Emmerich. Nachdem sich Anfang Mai aus der Fassade des Aldegundiskirchturms einzelne Steinbrocken gelöst hatten, fand eine intensive Begutachtung statt.

Anfang Mai kam der Schock: Mehrere Gesimssteine fielen aus 15 Meter Höhe vom Turm der Aldegundiskirche herunter. Auch weitere, kleinere Steine lösten sich und stürzten herab. Der Platz vor dem Kirchturm wurde daher vorsichtshalber gesperrt.

Nachdem sich die Steinbrocken vor knapp zwei Monaten gelöst hatten und heruntergestürzt waren, fand nun mittlerweile eine intensive Begutachtung der Turmfassade durch einen erfahrenen Architekten und Steinmetzen statt. Um auch weiterhin das Areal um den Turm sicher zu gestalten, wurden weitere kleinteilige Fassadenteile, die locker waren, vorsichtig abgenommen.

Noch keinen Termin mit Denkmalpfleger

Nun geht vom Turm keine unmittelbare Gefahr mehr aus, so die Seelsorgeeinheit St. Christophorus/St. Johannes der Täufer. Ad acta gelegt werden kann der Vorfall aber nicht. In der nächsten Zeit muss nämlich mit der Denkmalpflege geklärt werden, inwieweit der Turm wieder Instand gesetzt werden oder aber auch in diesem Zustand erhalten bleiben soll.

Doch das verzögert sich derzeit wegen der Corona-Pandemie. „Der Denkmalpfleger darf noch nicht reisen und konnte sich dementsprechend noch nicht den Turm vor Ort ansehen“, so Pfarrer Bernd de Baey gegenüber der NRZ. Erst wenn der Turm begutachtet wurde, werde entschieden, wie weiter mit dem Turm verfahren wird. Also, ob etwa die abgebröckelten Teile restauriert werden müssen.

Basaltstein weist keine Witterungsschäden auf

Die Fassade von Aldegundis besteht im Übrigen teils aus mittelalterlichen Tuffsteinen, teils aus Sandstein. Im Mittelalter wurde auch Lavastein und Trachyt vom Drachenfels am Turm verbaut. In der Zeit der Neugotik, der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wurde der Turm einer umfangreichen Sanierung unterzogen. Diese Spuren, wie auch natürlich die massiven Einwirkungen der Kriegszerstörung, sind am Aldegundiskirchturm bei näherer Betrachtung gut ablesbar.

Das oberste achteckige Geschoss des Kirchturmes, das auch die Glocken sowie das Glockenspiel birgt, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von dem Künstler Waldemar Kuhn ausdrucksstark in modernen Formen neu gestaltet. Der hier meist verwendete Basaltstein weist keine Witterungsschäden auf.

Turm ist für Öffentlichkeit nicht zugänglich

Wer schon einmal vom Kirchturm aus die Aussicht über die Stadt genossen hat, der weiß: Der Weg dorthin ist eng und beschwerlich. Steile Treppen und Leitern führen dort hinauf. Aus Sicht der Kirche, ist das nicht ungefährlich. Daher ist der Aufgang zum Kirchturm auf Beschluss des Kirchenvorstandes auch nicht öffentlich zugänglich. Nur etwa Organist Stefan Burs klettert dann und wann den Weg hinauf, um das Carillon zu spielen.

Im Mai erklärte Pfarrer Bernd de Baey übrigens, dass die Kirche im vergangenen Jahr eine Senkung der Außenmauern erlebt habe – was nicht zwingend der Grund für die herabfallenden Steine gewesen sein muss. Die Absenkung sei vermutlich durch die große Trockenheit begründet. Seitdem stehe die Kirche unter Spannung. Auch im Kirchraum seien Stuckteile herunterfallen. Dies wurde gründlich aufgenommen und mittels Markierungen werde nun geschaut, ob die Kirche sich weiter senkt. Statisch sei die Kirche einwandfrei.

Auch Praester Pläne müssen warten

Übrigens: Der Denkmalpfleger wird sich bei seinem Termin in Emmerich nicht nur die Aldegundiskirche näher ansehen. Auch die Praester Kirche muss noch von ihm begutachtet werden. Bekanntlich soll das Jugendheim direkt neben der St. Johannes Baptist-Kirche aufgegeben und in die Kirchenräume integriert werden. Auf der Fläche des jetzigen Jugendheimes soll dann ein neuer Kindergarten entstehen. „Doch auch der Denkmalpfleger muss dafür grünes Licht geben“, so de Baey. Daher ruhen auch hier erstmal die Planungen.