Emmerich. Peter Hinze fordert, Corona-Tests auch auf Sammelunterkünfte von Arbeitsmigranten auszuweiten, die in niederländischen Schlachthöfen arbeiten.

In Emmerich leben zahlreiche osteuropäische Arbeitsmigranten, die vielfach in der fleischverarbeitenden Industrie in den Niederlanden arbeiten. Das Thema beschäftigt aus verschiedenen Gründen bereits seit geraumer Zeit die Bevölkerung. So sah sich die Stadt Emmerich dazu gezwungen, verschiedene Sprechstunden anzusetzen, in denen in den Ortsteilen über die Problematik geredet werden konnte.

Der Stadt sind aktuell insgesamt 40 Immobilien bekannt, die als Sammelunterkünfte für die Leiharbeiter dienen, die tagtäglich in Kleinbussen über die Grenze pendeln.

Corona-Tests sollen ausgeweitet werden

Der Bürgermeister der Stadt Emmerich Peter Hinze hat angesichts der aktuellen Entwicklungen einen Brief an NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann gesendet.
Der Bürgermeister der Stadt Emmerich Peter Hinze hat angesichts der aktuellen Entwicklungen einen Brief an NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann gesendet. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Bürgermeister Peter Hinze sorgt sich angesichts der aktuellen Entwicklungen im Kreis Coesfeld, die unter anderem auch auf die Wohn- und Lebensumstände der Arbeitnehmer zurückgeführt werden, um die Situation vor Ort in Emmerich. Er fordert deshalb jetzt in einem Schreiben an NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, die angeordneten Corona-Tests für Schlachthof-Mitarbeiter in NRW auch auf die Arbeitnehmer auszudehnen, die in niederländischen Schlachthöfen arbeiten und in Sammelunterkünften in Deutschland wohnen.

Unterbringung ist grundsätzlich bedenklich

„Die Unterbringung der Leiharbeiter in den Sammelunterkünften ist unter vielerlei Gesichtspunkten sowieso schon bedenklich. Aber dagegen fehlte uns als Kommune bisher die rechtliche Handhabe. Die aktuellen Entwicklungen im Kreis Coesfeld zeigen, dass diese ‚Unart der Unterbringung‘ das Infektionsrisiko möglicherweise erheblich steigert. Um die damit verbundenen möglichen Gesundheitsgefahren in den Griff zu bekommen, muss unser Kreis-Gesundheitsamt in die Lage versetzt werden, auch in den Sammelunterkünften Tests vorzunehmen“, betont Bürgermeister Hinze.

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In dem Brief schildert Hinze dem NRW-Gesundheitsminister die bisher ergriffenen Maßnahmen durch das Ordnungsamt der Stadt Emmerich: So wurden den Leiharbeitsfirmen unter anderem Auflagen zur Beförderung der Arbeiter in Kleinbussen erteilt. Außerdem haben die Mitarbeiter des Ordnungsamts Regeln für das Verhalten in der Öffentlichkeit und in den Unterkünften in verschiedenen Sprachen ausgegeben.

Knapp elf Prozent der Emmericher Wohnbevölkerung

„In Emmerich leben über 3600 EU-Bürger aus Osteuropa. Das sind knapp elf Prozent der gesamten Wohnbevölkerung unserer Stadt. Viele dieser Menschen arbeiten in der fleischverarbeitenden Industrie im Nachbarland. Bei dieser Zahl können Kontrollen nur stichprobenartig erfolgen. Außerdem erschwert uns die mangelnde Kooperationsbereitschaft mancher Leiharbeitsfirmen die Arbeit“, so Hinze weiter.

Hinze spricht auch für Amtskollegen aus Kleve, Goch und Kranenburg

Neben Emmerich sind im Kreis Kleve auch in den Städten Kleve und Goch und in der Gemeinde Kranenburg eine erhebliche Anzahl von Sammelunterkünften von osteuropäischen Leiharbeitnehmer, die in den Niederlanden arbeiten, bekannt. Das Schreiben von Bürgermeister Peter Hinze ergeht auch im Namen der Amtskollegen in diesen Kommunen.

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Einzelne Fälle von Covid-19-Infektionen habe es unter den osteuropäischen Arbeitsmigranten, die meisten in Emmerich stammen aus Rumänien, auch in Emmerich und den anderen drei Kommunen gegeben. Die angezeigten Maßnahmen seien daraufhin einzelfallbezogen veranlasst worden.

>>> Peter Kossen warnt seit Wochen eindringlich

Der ehemalige Emmericher Stadtpfarrer, Monsignore Peter Kossen, ist seit langem ein ausgewiesener Kritiker der Zustände und Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie. Der katholische Seelsorger warnt seit Wochen eindringlich vor einer massenweisen Corona-Infizierung von osteuropäischen Arbeitsmigranten in Großbetrieben. Angesichts prekärer Wohnverhältnisse und harte Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie befürchtet er eine Vielzahl schwerer Verläufe der Corona-Erkrankung bei den Arbeitern in dieser Branche.

Totalerschöpfung und mangelnden Arbeitsschutz beklagt der engagierte Pfarrer und KAB-Vorstandsmitglied

„Der Vorfall in Coesfeld wird nur der Anfang sein“, warnt Kossen. Enge und gesundheitsgefährdende Unterkünfte, in denen mitunter ganze Familien von Arbeitsmigranten mit ihren Kindern leben, verschärfen die Infektionsgefahr. Landesweit müssen, so fordern KAB und Kossen, die Unterkünfte von Saisonarbeitern in der Fleischindustrie und in der Landwirtschaft verstärkt überprüft und konsequent verbessert werden. „Menschenwürdiges Leben und Arbeiten ein Menschenrecht“, betont der katholische Sozialverband KAB.

Arbeits- und Wohnbedingungen schnell ändern

Kossen fordert von den Unternehmen und den Behörden schnellstmöglich umfassende und wirksame Maßnahmen zum Schutz der Arbeitsmigranten. „Die Arbeits- und Lebensbedingungen der in der Fleischindustrie-Beschäftigten liefern die Betroffenen und ihre Angehörigen wehrlos einer hochansteckenden und sehr gefährlichen Krankheit aus,“ so Kossen. Es müsse jetzt sehr schnell gehandelt werden. Sonst könne der Fall Coesfeld schnell nur der Anfang einer massiven Infektionswelle für die Arbeiter sein.