Rees. Der Stadtrat spricht sich einstimmig gegen die geplante Führung der Gleichstromtrasse aus. Der Halderner Wald soll geschützt werden.
Die Amprion-Trasse erhitzt in Rees weiterhin die Gemüter. Der Rat der Stadt hat sich einstimmig dafür ausgesprochen, eine Resolution auf den Weg zu bringen und auch die Stadtverwaltung ließ wissen, dass man eine ablehnende Stellungnahme verfassen wolle. Wie berichtet wurde die Führung der Gleichstromtrasse noch einmal verlegt und soll nun bei Haffen unter den Rhein geführt werden, aber auch durch den Halderner Wald führen. Dagegen formiert sich Widerstand. Die Leitung soll Windstrom von der Nordsee bis zum Verteiler nach Meerbusch leiten.
SPD: „Wir kämpfen um jeden Baum“
SPD und Grüne beantragten nun, eine gemeinsame Resolution auf den Weg zu bringen. Antragsteller Peter Friedmann (SPD) meinte pathetisch: „Wir kämpfen um jeden Baum. Wir brauchen den Wald, wir brauchen den Sauerstoff.“ Ihm sei unverständlich, warum der Wald für die Trasse „geopfert“ werden solle. Es würde eine Schneise durch den Wald gezogen. Er rief die Reeser Bürger dazu auf, sich gegen die Trassenführung zu wehren.
Auch Helmut Wesser (Grüne) ist gegen die geplante Strecke. Er erinnerte daran, dass man bereits sehr geduldig die Hochspannungsleitung von Doetinchem nach Wesel ertragen habe. Eine Trasse durch den Wald müsse man auf jeden Fall ablehnen.
Einsprüche sind jetzt möglich
Die Reeser Bauamtsleiterin Elke Strede informierte darüber, dass die Stadt Rees bis zum 14. August eine Stellungnahme im Rahmen der Behördenbeteiligung einreichen könne. Die Stellungnahme und die Resolution werden mit einem Dringlichkeitsbeschluss auf den Weg gebracht und im Bauausschuss besprochen.
Bürger hingegen haben etwas mehr Zeit. Sie können bis zum 21. August eine Stellungnahme einreichen. Auf der Seite der Bundesnetzagentur gibt es einen Vordruck, den man benutzen sollte. Das Vorhaben lautet: „BBPLG, Vorhaben 1: Emden Ost - Osterath (A-Nord)“. Rees befindet sich im Abschnitt D. Einen entsprechenden Link gibt es auf www.nrz.de/emmerich.
Am 7. Juli lädt das Unternehmen Amprion zu einer Bürgersprechstunde, zwischen 10 und 11.30 Uhr ein. Anmeldungen erfolgen unter: 0231/93110321.
Bis Ende des Jahres bzw. im Januar 2021 soll der Korridor für die Trasse feststehen. Dann darf auch nur noch in diesem festgestellten Korridor gebaut werden. Der Planfeststellungsbeschluss wird von Amprion im Jahr 2023 erwartet. Nach dem Beschluss kann gebaut werden. Klagen hätten im Leitungsbau keine aufschiebende Wirkung.
Bürgermeister Christoph Gerwers (CDU) sagte, dass man die Resolution unterstützen möchte, allerdings solle man auch nicht übertreiben: „Es wird nicht der Halderner Wald vernichtet.“ Für jeden gefällten Baum müsse ein neuer Baum gepflanzt werden, allerdings werde dies nicht in Rees geschehen. Er hob vor allem auf die Wasserversorgung von Rees ab, die nicht gefährdet werden dürfe. Schließlich liefere sowohl das Trinkwasserschutzgebiet in Wittenhorst wichtiges Trinkwasser für die Stadt. „Unsere Brunnen dürfen nicht gefährdet werden“, sagte er.
Alternative Trassen gewünscht
Gerwers betonte, dass man von Beginn an die Rheinunterquerung bei Haffen abgelehnt habe. Eine Trassenführung bei Wallach sei deutlich sinnvoller. Die Stadt werde eine qualifizierte Stellungnahme erarbeiten: „Aber auch die Resolution ist wichtig“, so Gerwers.
SPD und Grüne weisen in ihrem Schreiben an den Bürgermeister darauf hin, dass man die nahezu zeitgleich herzustellende Gasfernleitung Zeelink bei Wesel mit der Gleichstromtrasse bündeln solle. Es sei nicht zu akzeptieren, dass der Halderner Wald erneut für eine Versorgungstrasse herhalten müsse. Im Forstbereich Christianabusch sei es bereits zu ganz empfindlichen Verlusten gekommen. Die Ersatzpflanzungen würden aber nicht in Rees erfolgen: „Im Übrigen erscheint es widersinnig, für ein Klimaschutzprojekt letztlich einen guten Teil unseres Baumbestandes zu opfern. Weil wir als Stadt über relativ wenige Waldflächen verfügen, bestehen wir auf den Erhalt des Waldes mit seiner unverzichtbaren Funktionsvielfalt“, so SPD und Grüne.
Es ist nicht klar, wie viele Bäume gefällt werden müssten
Jonas Knoop, Sprecher des Unternehmens Amprion, betonte gegenüber der NRZ, dass man den Eingriff in den Wald so gering wie möglich halten wolle. Noch seien weder die Korridore noch die Trassen fix. „Der Waldeingriff soll an der schmalsten Stelle erfolgen“. Wie viele Bäume dafür gefällt werden müssen, sei noch nicht klar. Dies würde dann im späteren Planfeststellungsverfahren ermittelt. Zuerst müsse man jetzt die Korridore festlegen.
Alle bisherigen Vorschläge hätten ihre Vor- und Nachteile. Eine Rheinquerung bei Voerde (Wallach) wäre aus Platzgründen etwas schwieriger als in Rees. Eine Bündelung mit der Zeelink-Trasse sei nicht immer möglich und an dieser Stelle nur schwer umzusetzen.
Sechs Erdkabelstränge werden verlegt
Insgesamt müssen sechs Erdkabelstränge eingelassen werden. Die Kabel werden in 1,50 bis zwei Meter Tiefe vergraben. „In Rees haben wir mehr Platz und können dies einfacher umsetzen“, so Knoop. Zwar würde die Trasse dadurch etwas länger, aber man könne dies durch mehrere Baulose auffangen und den Zeitverlust einschränken.
Wer eine Stellungnahme abgeben möchte, der kann sich auf der Seite der Bundesnetzagentur informieren. Hier der passende Link.