Emmerich. Gesundheitsminister Jens Spahn sprach mit Bürgern über Corona und das Emmericher Spital. Dafür erntete er Applaus, aber es flogen auch Eier.

Polizeiautos, Absperrband und ein Rednerpult lassen eine Patientin am Freitagmittag verdutzt aus dem Willibrord-Spital in Emmerich herauskommen. „Was ist hier denn los?“ Jens Spahn kommt. „Ach so.“ Und so fährt nur wenige Minuten später ein schickes Auto mit Berliner Kennzeichen vor, aus dem der Bundesgesundheitsminister aussteigt. Um sich zuallererst einen Mund- und Nasenschutz mit NRW-Wappen überzuziehen. Denn, das betont er direkt zu Beginn seiner Rede vor der Krankenhausbelegschaft: „Wir befinden uns noch immer mitten in der Pandemie.“

Doch bislang sei Deutschland gut durch eben jene Corona-Pandemie gekommen, das möchte Spahn auch betonen: „Wir haben zusammen viel erreicht.“ Das liege unter anderem an dem robusten Gesundheitssystem. Und weil das als solches erst einmal ziemlich anonym klingt, bedankt er sich ausdrücklich auch bei den Ärzten und dem Pflegepersonal des Willibrord-Spitals. Für das, „was Sie in den letzten Monaten mitgemacht haben“. Manche Entscheidung sei vielleicht nicht nachvollziehbar gewesen, dafür könne er sich nur entschuldigen. Aber es sei eben eine dynamische Situation.

Zukunft des Willibrord-Spitals

Zu einer dynamischen Situation gehöre nach Aussage von Spahn auch, dass während der Sommermonate vor allem Reiserückkehrer getestet wurden. Die Kritik, dass im Gegensatz dazu das Krankenhauspersonal nicht getestet wurde, könne er verstehen. Doch er macht auch Hoffnung, dass sich das ab Herbst ändern könnte: „Wir können nicht über eine Million Beschäftigte alle zwei Wochen testen, aber wir wollen es regelmäßiger schaffen.“

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Ursula Otten ist selbst seit vielen Jahren im Gesundheitssystem tätig und weiß insbesondere um die Diskussionen um das Willibrord-Spital selbst. „Welche Möglichkeiten gibt es, hier das Haus zu erhalten?“, fragt sie und erntet dafür Applaus vom Krankenhauspersonal. In die „Nesseln der Krankenhausstrukturen am Niederrhein“ will sich der Minister nicht setzen und bleibt daher beim Antworten diplomatisch: „Wir müssen vernetzte, regionale Strukturen schaffen.“ Also Grundversorgung in der Fläche und Spezialisierung in einzelnen Krankenhäusern.

Weitere Corona-Prämien möglich

Corona aber bleibt das Thema, das den Besuch des Bundesgesundheitsministers in Emmerich maßgeblich bestimmt. Das zeigt sich einmal mehr, als er gemeinsam mit dem Emmericher CDU-Bürgermeisterkandidaten Dr. Matthias Reintjes zum Geistmarkt läuft und sich dort den Fragen der Bürger stellt. Denn, das sagt er auch hier: „Für mich gehört es dazu, sich Zeit zu nehmen und zuzuhören.“ Dass er jedoch erst einmal eine zwanzig Minuten lange Rede hält, nehmen einige der Anwesenden zynisch auf. Gegen Ende werden die Buh-Rufe lauter, Spahn aber nimmt es mit Gelassenheit: „Wartet doch mal, ihr könnt danach buhen.“

Beim Bürgerdialog auf dem Geistmarkt in Emmerich gab es auch kritische Gegenstimmen.
Beim Bürgerdialog auf dem Geistmarkt in Emmerich gab es auch kritische Gegenstimmen. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Tatsächlich beantwortet Spahn auch anschließend so manch kritische Frage souverän, so beispielsweise die einiger Impfgegner: „Ich sage es noch einmal ganz deutlich: Es wird bei freiwilligen Impfungen bleiben.“ Eine Therapeutin berichtet kurze Zeit später von ihrer Arbeit im Corona-Team, für die sie im Gegensatz zu Altenpflegern keine Prämie erhalten hat. Doch auch hier könnte sich vielleicht etwas ändern, erklärte Spahn. Krankenhäuser und Krankenkassen seien damit beauftragt, einen Vorschlag für eine faire Prämie zu machen.

Fliegende Eier

Wie unterschiedlich die Meinungen beim Thema Corona sind, zeigt sich schließlich auch bei der Maskenpflicht an Schulen. Eine Bürgerin spricht von einer „Unverhältnismäßigkeit“, Schüler einer Oberstufe finden dagegen die ab kommender Woche geltenden Lockerungen nicht gut und wollen freiwillig eine Maske tragen.

Und so wechseln sich auch während des einstündigen Bürgerdialogs Buh-Rufe mit Applaus ab. Spahn lässt sich von beidem nicht aus der Ruhe bringen. Selbst dann nicht, als plötzlich Eier fliegen. Getroffen wird er aber nicht und so kann er zum Abschluss noch seinen Appell loswerden: „Am 13. September wählen gehen!“