Emmerich. Die Gastronomiebetriebe in Emmerich und Elten dürfen wieder öffnen. Die erste Bilanz: schleppender Beginn, viele Ängste und enorme Auflagen.

Es ist vor 12 Uhr am Samstag. Am Hof von Holland werden die Fenster zum Alten Markt blitzeblank geputzt. Ein gutes Omen fürs Comeback der Gastronomie in Emmerich? Das erste Wochenende nach wochenlanger Schließung steht an.

Windgeschützt an der Rheinpromenade

Etwas verlassen sitzt ein niederländisches Ehepaar windgeschützt auf der anderen Seite mit Blick auf den Rhein. Die Sonne blinzelt durch die Wolkendecke. Bei Himmers Bistro 852 wissen Helga und Jupp Tschirkpe: „Wir waren Monate nicht weg.“ Sie freuen sich auf Pilsken und Wein.

Die Gastronomiebetriebe an der Rheinpromenade dürfen wieder öffnen - unter strengen Auflagen.
Die Gastronomiebetriebe an der Rheinpromenade dürfen wieder öffnen - unter strengen Auflagen. © FUNKE Foto Services | Konrad Flintrop

Ein Stückchen weiter bei Rheinpromenade 8 haben Gäste auf der Terrasse Platz genommen. „Es ist wie ein neues Leben, aber wir sind vorsichtig“, weiß Ute Sickelmann. Und Ludger Wittenhorst ergänzt als die erste Sekt-Runde von Chefin Bärbel Groenenstijn kredenzt wird: „Wir feiern das mit Abstand.“ Ja! Und nicht nur die Distanz – auch die Regelung zwei Haushalte pro Tisch wird perfekt eingehalten. Im Inneren, in Wintergarten und Restaurant, selbst sieht man, wie viel Plätze durch die Auflagen weggefallen sind.

Gäste müssen Daten auf Rückseite der Speisekarte schreiben

Auf der Rückseite der Speisekarte hat der Gast seine Daten zum Nachweis für eine mögliche Infektion aufzuschreiben, erklärt Groenenstijn. Viel Gäste zeigten Verständnis. „Aber direkt am Montag hat es einen gegeben, der nicht verständnisvoll war.“ Und noch eines wusste sie zu berichten: „Das Ordnungsamt war Freitag hier. Den Visierschutz ohne Mundschutz dürfen Personal und ich nicht tragen.“

Bescheidener Zulauf unter der Woche

Aus der Ferne grüßen sich viele. Auch Feuerwehrchef Martin Bettray schallt ein freundliches Hallo entgegen. Das tut gut in Corona-Zeiten. Im Companeros-Empanadas spricht Norman Hoffmann von einem bescheidenen Zulauf bis Donnerstag. Freitag wurde es besser. „Wir hatten ein Durchlauf von 30 Gästen“, sagt der Geschäftsführer. Und Mitarbeiter Michael (Mücke) Schneider ergänzt: „Die haben gut verzehrt.“

Drinnen und draußen stehen nur 30 Prozent der Tische und Stühle. Aber die beiden sagen: „Zähne zusammenbeißen und durch“, das sei angesagt.

Theo Wanders weist auf schwierige Situation für Auszubildende hin

Theo Wanders war am Samstag vor seinem Hotel und Restaurant auf der Terrasse im Einsatz: Blumengießen auf der stark mobiliarmäßig ausgedünnten, leeren Terrassen war angesagt.
Theo Wanders war am Samstag vor seinem Hotel und Restaurant auf der Terrasse im Einsatz: Blumengießen auf der stark mobiliarmäßig ausgedünnten, leeren Terrassen war angesagt. © FUNKE Foto Services | Konrad Flintrop

Weiter geht’s nach Elten. Pünktlich zum Glockenschlag um 13 Uhr von St. Martinus ist Theo Wanders vor seinem Hotel und Restaurant auf der Terrasse im Einsatz. Blumengießen auf der stark mobiliarmäßig ausgedünnten, leeren Terrassen ist angesagt. Schön sollen es die Gäste trotz Pandemie haben. „Zwei Niederländer musste ich schon wegschicken. Sie hatten keinen Mundschutz.“

Auch sonst spricht Wanders von einem bisher schleppenden Verlauf. „Viele haben Angst“, erklärt der Geschäftsmann verständnisvoll. Deswegen bietet er nunmehr auch To-Go-Drei-Gänge-Menüs für 12,50 Euro zum Mitnehmen an. Und noch eines weiß Theo Wanders, der bereits 27 Lehrlinge mit Erfolg ausgebildet hat: „Dem Auszubildenden, der sich auf die Abschlussprüfung vorbereitet, fehlen die letzten zwei Monate.“

Enormer zusätzlicher Aufwand

Während es bei den „Winkelmännern“ in den Ratsstuben gegenüber am Samstagmittag normalerweise gut läuft, ist dieses Mal gähnende Leere angesagt. Und das einen Monat bevor Manuela und Peter ihr 25-Jähriges an der Streuffstraße feiern wollten. „Ich brauche eigentlich eine Putzfrau, eine Sekretärin und eine Telefonistin“, berichtet sie von einem enormen, zusätzlichen Aufwand.

Maske ist beim WC-Gang Pflicht

Gerade in Telefonaten mit Niederländern, die davon ausgingen, „dass bei uns wieder alles okay sei“, vergingen schon mal pro Gespräch zehn Minuten. Dabei würden die Gäste aus dem Nachbarland nicht verstehen, dass sie eine Maske etwa beim Betreten und Verlassen der Gaststätte oder beim WC-Gang benötigten. Als total schön bezeichnet die Wirtin, dass „viele kleine Gäste zu Stammkunden beim Eis-außer-Haus-Verkauf geworden sind“.

Ehemann Peter weiß aber: „Wir fangen wieder bei Null an. Dabei lief es in den letzten Jahren so gut.“ Die Winkelmänner sind trotzdem optimistisch. Schließlich haben sie schon so die ein oder andere Hürde genommen.

>>> Wirtetreff am Dienstag

Gespannt auf Dienstag sind die Wirtsleute. Dann wird es um 10 Uhr den nächsten Treff draußen am Info-Center an Rheinpromenade geben. „Ich hoffe, dass es ganz schnell von der Politik einen Rettungsschirm für die Gastronomie geben wird“, so Norman Hoffmann.