Rees. Firma Amprion hat sich den Fragen der Bürger gestellt. Noch steht nicht fest, wo die neue Stromtrasse auf Reeser Gebiet genau lang führen wird.
Christa und Wilhelm Krebbing stehen unter Strom. Buchstäblich. Denn in unmittelbarer Nähe ihres Hofes in Hamminkeln, an der Grenze zu Haldern, befinden sich 64 Überlandleitungen. Und bald könnte die neue Stromtrasse A-Nord unterirdisch dazukommen. „Eigentlich dachten wir, dass die Trasse durch das Wasserschutzgebiet schon raus wäre“, sagt Wilhelm Krebbing. „Deshalb waren wir ganz überrascht, dass dennoch bei uns Probebohrungen durchgeführt werden sollen.“
Um sich über den geplanten Verlauf der insgesamt 300 Kilometer langen Stromtrasse vom Norden Niedersachsens bis ins Rheinland zu informieren, sind die beiden an diesem Dienstagvormittag zum Bürgerdialog mit der zuständigen Firma Amprion ins Bürgerhaus Rees gekommen. Insgesamt 24 Bürger nehmen diese Möglichkeit wahr, die meisten sind Eigentümer oder Bewirtschafter von betroffenen Flächen. Während eines 15-minütigen Einzelgesprächs mit einem Mitarbeiter können sie all ihre Fragen stellen.
Zwei Varianten der Stromtrasse bei Rees
Dabei ist es aber zunächst einmal wichtig zu wissen, welche Gebiete tatsächlich betroffen sein könnten. Amprion selbst hat in dem Antrag auf Bundesfachplanung zwei Varianten des 1000 Meter breiten Korridors auf Reeser Gebiet vorgestellt, in dem jeweils die Stromtrasse mit einem 24 Meter breiten Schutzstreifen verlegt werden könnte.
Bei der südlichen Variante führt der Korridor durch das Wasserschutzgebiet Wittenhorst. Der Vorschlag stieß auf wenig Zustimmung, unter anderem äußerte Bürgermeister Christoph Gerwers Bedenken. Daraufhin entwickelte Amprion eine nördliche Variante, bei der der Korridor durch den Haldener Wald führt. Doch auch hier fragen sich viele Bürger, wieso die Trasse ausgerechnet durch den ohnehin so kleinen Wald führen muss.
Wald ist bei beiden Varianten betroffen
Jonas Knoop, Pressesprecher von Amprion, erklärt dazu: „Bei der Waldquerung haben wir darauf geachtet, dass der Korridor über die schmalsten Stellen des Waldes verlaufen würde.“ So wären circa zweimal hundert Meter Wald betroffen. „Aber hier muss man genau hingucken“, betont Knoop. „Auch bei der anderen Variante durch das Wasserschutzgebiet gäbe es eine Waldquerung, die läge dann nur auf Hamminkelner Gebiet.“ Doch egal welche Variante es am Ende wird, für jeden gefällten Baum wird die Firma einen neuen pflanzen.
Beide Varianten liegen derzeit bei der Bundesnetzagentur, die Anfang kommenden Jahres nach Abwägung aller Stellungnahmen eine Entscheidung fällen wird. Verläuft auch das anschließende Planfeststellungsverfahren ohne weitere Verzögerungen, rechnet Amprion mit einem Baustart im Jahr 2023 und einer Bauzeit von ein bis zwei Jahren je Ortsabschnitt. Christa und Wilhelm Krebbing haben ihren Einwand bereits abgeschickt. Eines ist aber auch ihnen bewusst: „Strom will jeder haben, aber keiner die Trasse.“
>>> Stellungnahmen zur Stromtrasse
Bürger können bis zum 21. August eine Stellungnahme einreichen. Auf der Seite der Bundesnetzagentur gibt es einen Vordruck, den man benutzen sollte. Das Vorhaben lautet: „BBPLG, Vorhaben 1: Emden Ost - Osterath (A-Nord)“. Rees befindet sich im Abschnitt D.