Emmerich. Eltener Bergretter haben Sorgen um Sicherheit an der Betuwe geäußert. Nun ergänzt Stadtbrandinspektor Martin Bettray aus Sicht der Feuerwehr.

Die Gefahrenlage an der Betuwe-Route ist ein Thema, dass die Feuerwehren am Niederrhein bekanntlich schon länger beschäftigt. Stadtbrandinspektor Martin Bettray hat die Forderungen der Bürgerinitiative Rettet den Eltenberg in der NRZ wahrgenommen. Er sieht die Möglichkeit, zu der Lage noch einige Aspekte zu ergänzen.

Die Bergretter hatten vor allem moniert, dass das Thema Gefahrguttransporte von der Deutschen Bahn bisher in den Planunterlagen gar nicht gewürdigt werde. „Gefahrgut ist natürlich ein zentrales Thema“, sagt Martin Bettray. Grundlage der Gefährdungslage sei für die Feuerwehr eine entsprechende Analyse. Hierfür seien verschiedene Szenarien durchgespielt worden. Diese dienten als Basis der Forderungen des Arbeitskreises der Feuerwehren entlang der Betuwe, so Bettray.

Feuerwehr hat keine Zeit, um Daten ausführlich zu studieren

Die Niederländer halten exakte Daten vor, was wann transportiert wird. Nicht so die Deutschen. „Die Daten müssten ja übermittelbar sein. Aber der Nutzen für die Feuerwehr wird zu hoch gehängt. Ein Schadensszenario muss man sich immer vor Ort ansehen. Das kostet Zeit. Wir gucken uns die Kennzeichnung der Waggons an. Außerdem werden Güterlisten in den Loks mitgeführt.“

Bis zu 700 Meter sei manch ein Zugverband lang, 40 bis 50 Waggons. Selbst wenn diese Informationen vorher vorliegen würden: „Im ersten Moment hilft das nicht. Wir haben nicht die Zeit diese Daten in Ruhe zu bewerten. Bisher war die Kennzeichnung vor Ort ausreichend“, sagt Bettray.

Feuerwehr hat Löschwasserentnahme stellen im Blick

Zum Sicherheitskonzept an der Betuwe-Linie hat sich Stadtbrandinspektor Martin Bettray schon häufiger Gedanken gemacht. Wie hier in 2014.
Zum Sicherheitskonzept an der Betuwe-Linie hat sich Stadtbrandinspektor Martin Bettray schon häufiger Gedanken gemacht. Wie hier in 2014. © WAZ FotoPool | Thorsten Lindekamp

Der Stadtbrandinspektor versichert zudem, dass Klimaveränderungen berücksichtigt würden. Sprich: Wenn Löschwasserentnahmestellen als solche nicht mehr geeignet sind, werde das berücksichtigt. In Emmerich sei etwas im Bereich der Landau 2019 eine Stelle als nicht mehr geeignet durchgefallen. Auch die Wild in Elten habe man im Blick. In Rees seien erst jüngst drei von fünf Wasserentnahmestellen durchgefallen.

Insgesamt ist Bettray mit dem Erreichten in Sachen Sicherheit gar nicht so unzufrieden. „Wir sind in 2008 in das Thema eingestiegen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass wir so weit kommen“, sagt der Feuerwehr-Chef von Emmerich. Schließlich gehe es um die gesetzliche Grundlage. Deutsche Bahn und Eisenbahnbundesamt hielten sich daran. Dass die gesetzlichen Grundlagen aus Sicht der Feuerwehr „nicht mehr zeitgemäß sind, steht nicht zur Debatte. Es gefällt mir auch nicht“, so Bettray.

Viel erreicht – Dissens gibt’s nur bei der Noterdung

Dennoch habe der Arbeitskreis durch seine Forderungen „einzigartiges in Deutschland erreicht“. Bekanntlich sind die Abstände der Zugänge zu den Bereichen an der Bahn, die durch Lärmschutzwände abgeriegelt sind, deutliche verkleinert worden. Und es wird mehr Wasserentnahmestellen geben. Nur in einem Punkt herrscht weiterhin ein klarer Dissens zwischen der Deutschen Bahn und dem Arbeitskreis: bei der Noterdung, also dem Abschalten des Stroms im Katastrophenfall.

Das aktuelle Prozedere sei zweifelsohne schwerfällig, wenn der Notfallmanager der Bahn erst mit dem Auto anreisen müsse. Allerdings genüge dies den rechtlichen Vorgaben. Bettray erinnert, dass die Deutsche Bahn das einzige Unternehmen sei, das überhaupt so eine Noterdung anbiete.

Material-Depot für Noterdung des NL-Spannungsystems

Für die Feuerwehr bedeutet dies, dass die Einsatzkräfte womöglich nicht an den Zug heran kommen. „Sie können auf Abstand löschen“, sagt Bettray. Die Räumung eines Personenzuges hingegen sei eher schwierig.

Sicherlich gebe es technische Lösungen für eine Noterdung ohne den Notfallmanager vor Ort. In Tunnelbereichen würde dies etwas schon eingesetzt. Die Deutsche Bahn scheue aber diese Lösungen auf offener Strecke. „Das wäre sicher zeitgemäß. Das hätten wir gerne“, sagt Bettray. Dieser verweist auch darauf, dass die Erdung im Grenzgebiet aufgrund eines anderen Spannungssystems der Niederländer besonders aufwendig sei. „Auf unser Drängen haben wir erreicht, dass ein Depot mit Material dafür im Streckenabschnitt eingerichtet wurde“, verrät der Stadtbrandmeister.

Die Lage in den Niederlanden sei nicht mit Deutschland vergleichbar: „Die Niederlande haben eine ganz andere Rechtsgrundlage. Außerdem haben sie die Betuwe nicht im Bestand ausgebaut.“

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