Rees. Plattenbauten für Uferschwalben hat die Firma Holemans in Rees angelegt. Dies, so das Kiesunternehmen, sei ein Beitrag zum Tag der Artenvielfalt.

Ihr Ruf ist ein raues „Tschrrip“, ihr Gesang ein schwaches Gezwitscher. Sie ist ein wendiger Flieger - denn im Flug kann sie bis zu 50 Kilometer pro Stunde schaffen. Beobachtet werden kann dieser besondere gefiederte Freund, der übrigens die kleinste heimische Schwalbenart ist und in fast allen europäischen Ländern auf der roten Liste der gefährdeten Tiere steht, auch am Niederrhein. Oder besser gesagt in Rees-Bergswick. Denn hier gibt es besonderen „Wohnraum“ für die Uferschwalbe.

Am Reeser Meer – am nördlichen Teil der Ausgrabungsfläche – hat das Kiesunternehmen Holemans Niederrhein einen besonderen Unterschlupf gebaut. Nämlich „Plattenbauten” für Uferschwalben.

Sichere Nistbereiche geschaffen

„Diese sind unser Beitrag zum diesjährigen Internationalen Tag zur Erhaltung der Artenvielfalt“, erklärt Claudia Kressin von Holemans Niederrhein. Der Tag wird am 22. Mai begangen. Die künstlichen Steilwände seien ein Beispiel für ein geglücktes Experiment in puncto Natur- und Artenschutz. Denn die Wände aus Beton ersetzen natürliche Steilwände und dienen den Uferschwalben als sichere Nistbereiche.

Das Kiesunternehmen errichtete am Reeser Meer die künstliche Steilwand aus Beton am Seeufer und brachte eine Vielzahl von Bohrlöchern darin an.

Brutnester für den Nachwuchs errichtet

Aus der Nähe kann man die An- und Abflüge der Uferschwalben sehen
Aus der Nähe kann man die An- und Abflüge der Uferschwalben sehen © Hans Glader

Die Hoffnung von Rekultivierungsfachfrau Beate Böckels, die das Wohnungsbau-Experiment gemeinsam mit ihrer Mitarbeiterin Ilka Ufert ausgeheckt hatte, ging auf: Die Uferschwalben nahmen das Angebot an und errichten zurzeit eifrig Brutnester für ihren Nachwuchs.

Der Tausch, natürliche gegen künstliche Wand, hat auch seinen Grund: Die geschützte Vogelart hatte sich in der Vergangenheit nämlich immer zufällig entstandene Steilwände an Sandhalden für ihren Nestbau ausgewählt.

Dauerhafte Perspektive geschaffen

„Nun haben wir künstliche Nistwände gebaut, und die sind bereits komplett besetzt”, freut sich Beate Böckels. Mit den künstlichen Nistwänden schafft Holemans eine Perspektive für die Uferschwalben für die Zeit nach dem Ende der Gewinnungsarbeiten in der Norderweiterung.

„In einer aktiven Abgrabung befinden sich immer irgendwo auf dem Gelände Steilhänge”, erläutert Beate Böckels. „Wenn wir hier fertig sind, wird das nicht mehr so sein.” Ohne die künstlichen Nistwände verlören die Uferschwalben ihr Zuhause.

64 Bohrlöcher für Niströhren

Die Wände bestehen aus Betonfertigteilen. Der gesamte „Plattenbau” ist etwa zehn Meter breit und zwei Meter hoch und liegt direkt am Seeufer. Der Bereich hinter den Betonwänden wurde mit Sand aufgefüllt, den Abschluss bildet eine Böschung aus Mutterboden. Die akrobatischen Uferschwalben nutzen die vorgebohrten Eingänge und bohren ihre Niströhren in den dahinter liegenden Sand. Die ersten Jungvögel wird man wohl im Juni besichtigen können.

Uferschwalben sind schon seit vielen Jahren Gäste auf dem Gelände des Holemans Kieswerks Bergswick in Rees. Bisher nisteten sie in einer Haldenwand aus Schwemmsand hinter der Aufbereitungsanlage am Rheindeich. Immer wieder nutzen sie auch steile Uferböschungen für ihre Niströhren. Aber diese natürlichen Lebensräume werden am Niederrhein immer seltener.

Niströhren werden jedes Jahr gereinigt

Von Ferne sehen die neuen Nistwände fast bescheiden aus.
Von Ferne sehen die neuen Nistwände fast bescheiden aus. © Hans Glader

Uferschwalben bauen sich in der Natur jedes Jahr neue Niströhren. Das bedeutet, dass auch die künstlichen Nistwände am Ufer der Norderweiterung alljährlich erneuert werden müssen: Die alten Niströhren müssen gereinigt und wieder mit frischen Sandbefüllt werden. Errichtet hat die künstliche Nistwand ein eigens hierfür abgestelltes Team von Holemans.

Die Federführung lag bei der Diplom-Biologin Ilka Ufert, einer Mitarbeiterin von Rekultivierungs-Fachfrau Beate Böckels. Die praktische Umsetzung übernahmen Peter van der Linde und sein Rekultivierungs-Team sowie Manfred Bockting.

>> DER TAG DER ARTENVIELFALT

Seit 2001 wird der 22. Mai als Internationaler Tag zur Erhaltung der Artenvielfalt oder auch Internationaler Tag der biologischen Vielfalt gefeiert. Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD) gehört wie das Klimarahmenabkommen und die Wüstenkonvention zu den drei völkerrechtlichen Verträgen, die bei der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 zur Unterzeichnung auslagen. Deutschland ist Vertragspartei der CBD.

Die Federführung für das Übereinkommen innerhalb der Bundesregierung liegt beim Bundesumweltministerium. Am 22. Mai 1992 wurde der Text des Übereinkommens offiziell angenommen.