Emmerich. Von Probat bis zum kleinen Handwerker: Überall schlägt die Coronavirus-Krise zu. Die wirtschaftliche Situation wird sich deutlich verschlechtern.

Namhafte Unternehmensvertreter aus Emmerich und Rees befürchten aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus’ harte Einschnitte in der wirtschaftlichen Entwicklung. Vor allem die Automobilzuliefererbranche rechnet mit heftigen Einschlägen, nachdem die großen Automobilbauer ihre Produktion eingestellt haben.

Das Emmericher Unternehmen Schneegans ist stark von der Automobilindustrie abhängig.
Das Emmericher Unternehmen Schneegans ist stark von der Automobilindustrie abhängig. © WAZ FotoPool | Johannes Kruck

Dennis Wally, Geschäftsführer des Emmericher Unternehmens Schneegans-Freudenberg, sagt gegenüber der NRZ, dass er jetzt von Tag zu Tag plane. „Es ist jetzt vor allem wichtig, die Mitarbeiter zu schützen.“ Entsprechende Vorsichtsmaßnahmen werden bereits seit vier Wochen umgesetzt. Wie sich die Auftragslage entwickeln wird, könne er noch nicht abschätzen. Aktuell laufe die Produktion normal weiter.

100 Menschen arbeiten bei Schneegans-Freudenberg

Bei Schneegans-Freudenberg arbeiten 100 Menschen, die für die Produktion von Kunststoffteilen zuständig sind. Diese werden für unterschiedliche Komponenten in der Automobilindustrie benötigt. „Die Situation ist weltweit unterschiedliche. Die chinesischen Autowerke laufen normal. Wir befinden uns noch in der Phase der Analyse“, sagt Wally. Ob man Kurzarbeit beantragen werde, stehe noch nicht fest: „Aber das kann sich alles schnell ändern.“

Wim Abbing, Geschäftsführer der Probat-Werke, sieht schwere wirtschaftliche Zeiten auf Deutschland zukommen. Zurzeit werde in Emmerich noch voll produziert: „Wir haben noch ausreichend Stahl und Bleche“, so Abbing. So lange man Material bekomme, werde man auch alles tun, um die Produktion zu erhalten. „Wir haben das Glück, dass wir mit vollen Auftragsbüchern ins Jahr gestartet sind.“

Probat kann die Produktion aufrecht erhalten

Gleichwohl geht auch er davon aus, dass der Knick kommen wird. Zurzeit überlege man mit dem Betriebsrat, wie man die Situation händelt. Über Minus-Arbeitszeitkonten oder Kurzarbeit-Regelungen. Viele Kollege habe man ins Home-Office geschickte und auch eine Zwei-Schichtendienst eingeführt. „Jeder hat jetzt zwei Meter Platz zum Arbeiten“, sagt Abbing. Auch für Materialanlieferungen gebe es neue Regeln: Lkw-Fahrer dürfen nicht mehr aussteigen. Die Auflieger werden von der Probat-Mannschaft ausgeladen.

Insgesamt sieht Abbing Probat aber noch auf der guten Seite. Auch in Krisenzeiten werde noch Kaffee getrunken. Gleichwohl werde das Kleinröster-Geschäft einbrechen. Auch die die Montage- und Servicetechniker holen man zurzeit zurück. Für sie gibt es vorerst nichts zu tun. Die IT-Abteilung könne hingegen ungehindert weiterarbeiten.

Vorbereitungen bei der Gießdraht

Dr. Alexander Khoury führt die Deutsche Gießdraht.
Dr. Alexander Khoury führt die Deutsche Gießdraht. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Die Deutsche Gießdraht hat alles unternommen, um gut durch die Krise zu gelangen. Zurzeit produziere man noch mit voller Kapazität. Mehrere Mitarbeiter arbeiten zu Hause, die Lieferanten werden strikt von den Mitarbeitern getrennt. Dafür wurden Stellwände aufgebaut. Die Deutsche Gießdraht liefert Drähte unter anderem für die Elektro- und Autoindustrie. Das Spektrum sei sehr breit gefächert. Den Kunden habe man zugesichert, dass man liefern könne. Bei den Materialien, die möglicherweise in zwei Wochen knapp werden könnten, habe man neue Liefervereinbarungen getroffen.

Alle internen Veranstaltungen wurden abgesagt. Es gibt kein gemeinsames Mittagessen mehr, die Mitarbeiter haben seit zwei Wochen eine Urlaubssperre. Wer aus dem Urlaub kommt, darf nicht sofort in den Betrieb, sondern muss mehrere Tage zu Hause bleiben. „Es ist eine anstrengende Zeit“, sagt der neue Geschäftsführer Alexander Khoury gegenüber der NRZ. Kurzarbeit sei aber kein Thema.

Handwerker bekommen die Krise zu spüren

Auch in der Handwerksbranche spürt man jetzt die Auswirkungen deutlich. Matthias Driever, Geschäftsführer des gleichnamigen Heizungs- und Sanitärunternehmens, erhält jetzt täglich Absagen von Kunden, die ihre Sanierungsmaßnahme gerne verschieben möchten. Die Notfallversorgung für Wasserrohrbrüche oder verstopfte Klos sei gewährleistet.

Aber was ist wenn die Ausgangssperre kommt? Matthias Driever weiß es noch nicht: „Hier ändert sich alles täglich. Bis gestern hätte ich noch gesagt, dass uns die Krise nicht so schlimm trifft. Jetzt steht hier das Telefon nicht mehr still.“ Auch bei Driever diskutiert man gerade über die Einführung von Kurzarbeit. Sechs Mitarbeiter sind hier beschäftigt.

Emmerichs Wirtschaftsförderin Sarah Kreipe merkt an den Anrufen, dass zurzeit sehr viele Unternehmen Informationsbedarf haben. Auf der Seite der Stadt Emmerich soll spätestens am Freitag ein Info-Sammlung erscheinen, in der alle Fördermöglichkeiten aufgelistet werden.