Emmerich. Bei der Deutschen Giessdraht geht Stefan Schneider in den Ruhestand. Alexander Khoury neuer Geschäftsführer. Gute Perspektiven für Gießwalzdraht.
Führungswechsel bei der Deutschen Giessdraht: Dr. Stefan Schneider (61) hat am Freitag seinen letzten Arbeitstag bei dem Emmericher Unternehmen, bevor er dann Ende des Monats vorzeitig in den Ruhestand geht. Sein Nachfolger ist Dr. Alexander Khoury, der seit 1992 für die Aurubis Gruppe, dem Mutterkonzern der Deutschen Giessdraht, tätig ist.
Für Dr. Schneider enden damit 17 Jahre des Pendelns aus dem Hamburger Raum nach Emmerich: „Meine Frau und ich haben eine Wochenendehe geführt. Einmal im Monat haben wir auch ein Emmerich-Wochenende gemacht. Wir haben viel Zeit nachzuholen. Und nun habe ich dann auch mal Zeit, die Enkelkinder vom Kindergarten abzuholen“, freut sich der 61-Jährige. Aber er werde auch einige „Chef-Angewohnheiten“ zuhause ablegen müssen. Eine Umstellung für beide. Und vielleicht ergebe sich auch noch ein Nebenjob zum Rentnerdasein.
Größere Nähe zum Mutterkonzern Aurubis
Für die Deutsche Giessdraht komme der Wechsel zu einem guten Zeitpunkt. Im August 2018 ist der Hersteller von Gießwalzdraht 100-prozentige Tochter der Aurubis geworden: „Die Integration bewirkt gewisse Veränderungen. Die größere Nähe an den Schnittstellen ist zu gestalten“, erklärt Stefan Schneider. Da sei es gut mit Dr. Alexander Khoury einen Nachfolger mit „Aurubis-Gen“ gefunden zu haben.
Da schließe sich auch ein Kreis. Denn Schneider und Khoury kennen sich seit 1992 aus gemeinsamen Aurubis-Zeiten. Schneider fing 1989 als Betriebsleiter bei der Aurubis in Hamburg an. Drei Jahre später folgte Khoury, der zuletzt die Produktion in Hamburg leitete. Es entwickelte sich ein freundschaftliches Verhältnis.
Chancen: In der Elektromobilität wird viel Kupfer verbaut
2003 wurde Dr. Schneider Geschäftsführer der Deutschen Giessdraht: „Es war eine spannende Zeit mit vielen Veränderungen.“ Zuletzt wurde für 2,5 Millionen Euro im Sommer 2019 ein neuer Kathodenschmelzofen angeschafft – die größte Investition der 45-jährigen Firmenhistorie, die dem Unternehmen eine moderne und leistungsfähige Anlage beschert hat: „Eine der bedeutendsten Anlagen für Gießwalzdraht in Europa“, freut sich Schneider.
Die Zukunftsaussichten für die Deutsche Giessdraht sind nicht schlecht. „Wir sehen Herausforderungen und Chancen in der Elektromobilität“, erklärt Dr. Schneider. Denn hier werde Kupfer im großen Stil verwendet. Auch in der regenerativen Energie gibt’s Potenzial für das Emmericher Unternehmen: „25 Tonnen Kupfer in einem Windrad sind eine Menge“, weiß Dr. Khoury. Nach wie vor sei Kupfer der beste und verlustfreiste Stromleiter. Und: „Wir sind der weltgrößter Recycler für kupferhaltige Materialien“, glaubt auch der neue Chef an günstige Aussichten.
115 Mitarbeiter sind in Emmerich tätig
Auch Alexander Khoury wird aus Hamburg nach Emmerich pendeln. Im Oktober ist er seine Stelle angetreten. Er sei auch erst kurz vorher gefragt worden und musste nicht lange überlegen. Der 58-Jährige wurde in Mönchengladbach geboren, immerhin Niederrhein. Im Bergischen Land wuchs er auf. Er studierte in Aachen, arbeitete in Köln, promovierte in Berlin und wurde dann mit seiner Familie in Hamburg heimisch.
Für den 115 Mitarbeiter zählenden Standort an der Kupferstraße gehe es darum, sich weiter an die Anforderungen des Marktes anzupassen und sich weiterzuentwickeln. Höchste Standards in der Arbeitssicherheit gelte es zu halten: „Wir wollen die positive Entwicklung der vergangenen Jahre fortsetzen. Das erwartet die Mannschaft auch“, sagt Dr. Alexander Khoury.
>> Das ist die Aurubis Group
Die Aurubis wurde 1866 gegründet. Inzwischen ist das Unternehmen mit rund 6700 Mitarbeitern in über 20 Ländern vertreten. Jährlich werden rund 1,14 Millionen Tonnen Kupfer produziert.
In Emmerich ist der Umsatz relativ stabil, so Dr. Schneider. 2019 lag er bei etwa 20 Millionen Euro.
Die Deutsche Giessdraht versteht sich als Ausbildungsbetrieb und weist recht gute Übernahmechancen auf.