf die Zielgerade eingebogen. Zwei Tage vor Stimmabgabe freuten sich die Grünen, in Emmerich noch mal ein parteipolitisches Schwergewicht zu begrüßen. Sven Giegold, Sprecher der Delegation der Deutschen Grünen und Obmann der grünen Fraktion im Ausschuss für Wirtschafts- und Finanzpolitik im Europäischen Parlament, reiste mit dem Zug an.

Bahnhof ist keine Werbung

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„Ich muss ehrlich sagen, der Zustand des Bahnhofs ist ganz erbärmlich“, so der Grünen-Politiker, der zum ersten Mal in Emmerich weilte. „Das ist keine Werbung für ökologische Verkehrsmittel.“ Allerdings war das Thema des Besuchs ein anderes: Es wurde hauptsächlich über die Leiharbeiterproblematik gesprochen. Passenderweise nahm eine Abordnung der Emmericher Grünen um Ute Sickelmann und Bürgermeister-Kandidatin Sabine Siebers den Gast auf eine kleine Fahrradtour, die zunächst durch die Blücherstraße führte.

Aufgewachsen im sozialen Brennpunkt

Die Aussagen des Europapolitikers werden in einigen Emmericher Ohren klingeln. „Von Außen sieht es dort auf der Straße nicht so schlimm aus, wie in dem sozialen Brennpunkt, in dem ich aufgewachsen bin“, sagte Giegold auf Nachfrage der NRZ. „Allerdings muss man sich ja auch fragen, wie es hinter der Fassade aussieht.“

Klartext zu Europa

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Bei einem anschließendem Gespräch im Garten der Societät an dem auch der Landratskandidat von Grünen, SPD, FDP und Freien Wählern, Peter Driessen, sowie Bürgermeister Peter Hinze (SPD) teilnahmen, wurde der Europa-Parlamentarier zum einen über die Probleme vor Ort aufgeklärt. Zum anderen sprach Giegold Klartext: „Es wird nicht passieren, dass Europa Euch dieses Problem löst.“

Fleischindustrie ist nur Spitze des Eisbergs

Vielmehr habe Deutschland – sprich die Bundesregierung – einen entsprechenden Hebel, den es anzusetzen gelte. Tarifverträge müssten allgemein vereinheitlich gelten, damit sei dann Werksverträgen die Grundlage entzogen. Dies müsse für alle Branchen gelten und entsprechend die legislativen Ansätze von Arbeitsminister Hubertus Heil nicht nur auf einen Bereich angewandt werden, auf den auch durch Corona der Fokus aktuell liege. Denn: „Die Fleischindustrie ist nur die Spitze des Eisbergs“, so Giegold.