Emmerich. Imam Suwedan und Hussain Al Alash kamen als Flüchtlinge nach Deutschland. Jetzt wollen sie in den Integrationsrat und anderen Menschen helfen.
Das gab’s noch nie in der zehnjährigen Geschichte des Emmericher Integrationsrates. Mit Hussain Al Alash und Iman Suweden tritt zum ersten Mal ein Ehepaar als Kandidaten an. Sie sehen sich nicht als Kontrahenten, sondern freuen sich, wenn zumindest einer von ihnen am 13. September einen Wahlerfolg für sich verbuchen kann. „Frau Artz, die Integrationsbeauftragte bei der Stadt Emmerich, hat uns gefragt, ob wir kandidieren“, berichten sie. „Im Falle einer Wahl können wir dann besonders den Leuten helfen, die Arabisch sprechen.“
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Das Ehepaar, das seit seiner Flucht aus Syrien seit fünf Jahren in Emmerich lebt, kann sich vorstellen, bei Problemen in enger Zusammenarbeit mit der Integrationsbeauftragten helfen zu können. „Doch es müssen nicht immer Probleme vorhanden sein, wenn die Leute uns ansprechen. Auch Wünsche dürfen geäußert werden“, sagen sie unisono, „die können wir aber nur weitergeben.“ Die eigenen Wünsche haben sich größtenteils erfüllt. Sie wohnen in einem schmucken kleinen Häuschen in Speelberg, Tochter Malak (10) geht aufs Gymnasium, ihre beiden jüngeren Brüder Sdam (9) und Osama (7) besuchen die Grundschule.
Den Führerschein komplett neu gemacht
„Das ist sehr gut. In Syrien findet seit etwa zehn Jahren kein Schulunterricht mehr statt“, sind die Eltern von der Richtigkeit ihrer einen Monat dauernden Flucht überzeugt. Und Yussef (2) hält die Mama ganz schön auf Trab. Dennoch strebt die 29-Jährige noch eine Ausbildung an. Ein Praktikum im Eltener Kindergarten Rappelkiste hat sie bereits absolviert. Seit anderthalb Jahren arbeitet der Familienvater als Schweißer bei der Firma Deconta in Isselburg.
Eine sechsmonatige Weiterbildung war dem vorausgegangen. „Ich freue mich sehr, dass ich Arbeit habe. Dadurch habe ich Kontakte zu deutschen Kollegen, und wenn ich Hilfe brauche, kann ich sie ansprechen“, so der 38-Jährige. „Und viele Leute helfen gerne.“ Um mobil zu sein, musste er seinen Führerschein in Theorie und Praxis quasi noch einmal machen: „Da war vieles neu für mich. In Syrien gibt es kein Rechts vor Links, und wenn man in den Kreisverkehr hineinfährt, muss man dort blinken.“
>> Die Daten zur Integrationsratswahl
Die Wahl des Integrationsrates findet am 13. September 2020 in der Zeit von 8 bis 18 Uhr statt. Wahlberechtigt sind in Emmerich rund 7500 Personen. Das Mindestalter beträgt 16 Jahre. Die größte Zuwanderergruppe kommt aus den Niederlanden mit über 3600 gemeldeten Personen, gefolgt von Polen (über 2600) und Rumänien (über 600). Bei der letzten Wahl im Mai 2014 lag die Wahlbeteiligung bei 19,96 %. Das entsprach 1.388 abgegebenen gültigen Stimmen.
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