Emmerich/Rees. Deichsanierung der 50 Kilometer langen Strecke zwischen Bislich und Landesgrenze sollte 2025 fertig sein. Zeitplan ist aber wohl nicht zu halten.

Eigentlich sollte die Sanierung der Deiche zwischen Bislich und Landesgrenze bis 2025 abgeschlossen sein. So sieht es der sogenannte Deich-Fahrplan der Bezirksregierung Düsseldorf vor. Doch der scheint nicht mehr aktuell zu sein. Nach NRZ-Informationen wird sich, wohl wegen noch fehlender Planfeststellungsbeschlüsse im Regierungsbezirk Düsseldorf, der Zeitplan deutlich nach hinten verschieben. „Wenn wirklich alles gut läuft, wird es 2028 werden“, erfuhr die NRZ aus gut unterrichteten Kreisen.

Vom hiesigen Deichverband in Emmerich ist zu hören, dass es sich bei den noch einzureichenden Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren um den Abschnitt PA 5/7 handelt, sprich das 3,7 Kilometer lange Teilstück zwischen Rees und Haffen. Auf der Deichkrone befindet sind die Kreisstraße K 7, außerdem müssten dort Denkmal- und Naturschutz berücksichtigt werden, ebenso die Auskiesung. „Es ist kompliziert, aber in Planung“, heißt es. Nächstes Jahr würden die Unterlagen der Bezirksregierung vorliegen.

Bauliche Umsetzung wird sich laut Bezirksregierung über 2025 hinaus verzögern

Im Bericht der Bezirksregierung zu den laufenden Deichsanierungen in NRW heißt es aktuell, „dass nach wie vor bei optimalen Rahmenbedingungen maximal sechs parallel zu erarbeitende Planfeststellungsbeschlüsse für ihn möglich sind“, so Sven Theophil von der Bezirksregierung. „Die Planfeststellung der verbleibenden 42 Maßnahmen bis 2025 hingegen ist noch erreichbar“, sagt er weiter.

Im Klartext spricht die Bezirksregierung Düsseldorf hier nur aus, was in Fachkreisen schon vermutet wird. Die bauliche Umsetzung aller Deichbaumaßnahmen wird sich über das Jahr 2025 hinaus verzögern, da die Genehmigungen vorher gar nicht vorliegen können. Dazu Deichverbands-Geschäftsführer Holger Friedrich: „Auch für den Deichverband Bislich-Landesgrenze wird es knapp, zumal wir mit unseren Planfeststellungsbeschlüssen mit anderen Deichverbänden konkurrieren.“

Schleusen-Neubau in Bienen ist abgeschlossen

Unterdessen läuft das Planfeststellungsverfahren im Planungsabschnitt 4 zwischen Bislich und Haffen jetzt an. Der Deich wird dort auf einer Länge von 1000 Metern erneuert. So gut wie fertig ist die Deichsanierung zwischen Bienen und Praest (PA 4). „Da fehlte nur noch die Schleusen-Erneuerung“, sagt Dennis Steffen, zuständiger Projekt-Ingenieur beim Deichverband. Zur Zeit würden die Erdbauarbeiten durch die niederländische Firma Martens en Van Oord durchgeführt.

Für den Hochwasserschutz an der Schleuse wurden 350 Tonnen Betonfertigteile verbaut, so der Fachmann. „Trotz der Corona-Zeit konnte der zeitliche Fahrplan hier eingehalten werden“, sagt Dennis Steffen. 40 Meter wurde der Deich gequert für die Schleuse, die bei Hochwasser das Hinterland vor den Rheinfluten schützt und danach das Qualmwasser durch den 2,20 Meter hohen und 2 Meter breiten Kanal abfließen lässt. Während der fast siebenmonatigen Bauzeit hatte man eigens einen Ringdeich um die Schleuse errichtet, der schon wieder abgetragen wurde.

Gut 70 Prozent des gut 50 Kilometer langen Deiches ist saniert

Wie gesagt: Das Teilstück Bienen-Praest, das sogar ein Jahr schneller gebaut werden konnte als eigentlich kalkuliert, ist fertig. Jetzt fehlt noch der Abschnitt 2, sprich 2,5 Kilometer zwischen Dornick und Emmericher Kläranlage. Der Deich wird komplett abgetragen und neu gebaut. Steffen: „Der Deich wird jeweils 300 Meter geöffnet, abgetragen und wieder neu gebaut.“ Der Planfeststellungsbeschluss liegt hier vor. Der Baustart soll 2021 erfolgen. Der Kampfmittelräumdienst hat seine Arbeit begonnen. Die voraussichtliche Bauzeit beträgt etwa zwei Jahre.

Gut 70 Prozent der gut 50 Deich-Kilometer zwischen Bislich und Landesgrenze sind mittlerweile saniert, sagt Deichverbands-Geschäftsführer Holger Friedrich. Der hofft, dass, wenn alle an einem Strang ziehen, sämtliche Planfeststellungsbeschlüsse bis 2025 vorliegen werden. „Wobei sich das am Ende knubbeln könnte“, ahnt er aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre. Die Verfahren seien aber auch wirklich sehr komplex. Zum derzeit noch gültigen Deich-Fahrplan meint er: „Ein Fahrplan ist besser als keiner.“

Im Oktober steht Termin zwischen Bezirks- und Landesregierung an

Das werden sich vielleicht auch Vertreter von Bezirks- und Landesregierung denken. Sie wollen sich wohl Ende Oktober zusammensetzen und schauen, warum sich der Deich-Fahrplan auch für die Strecke Bislich bis zur Landesgrenze verschoben hat und wann die Sanierung voraussichtlich endgültig abgeschlossen sein wird.

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