Emmerich. Zahl der Sammelunterkünfte für Leiharbeiter in Emmerich geht zurück. Aber Probleme bleiben. Arbeitsmigranten leben zunehmend mit Familie hier.

Zunehmend kommen Arbeitsmigranten in Emmerich in privaten Wohnungen unter. Diesen Trend verdeutlichte Karin Schlitt, Leiterin des Fachbereiches Bürgerservice und Ordnung, bei der Stadt Emmerich. Von den ursprünglich mal über 50 Sammelunterkünften seien nur noch 32 übrig – 26 davon betreibt die Horizon Groep.

Problem-, aber nicht Schrottimmobilien

Im Rahmen der umfangreichen Corona-Tests nach den Ausbrüchen in der Fleischindustrie habe der Kreis Kleve die Unterbringungen näher ansehen können. Fazit: In Emmerich wurde keine Unbewohnbarkeit der Immobilien festgestellt: „Sie sind nicht schön, aber auch nicht baufällig. Es sind keine Schrottimmobilien“, so Schlitt. Dies sei auch ein Verdienst der Vorarbeit, die die Stadt Emmerich hier geleistet habe, die auf Missstände hinwies. In anderen Städten seien die Immobilien in einem schlechteren Zustand. In Emmerich seien sie „nicht ganz marktfähig. Es sind Problemimmobilien“, so Bürgermeister Peter Hinze.

Andrea Schaffeld (SPD) widerspricht. Sie sei in einigen Immobilien gewesen. Etwa im ehemaligen Hotel Zur Grenze: „Es kann nicht sein, dass diese Immobilien in Ordnung sein sollen.“ Sie wünsche sich Gespräche mit den Eigentümern in den kommenden Monaten.

In Elten zunehmend Leiharbeiter beobachtet

Die Leiharbeiter in der Fleischindustrie werden häufig mit den widrigen Wohnbedingungen in Verbindung gebracht. Albert Jansen (CDU) erinnert aber, dass durchaus auch Arbeitsmigranten anderer Branchen in Emmerich leben.
Die Leiharbeiter in der Fleischindustrie werden häufig mit den widrigen Wohnbedingungen in Verbindung gebracht. Albert Jansen (CDU) erinnert aber, dass durchaus auch Arbeitsmigranten anderer Branchen in Emmerich leben. © dpa | Ingo Wagner

Albert Jansen (CDU) teilte seine Beobachtungen in Elten. Ja, die Uitzendbureaus (NL-Leiharbeitsfirmen) zögen sich etwas zurück, „aber die Anzahl der Leute nimmt dramatisch zu“. Die Transporter seien nach anfänglichen Kontrollen wieder voll beladen. Es würden etliche Immobilien gekauft, um dort Leiharbeiter unterzubringen: „Die guten Preise werden gerne mitgenommen“, sagt Jansen, „aber dann kümmert sich keiner“. Das Problem sei noch nicht im Griff. Und es gehe nicht nur um die Fleischindustrie. Dringend mahnte Jansen eine europäische Lösung an: „Sonst sind wir weiter der Ort der Beherbergung und die billige Arbeit läuft in den Niederlanden.“

Die Bauaufsicht, führte Schlitt fort, habe in fast allen Sammelunterkünften bauordnungsrechtliche Verfahren eingeleitet: „Das ist Sisyphusarbeit. Die Bauaufsichtsbehörde ist dran“, versicherte Schlitt. Die Beschwerden der Anwohner hielten sich derweil in Grenzen. Man sei dankbar für jeden Hinweis.

Integrationsansatz über Kitas und Schulen denkbar

Zunehmend werde man sich in Emmerich den Herausforderung der Integration stellen: „Die Migranten wollen bleiben“, sagte Schlitt. Immer häufiger würden die Familien nach Emmerich geholt. Bürgermeister Peter Hinze sieht einen Integrationsansatz über die Kitas und Schulen. Denn die Leiharbeiter seien meist sehr viele Stunden im Betrieb und kaum für integrative Kontakte zu bekommen.

Mit Spannung wird der Erlass erwartet, den NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach verkündet hat. Sammelunterkünfte sollen künftig als Beherbergungsbetriebe behandelt werden, wenn mehrere Bewohner in keiner persönlichen Beziehung zueinander stehen. Der Verwaltung liege das ganz frisch auf dem Tisch und es müsse geprüft werden, so Hinze.

>> Grenzüberschreitende Taskforce gegründet

Leiharbeit und Corona: Derweil wurde bekanntlich eine grenzüberschreitende Taskforce gegründet, in der auch Landrat Wolfgang Spreen vertreten sei. Informationen aus dieser Taskforce liegen dem Bürgermeister nicht vor. Gerd Bartels (UWE) wunderte sich: „Informationen aus dieser Taskforce wären doch wichtig für Emmerich.“ Peter Hinze entgegnete: „Kein Bürgermeister im Kreis Kleve wurde bisher informiert.“ Vielmehr würde man Hinweise aus eigenen Netzwerken in den Niederlanden bekommen, wenn es positive Corona-Fälle geben würde.

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